Beringmeer – Plastikmüll in der Arktis | Polarjournal
An den Stränden des Beringmeers in Alaska gesammelter Müll. (Austin Ahmasuk)

Müll der von Asien an die Strände Alaskas treiben, sind nichts Neues. Aber in diesem Jahr gibt es eine mysteriöse und beunruhigende Flut, die sich an den Küsten in den Gemeinden der Beringstraße in Alaska staut. Die Gemeinden wurden mit großen Mengen von Plastikabfälle, Getränkekisten, Dosen und anderen Trümmern überschwemmt.

Die Stände sind mit angeschwemmtem Müll übersäht und werden in mühsamer Arbeit von den Dorfbewohnern eingesammelt und entsorgt. (Foto: Departement of Environmental Conservation)

Die meisten Trümmer scheinen ausländischen Ursprungs zu sein, wobei Flaschen und Verpackungen russische und koreanische Schriftzeichen tragen. Der Müll tauchte erstmals Ende Juli 2020 auf der St.-Laurence Island auf und hat sich seitdem auch auf andere Gebiete ausgebreitet.

Gemeinden wie Unalakleet, Gambell, Savoonga und Nome haben von einem vermehrten Anschwemmen dieser Trümmer berichtet und dokumentiert. „Es ist schrecklich. Es ist wirklich schrecklich“, sagte Austin Ahmasuk, Fürsprecher für die Meeresumwelt der von den Nomaden gegründeten Organisation Kawerak Inc. „Es kommt und kommt und kommt.“

Die Bewohner vor Ort katalogisieren das, was sie gefunden haben, und melden dies der NOAA, sagte Ahmasuk. „Ich schätze, dass etwa 15 bis 20 Prozent aus Behältern bestehen, die irgendeine Art von Erdölprodukt enthielten, sagte er.

Gemeindemitglieder in der gesamten Region haben sich mobilisiert, um den Müll aufzuräumen, aber die genaue Quelle des Abfalls ist noch unbekannt.

Anders als der übliche Strandmüll, der jahrelang angeschwemmt wurde, erscheinen diese Gegenstände neueren Datums, sagten Ahmasuk und Peter Murphy, Koordinator für das Meeresmüllprogramm der National Oceanic and Atmospheric Administration in Alaska. Auf einigen der Gegenstände seien sogar Stempel mit dem Datum 2020 angebracht, sagten sie.

In einer Pressemitteilung dokumentierte Kawerak eine Reihe spezifischer Berichte, darunter einen vom 3. August, in dem zwei Bewohner der Gemeinde Gambell über einen fünf Kilometer langen Strandabschnitt 19 Müllsäcke mit Plastik füllten, wobei jeder Sack etwa 25 Kilogramm wog.

Drohende Strangulierung durch ein Fischernetz aus Kunststoff um den Hals. Durch Abfälle aus Kunststoff kommen jedes Jahr tausende Meeresbewohner ums Leben. (Foto: Wildlife)

Die Anschwemmung des Mülls kommt zu einem besonders schlechten Zeitpunkt. Viele der organisierten Strandsäuberungen in der Region der Beringstraße und anderswo an der Küste Alaskas wurden wegen der Coronavirus-Pandemie reduziert oder ganz eingestellt.

Auf der Insel St. Paul im Beringmeer wurde die jährliche Sommer-Strandsäuberung in diesem Jahr abgesagt.  Die seit 1998 jährlich durchgeführte Veranstaltung wurde im vergangenen Jahr fast 10.000 Kilogramm angeschwemmter Müll eingesammelt. Reisebeschränkungen machen es schwierig, Ausrüstung und zusätzliche Arbeitskräfte zur Unterstützung der Aufräumarbeiten mitzubringen. Die Sammlung und Entsorgung von Trümmern bleiben somit Einzelpersonen überlassen.

Wenn das Eis der Arktis dünner wird und schmilzt, wird in Zukunft immer mehr Müll angeschwemmt und damit die Umweltverschmutzung fast nicht mehr zu verhindern sein.

Heiner Kubny, PolarJournal

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