Falklandinseln ernennen Junior-Botschafter | Polarjournal
Hier im Government House, dem Amtssitz des Gouverneurs, wurden die beiden neuen Junior-Botschafterinnen offiziell ernannt. Beide Empfängerinnen stammen von den Falklands und sind zurzeit in Grossbritannien mit ihren Ausbildungen beschäftigt. Dies war eines der Auswahlkriterien. Bild: Michael Wenger

Die Falklandinseln haben den Status eines britischen Überseegebietes. Regierungsoberhaupt ist ein von London bestimmter Gouverneur, der aber mit einem lokal gewählten Parlament zusammen die Inseln verwaltet. Damit sind sie zwar direkt ein Teil des britischen Hoheitsgebietes, haben aber dennoch grosse Autonomie und die Souveränität in vielen Bereichen. Nun haben die Falklandinseln einen historischen Schritt gemacht und als erstes Überseegebiet überhaupt ein Junior-Botschafter-Programm ins Leben gerufen. Die ersten Absolventinnen des Programms wurden nun offiziell zu Junior-Botschafterinnen der Falklandinseln ernannt.

Die Zeremonie zur feierlichen Ernennung wurde im Government House, dem Amtssitz des Gouverneurs der Falklandinseln, vollzogen. Neben dem Gouverneur Nigel Phillips CBE war auch der Initiator des Botschafterprogrammes, der Abgeordnete Hon. Roger Edwards anwesend. Als Botschafterinnen wurden die beiden Einheimischen Hannah McPhee und India Clarke ernannt. Der Gouverneur erklärte in seiner Rede, dass nach seinem Wissen dieses Programm das Erste seiner Art sei. Die beiden frischgebackenen Botschafterinnen werden nun die Falklandinseln in den kommenden Jahren repräsentieren und nach aussen vertreten.

Die beiden neuernannten Juniorbotschafterinnen Hannah McPhee (mitte links) und India Clarke (mitte rechts) haben in einer offiziellen Zeremonie ihre Ernennungsurkunden von Falklandgouverneur Nigel Phillips CBE (rechts) und dem Parlamentsabgeordneten und Initiator Hon. Roger Edwards erhalten. Bild. Falkland Island Government via Mercopress

Angesprochen auf das Ziel des Programmes, erklärt der Initiant Hon. Roger Edwards: «Es ist entstanden, um die einzigartige Kultur, Gesellschaft und Werte der Inseln zu vertreten und unsere Umwelt- und Wirtschaftsziele, während Beziehungen aufgebaut und Unterstützung für das Selbstbestimmungsrecht der Bewohner gesammelt werden.» Dies sind auch die Ziele der frischgebackenen Botschafterinnen. Beide sind zurzeit in Grossbritannien dabei, ihre Ausbildungen in Medizin bzw. im Bereich Gesundheits- und Sozialsorge abzuschliessen. Sowohl Hannah wie auch India stammen von den Falklandinseln. Dies war auch einer der Auswahlkriterien für eine mögliche Bewerbung. Das Programm steht allen Einheimischen im Alter zwischen 18 bis 25 Jahre offen, die mindestens eine zwei-jährige Ausbildung in Grossbritannien unternehmen. 23 Bewerber erfüllten diese Kriterien und mussten nach der Anmeldung einen dreitägigen Intensivkurs über die Falklandinseln, aber auch über öffentliche Auftritte, Interviewtechnik, Etikette und ihre Repräsentationsaufgaben überstehen. Am Ende wurde mithilfe von Prüfungen, Präsentationen und einem Abschlussgespräch die Auswahl abgeschlossen. Beide Botschafterinnen dürfen nun zwischen zwei und vier Jahren (abhängig von ihrer Studienzeit in Grossbritannien) den Titel eines Junior-Botschafters tragen und werden ihre Inseln vertreten.

Die Hauptstadt der Falklands, Port Stanley, ist auch die einzige grössere Ortschaft und sowohl das kulturelle wie auch administrative Zentrum des rund 770 Inseln umfassenden Archipels. Der Grossteil der knapp 3’400 Einwohner lebt in der Ortschaft. Obwohl seit Jahrzehnten Argentinien seinen Anspruch auf die Inseln erhebt, sehen sich die Bewohner als britisch. In einer 2013 durchgeführten Abstimmung wurde für ein Verbleib bei Grossbritannien gestimmt. Bild: Michael Wenger

Die Falklands stehen seit Jahrzehnten mit Argentinien im Streit um die Hoheit der Inseln. Nachdem mit der vorherigen Regierung Macri eine Art Tauwetter in den Beziehungen geherrscht hatte, ist die Situation mit der neuen Regierung Fernandez wieder verstärkt in Richtung Konfrontation geglitten. Die Ernennung von Junior-Botschaftern, die für die Inseln und deren Anliegen und Souveränität Werbung machen, dürfte den Mächtigen in Buenos Aires durchaus sauer aufstossen. Bisher ist jedoch eine Reaktion ausgegblieben.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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