Neues Refugium für antarktischen Krill | Polarjournal
Antarktischer Krill, der in grossen Schwärmen auftritt, benötigt das antarktische Meereis für seine Entwicklung. Doch die stetige Wassererwärmung im Bereich zwischen Südgeorgien und der antarktischen Halbinsel hat dort bereit zu einer grossen Veränderung des Meereisregimes geführt, zum Leidwesen des Krills. Bild: Wikicommons CC BY 3.0

Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass der antarktische Krill, ein wichtiges Glied im Nahrungsnetz des Südlichen Ozeans, Zufluchtsorte vor der raschen Klimaerwärmung und dem Eisverlust hat. Denn diese Faktoren haben die einen Teil seines Lebensraums im atlantischen Teil des Südlichen Ozean bereits stark beeinträchtigt.

Es wurde lange angenommen, dass der atlantische Sektor des Südlichen Ozeans das Epizentrum der globalen Krillpopulation bildete. Dies hat Alarmglocken für die Erhaltung ihrer Bestände ausgelöst, da diese spezielle Region eine der am schnellsten erwärmenden Ozeanregionen auf dem Planeten war. Diese neue Studie zeigt, dass diese Region aufgrund der Verschlechterung des Lebensraums zwar weniger Krill als zuvor unterstützen kann, der stabilere indische und pazifische Sektor jedoch als Zufluchtsort fungiert und möglicherweise sogar mehr Krill enthält als vor einem Jahrhundert.

Die Karten zeigen die Krillverteilungen in den verschiedenen vom Forschungsteam um Guang Yang und Chaolun Li untersuchten Zeitspannen. Die farbigen Flächen zeigen die Dichte des Krills in den Regionen an (violett = niedrigere Dichte bis rot = sehr hohe Dichte). Die Karte zeigt, dass sich Krill von der Region des atlantischen Sektors in den vergangenen 90 Jahren in Richtung Indopazifik (Prydz-Region) verschoben hat. Karte: Yang et al (2020)

Im Mittelpunkt der Studie stand eine kürzlich durchgeführte chinesische Umrundung Antarktikas mit einem Ring von Stationen, an denen Proben entnommen worden waren. Dieses Kunststück auf dem Eisbrecher Xuelong ist in der heutigen Zeit wahrscheinlich unerreicht und bietet die notwendige zirkumpolare Perspektive, unterstützt durch eine bestehende zirkumpolare Datenbank von Krill aus den letzten 90 Jahren. Der Hauptautor der Studie Dr. Guang Yang, Meeresökologe am Institut für Ozeanologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (IOCAS), erklärt: «Die meisten Planktonarten, einschliesslich Krill, sind in einem Ring direkt um die Antarktis verteilt, aber ihre Lebensräume ändern sich von Sektor zu Sektor unterschiedlich schnell. Wir haben dies als eine Art natürliches Experiment verwendet, um die sich ändernde Menge von Krill in jedem der Sektoren zu verfolgen.»

Antarktischer Krill ist für die meisten Tiere der Antarktis die Hauptnahrungsgrundlage. Pinguine, Seeleoparen und besonders Wale nutzen die proteinreichen Krebstiere, um sich für die langen Wanderungen des Winters vorzubereiten. Wale können dabei gewaltige Mengen des nur 6 cm grossen Krebses vertilgen. Bild: Michael Wenger

«Der Südliche Ozean ist ein riesiges und komplexes Ökosystem. Durch das Zusammenführen mehrerer Datenquellen von mehreren Standorten aus sehen wir allmählich das Gesamtbild: Einige Bereiche haben sich schneller geändert als andere.»

Dr. Simeon Hill, BAS

Diese Studie bietet eine breitere zirkumpolare Perspektive auf diese Krillbestände. Eine breitere Betrachtung ist zeitgemäss, denn diese Art von Informationen wird benötigt, um ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten (MPAs) in der Antarktis zu planen und eine auf wissenschaftlichen Beweisen basierende Bewirtschaftung verschiedener Fischereien durchzuführen. Dazu meint der Co-Autor Dr. Simeon Hill, Fischereimodellierer bei der British Antarctic Survey (BAS): «Der Südliche Ozean ist ein riesiges und komplexes Ökosystem. Durch das Zusammenführen mehrerer Datenquellen von mehreren Standorten aus sehen wir allmählich das Gesamtbild: Einige Bereiche haben sich schneller geändert als andere.» Und daher müssen nun mehr Daten gesammelt werden, wie sich die Krillpopulationen weiter verhalten werden. Um diese Aufgabe aber bewerkstelligen zu können, sind verstärkt internationale Zusammenarbeiten wie diese notwendig. Dazu sagt Co-Autor Dr. Angus Atkinson, leitender Ökologe am Plymouth Marine Laboratory: «Dies ist ein grossartiges Beispiel dafür, wie die verschiedenen Nationen, die in der Antarktis arbeiten, ihre Ideen und Daten kombinieren können. Ein Geist der Zusammenarbeit ist für einen gemeinsamen Ansatz für Management und Naturschutz in der Antarktis von wesentlicher Bedeutung.»

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

Link zur Studie: Yang et al (2020) Limn Oceano EPub Changing circumpolar distributions and isoscapes of Antarctic krill: Indo‐Pacific habitat refuges counter long‐term degradation of the Atlantic sector : doi.org/10.1002/lno.11603

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