Russlands staatliche Umweltschützer drohen damit, das Bergbauunternehmen Nornickel vor Gericht zu ziehen, wenn es nicht freiwillig eine Entschädigung für Umweltschäden zahlt. Durch das Bersten eines Lagertanks kam es zu einer kapitalen Umweltverschmutzung durch Diesel Treibstoff.
Nornickel, einer der weltweit größten Produzenten von Nickel und Palladium, steht im Rampenlicht, seit am 29. Mai ein Treibstofftank barst und 21.000 Tonnen Diesel in Flüsse und den Untergrund nahe der arktischen Stadt Norilsk auslief. Dabei wurden die Gewässer und das Erdreich der Umgebung in Mitleidenschaft gezogen.
Letzte Woche gab nun Norilsk Nornickel bekannt, dass es mehr als 90 Prozent des Treibstoffes, welcher in die Gewässer auslief, wieder aufgefangen habe. Es soll sich nach eigenen Angaben um etwa 12.000 Tonnen Treibstoff handeln.
Bereits Anfang September 2020 hat die Umweltschutzorganisation «Rosprirodnadzor» einen Antrag auf „freiwillige Entschädigung“ in Höhe von fast 148 Milliarden Rubel (2,1 Milliarden Dollar) an die Nornickel-Stromtochter NTEK gesandt.
Nun hat «Rosprirodnadzor» ihre Ankündigung umgesetzt und eine Klage gegen den Bergbau-Riesen Nornickel eingereicht. Die Forderung der Umweltschützer beläuft sich auf 2 Milliarden Dollar für die durch das Leck verursachten Umweltschäden.
Nornickel ist sowohl mit dem Umfang der Forderung als auch mit der für ihre Berechnung verwendeten Methodik nicht einverstanden, sagte ein Sprecher in einer Erklärung, fügte aber hinzu: „Das Unternehmen bestätigt seine Verpflichtung, die Folgen des Unfalls auf eigene Kosten zu beseitigen“.
Nornickel glaubt, dass es verfrüht war, die Klage einzureichen, da er auf eine außergerichtliche Einigung hoffte. Es seien bereits 2 Milliarden Dollar an Reserven zurückgelegt worden, was zu einem Einbruch seines Nettogewinns in der ersten Jahreshälfte führte.
Die Umweltgruppe «Greenpeace» hat den Vorfall mit dem Ölunfall der Exxon Valdez 1989 vor Alaska verglichen. Greenpeace unterstützt die Schadenersatzklage von «Rosprirodnadzor» mit der Begründung, die Summe entspreche dem beispiellosen Ausmaß der Schäden an den Wasserressourcen der Arktis.
Heiner Kubny, PolarJournal