Die COVID-Pandemie hat der aufstrebenden Expeditionsreisebranche sehr stark zugesetzt. Noch während der letzten Wochen der vergangenen Antarktissaison mussten alle Anbieter und Reedereien ihre Schiffe zurückholen, ihre Guides entlassen und ihre Geschäftsaktivitäten zurückfahren. Während aber die Aussichten auf einen Start für diese Saison ab Argentinien düster aussieht, wagt man in Neuseeland den Start in die Expeditionsreisen und hat dem Traditionsunternehmen Heritage Expeditions grünes Licht erteilt.
Mit der Erlaubnis in der Tasche kann das traditionsreiche Familienunternehmen seine Saison offiziell starten und sein Schiff, die Spirit of Enderby mit der Mannschaft von Russland nach Neuseeland bringen. Denn das Schiff ist ein komfortabel umgebautes ehemaliges Forschungsschiff, ideal für die polaren Regionen und zur Erkundung der subantarktischen Inseln rund um Neuseeland. Mit seiner hohen Wendigkeit und geringem Tiefgang können Buchten und Orte angelaufen werden, die für andere Expeditionsschiffe nicht möglich sind. Doch zuerst muss das Schiff und seine Mannschaft die strikten COVID-Protokolle Neuseelands durchlaufen, bevor ab November mit den Fahrten rund um die heimische Inselwelt und die subantarktischen Inseln Neuseelands gestartet werden kann. Auch für die Gäste, die ausschliesslich aus Neuseeland kommen aufgrund der Reiserestriktionen, besteht ein Sicherheits- und Gesundheitsprotokoll. Die erste Reise wird auch nicht zu weit von Neuseeland wegführen.
«Die Grösse unserer Spirit of Enderby und die Zahl der Gäste geben uns die Möglichkeit dieser familiären Atmosphäre, aber auch Sicherheit und Wohlergehen alles Leute an Bord.»
Aaron Russ, Firmeninhaber Heritage Expeditions
Die ersten Fahrten werden sich in Neuseeland’s «Hinterhof» abspielen und die Inseln rund um Neuseeland ansteuern. Danach sollen die subantarktischen Inseln weiter südlich und zum Schluss vielleicht die Rossmeerregion in Antarktika auf dem Plan stehen. Damit wollen die Firmeninhaber Aaron und Nathan Russ sozusagen zurück zu den Wurzeln der Firma gehen. Denn vor mehr als 30 Jahren begann ihr Vater Rodney Russ seine Expeditionsreisen mit Besuchen der wilden Fjordlandküste und den um Neuseeland liegenden Inseln. Man wollte den Gästen die Tier- und Pflanzenwelt näherbringen. Seither wurden die Reisen im Süden während der Antarktissaison immer weiter ausgebaut und Orte angesteuert, die sonst kaum eine Firma auf ihren Reiserouten hat. Dabei steht das Erlebnis der Natur im Vordergrund, nicht die Ausstattung der Bar oder der Flauschheitsgrad der Bettwäsche. «Wir legen schon einen grossen Wert auf Komfort und Gemütlichkeit an Bord», meint Aaron Russ. «Doch bei uns soll sich der Gast wie in einer Familie zuhause fühlen, nicht in einem Hotel. Wir leben schliesslich während einiger Zeit zusammen. Die Grösse unserer Spirit of Enderby und die Zahl der Gäste geben uns die Möglichkeit dieser familiären Atmosphäre, aber auch Sicherheit und Wohlergehen alles Leute an Bord.»
Ob diese Pläne umgesetzt werden können, hängt vom Verlauf der ersten Reisen ab. Doch bei Heritage ist man optimistisch. Denn Neuseeland hat als eines der wenigen Ländern in der Welt seine COVID-Ausbrüche unter Kontroller gekriegt. Seit rund zwei Wochen sind auch keine weiteren Infektionen in Auckland, dem letzten Ausbruchsherd, verzeichnet worden. Trotzdem wird bei Heritage ein strenges COVID-Protokoll aufgestellt. Denn wie immer steht bei Expeditionsreisen die Sicherheit und Gesundheit der Gäste und der Mannschaft und Guides über allem anderen. Und die Vorzeichen, dass es Heritage und Neuseeland gelingen wird, trotz Viruspandemie eine erfolgreiche Südsaison durchzuführen, stehen gut.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal