Murmansk Shipping Company ist Insolvent | Polarjournal

Ein Bild mit Geschichte – auf der Fahrt nach Franz Josef Land im Sommer 2005 gab es noch wirklich viel Eis und die «Kapitan Dranitsyn» fuhr noch für Murmansk Shipping Company, wie am Kamin gut zu erkennen ist. (Foto: Heiner Kubny)

Das Schiedsgericht der Region Murmansk hat die Bearbeitung des Antrags der PJSC VTB Bank auf Insolvenz der Murmansk Shipping Company akzeptiert, heißt es in der Entscheidung des Gerichts vom 6. Oktober 2020. Damit ist eine der bekanntesten, schon in der Sowjetzeit entstandenen Reederei nur noch Geschichte.

Die Türen bei Murmansk Shipping Company dürften demnächst geschlossen bleiben. Ein Traditionsunterhemen dessen Ursprung bis in die Sowjetzeit zurückgeht ist am Ende. (Foto: Archiv)

Die Murmansker Reederei verfügte einst über eine Flotte von 37 Schiffe, von denen viele über einen hohen Eisklassenstandard verfügten. Dies ermöglichte MSCO Transporte zu verlassenen Orten entlang der russischen Arktisküste durchzuführen.

Bis 2008 verwaltete das Unternehmen die staatliche russische Flotte atomgetriebener Eisbrecher. Damals leitete Vjatscheslav Ruksha, derzeit Leiter des Direktorats für den Nördlichen Seeweg bei Rosatom, das Unternehmen.

Bei der Insolvenz von MSCO handelte es sich um einen erwarteten Zusammenbruch. Etwa zehn Schiffe des Unternehmens werden in verschiedenen ausländischen Häfen festgehalten. Angeblich soll MSCO nicht in der Lage sein die Hafengebühren zu bezahlen. Letzten Berichten zufolge soll es sich beim ungedeckten Betrag um 4,5 Milliarden Rubel (49 Millionen Euro) handeln. Einige Schiffe sind bereits versteigert worden, um die aktuellen Schulden zu begleichen. Das Unternehmen hatte zudem Probleme die Gehälter des Personals zu zahlen. Um MSCO zu optimieren wurde im Jahr 2019 der Personalbestand von 793 auf 213 reduziert.

Die Finanzkrise bei der Murmansker Reederei dauert schon seit mehreren Jahren an. Das Konkursverfahren wird in den nächsten sechs Monaten durchgeführt. Es wurde ein vorläufiger Geschäftsführer eingestellt, der das Verfahren leiten soll.

Die wirtschaftlich angeschlagene Murmansk Shipping Company verlor 2019 die Kontrolle über ihre einzige Passagierlinie. Die «Klavdiya Elanskaya» bediente die abgelegenen Dörfer entlang der Kola Halbinsel. Für viele war es die einzige Verbindung zum Rest des Landes. Die Überfahrten waren jedoch zunehmend unregelmäßig und Stornierungen wurden eher zur Regel als zur Ausnahme. Die Northern Shipping Company, eine in Archangelsk ansässige Firma, betreibt nun die Strecke. (Foto: Romanko Anatoly)

Es ist eine paradoxe Situation für die Seeleute und Firmenangestellten. Zur gleichen Zeit, in der Russland einen beispiellosen Boom in der arktischen Schifffahrt erlebt, kniet das einst so mächtige Frachtunternehmen nieder und steht nun kurz davor, Geschichte zu werden.

Die Reederei MSCO geht auf das Jahr 1939 zurück. Sie wurde 1993 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Der russische Staat ist über die Föderale Agentur für die Verwaltung des Staatsvermögens noch immer mit 25 Prozent an dem Unternehmen beteiligt. Die Murmansk Shipping Company war eines der größten in der Arktis tätigen Unternehmen für den Umschlag und Transport von Öl, verschiedene Fracht- und Passagiertransporte, sowie für die Durchführung geologischer Erkundungen zuständig. Darüber hinaus führte MSCO in den besten Zeiten bis zu 80% der Frachttransporte entlang der Nordost-Passage durch.

Heiner Kubny, PolarJournal

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