Hurtigruten Svalbard plant Verkauf von Immobilien | Polarjournal
Zu den Immobilien, die Hurtigruten Svalbard gehören, zählt auch das Radisson Blu Polar Spitsbergen, das grösste Hotel in Longyearbyen mit 128 Zimmern. Erst kürzlich hatte Hurtigruten das Hotel modernisieren lassen und ausgebaut, um den steigenden Touristenzahlen zu entsprechen. Doch das war vor COVID. Bild: Michael Wenger, Archivbild

Vor einiger Zeit hatte ein Artikel in norwegischen Medien für Aufsehen gesorgt. Der Autor des Artikels, Per Arne Totland, sprach darin von der Möglichkeit von Fremdübernahmen von auf Svalbard angesiedelten Unternehmen. Besonders beschwor er die Wahrscheinlichkeit einer chinesischen Übernahme von Teilen von Hurtigruten oder der ganzen Gesellschaft herauf, wies aber auch darauf hin, dass dies nur Spekulation sei. Nun hat Hurtigruten Svalbard überraschend angekündigt, seine Immobilien in Longyearbyen verkaufen zu wollen.

Zu den zum Verkauf angebotenen Immobilien zählen drei Hotels, Läden und mehrere Wohnungen mit einem Marktwert von insgesamt € 21.5 Millionen (Stand 2019), viele davon an bester Lage. Doch gemäss Aussagen des neuen Managers von Hurtigruten Svalbard, Per Brochmann, war ein Verkauf noch zu Beginn des Jahres kein Thema. Gegenüber den Medien erklärte er, dass die Firma von mehreren internationalen Interessenten angefragt worden war, jedoch erst mit seinem Arbeitsbeginn vor rund einem Monat das Thema in Fahrt kam. Mittlerweile hat eine beauftragte Firma mit der Evaluierung der Immobilien und einem möglichen Verkauf begonnen.

Hurtigruten Svalbard hatte mit der staatlichen Store Norske Gesellschaft, die der grösste Immobilienbesitzer in Longyearbyen ist, ein Joint Venture, Svea Svalbard, geschaffen. Doch mit der Schliessung der Svea-Kohlengrube wurde dieses Projekt begraben. Nun hat Store Norske sein Interesse bekanntgemacht. Bild: Michael Wenger

Gemäss Medienmitteilung sind potentielle Interessenten an den Immobilien bereits identifiziert worden. Darunter ist auch Norwegens Standbein auf Svalbard, die Store Norske Gesellschaft. Der ehemalige Kohlenminebetreiber hatte bereits vor einem Jahr den staatlichen Auftrag erhalten, neue Standbeine aufzustellen. Dies, nachdem die Schliessung der Svea-Kohlengrube und damit das Ende des kommerziellen Kohleabbaus auf Svalbard beschlossen worden war. Unter den Richtlinien war auch der Ausbau des Tourismus auf Spitzbergen, den Store Norske als Chance sieht. Der Geschäftsführer von Store Norske auf Svalbard, Jan Morten Ertsaas bestätigt auch gegenüber den Medien, dass seine Firma nach Rücksprache mit dem Besitzer von Store Norske, dem norwegischen Ministerium für Handel, Industrie und Fischfang, für Gespräche mit Hurtigruten Svalbard bereit seien.

Für Touristen wie auch für die Einheimischen sind die Geschäfte in Longyearbyen lebenswichtig, nicht nur wegen der Waren. Die Geschäfte sind ein wichtiger Arbeitgeber. Viele sind norwegische Firmen, die damit auch einen wichtigen Aspekt norwegischer Souveränität darstellen. Daher propagiert Per Arne Totland ein stärkeres Engagement des Staates, um einem Ausverkauf entgegenzuwirken. Bild: Michael Wenger

Das Interesse von Store Norske an den Plänen von Hurtigruten Svalbard kommt den Wünschen verschiedenere lokaler Vertreter entgegen. Denn einerseits sehen sie einem möglichen Verkauf gelassen entgegen und eher als Chance für die wirtschaftliche Weiterentwicklung Svalbards, wünschen sich aber gleichzeitig eine lokale Gesellschaft oder Firma als neuen Besitzer, der in der Gemeinde bereits verwurzelt und vernetzt ist. Weiter sehen sie auch keinen Bedarf für Aufregung, da nicht davon auszugehen sei, dass sich Hurtigruten Svalbard komplett ausverkauft, sondern eher einen Geschäftszweig abstösst, um sich auf die anderen Bereiche im Tourismusgeschäft zu konzentrieren. Auch Per Brochmann bestätigt, dass kein Interesse daran bestehe, sich komplett zurückzuziehen. Man habe eine klare langfristige Perspektive und wolle in Svalbard als Reiseziel weiter investieren, erklärt er gegenüber den Medien.

Der Autor und Analyst Per Arne Totland glaubt nicht daran, dass Hurtigruten Svalbard einen Verkauf nur an lokale Interessenten im Auge hat. Daher fordert er ein Eingreifen Norwegens wie es bereits 2016 geschehen ist, als Norwegen Land im Austre Adventfjord gekauft hatte, um einem chinesischen Kaufangebot zuvor zu kommen. Bild: Wilhelmstormer – Eget verk, CC BY-SA 4.0

Der Autor eines vor einigen Tagen erschienenen Artikels über ein mögliches chinesisches Interesse an Hurtigruten und Svalbard, Per Arne Totland, ist aber nicht der Meinung, dass Hurtigruten ein Interesse daran haben könnte, dass die Immobilien in lokaler Hand bleiben. Er glaube eher daran, dass die Immobilien an denjenigen mit dem höchsten Gebot gehen werden, wie er in einem Interview mit Svalbardposten angibt. Deshalb bekräftigt er auch seine Forderung nach einem Handeln der norwegischen Regierung. Die Frage wird auch sein, ob die Regierung bereit sein wird, zusätzliches Geld für diese Transaktion bereitzustellen. Erst Anfang Oktober hatte sie ein Budget für Svalbard veröffentlicht, in dem ein zweistelliger Millionenbetrag für verschiedene Projekte auf dem Archipel eingeplant sind.  Die für Svalbard zuständige Ministerin hat sich auf Anfragen der Medien bisher nicht zum Thema geäussert.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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