Noch nie zuvor wurden so große Mengen Frachtgut durch die Nordost-Passage transportiert. Nach Angaben der Russischen Föderalen Agentur für See- und Binnenschifffahrt wurden im Zeitraum Januar-September 2020 insgesamt 22,98 Millionen Tonnen auf dieser Route verschifft. Das sind 1,5 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum im Jahr 2019. Der Transitverkehr machte 580.000 Tonnen aus, teilte die Agentur mit.
Der Schiffsverkehr auf der Nordost-Passage (NOP) hat in den letzten Jahren explosionsartig zugenommen. Im Jahr 2017 wurden auf der Route insgesamt 10,7 Millionen Tonnen befördert. Im Jahr 2018 stieg das Volumen auf 20,18 Millionen Tonnen und im Jahr 2019 auf 31,5 Millionen Tonnen. Es wird erwartet, dass im Jahr 2020 das Gesamtvolumen 32 Millionen überschreiten wird.
Rosatom, die staatliche Agentur für Atomenergie, ist für die Entwicklung der Nordost-Passage verantwortlich. Vyacheslav Ruksha, Direktor der Direktion Nordseeroute von Rosatom, machte kürzlich deutlich, dass das ehrgeizige 80-Millionen-Tonnen-Ziel von Wladimir Putin bis 2024 nicht erreichbar sein wird. ʺIch denke aber, dass wir das hochgesteckte Ziel im Jahr 2025 erreichen werden und bis 2030 dürften wir 110 Millionen Tonnen Frachtaufkommen schaffenʺ. meinte Ruksha.
Mehr Verkehr dank der Klimaveränderung
Die Zunahme der Transporte in der Arktis ist darauf zurückzuführen, dass das Meereis in diesem Gebiet nach einer beispiellosen Erwärmung in Rekordgeschwindigkeit schrumpft. Nach Angaben des National Snow and Ice Data Center erreichte die Ausdehnung des arktischen Eisschildes im Jahr 2020 den zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Eiskante nördlich von Spitzbergen und Russlands arktischen Archipelen zog sich in mehreren Gebieten auf 85 Grad nördlicher Breite zurück.
Von einer „dramatischen und kaum überraschenden“ Entwicklung in der Arktis berichtet aktuell das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Die Eisdecke rund um den Nordpol „schmilzt weiter“ und schwinde drastisch. „In diesem Sommer so stark wie noch nie.“ Der Ausblick sei fatal, warnen Polarforscher. Der gesamte nördliche Seeweg ist nun eisfrei. Es gibt nur noch einige wenige Gebiete mit driftenden Eisbergen um die Vilkitsky-Straße und am Kap Zhelaniya in Novaya Zemlya, so die Bundesanstalt für Seeschifffahrt und Flussverkehr.
Heiner Kubny, PolarJournal