In diesem Jahr wird der US-Eisbrecher «Polar Star» keine Versorgungsfahrt unternehmen und die amerikanische McMurdo-Station in der Antarktis ansteuern. Der Verzicht erfolgte nachdem die «Operation Deep Freeze» aufgrund von COVID abgesagt wurde. Stattdessen wird der Eisbrecher den Winter 2020/21 in der Arktis verbringen. Gemäss einem Regierungssprecher um „die maritime Souveränität und Sicherheit der Nation in der Region zu schützen“.
Normalerweise fährt die «Polar Star» jedes Jahr zur Versorgung der US-Antarktisstationen und zur Unterstützung der National Science Foundation in die Antarktis. Die diesjährige Versorgungsfahrt zur McMurdo Station wurde aufgrund von COVID-Sicherheitsvorkehrungen abgesagt. Dringend benötigte Güter werden mit Flugzeugen angeliefert. Für eine vollständige Versorgung der US-Stationen sind schwere Eisbrecher erforderlich und die Küstenwache rechnet damit, diesen heiklen Einsatz im nächsten Jahr wieder aufnehmen zu können.
Die «Polar Star» bleibt in US-Gewässern
Der Betrieb vor der ‘Haustüre’ Amerikas ist möglicherweise eine sicherere Option. Die «Polar Star», erbaut in den 1970er Jahren ist langsam in die Jahre gekommen und zeigt in der Zwischenzeit einige Altersschwächen. Am 10. Februar 2019 kämpften die 150 Besatzungsmitglieder von «Polar Star» fast zwei Stunden lang gegen ein nächtliches Feuer, bevor es gelöscht wurde. Das Feuer brach in der Müllverbrennungsanlage aus. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die «Polar Star» etwa 1.050 km nördlich von McMurdo.
Schon während der Antarktis-Saison 2017-2018 hatte die «Polar Star» ernsthafte technische Probleme. Am 11. Januar 2018 fiel eine der drei Hauptgasturbinen des Eisbrechers aus. Fünf Tage später versagte eine Wellendichtung und überflutete den Maschinenraum. Die Besatzung konnte die Reparaturen durchführen und den überfluteten Raum abpumpen.
Die «Polar Star» ist das einzige Schiff in der Flotte der Vereinigten Staaten, das stark genug ist, um dickes Meereis zu brechen, welches gelegentlich im Rossmeer liegt und den Weg zur US-Forschungsstation McMurdo versperrt.
Die US-Küstenwache unterhält zurzeit nur zwei Eisbrecher, den Coast Guard Cutter «Healy» mit einer Leistung von 30.456 PS und die «Polar Star». Mit einer Leistung von 75.000 PS ist die «Polar Star» der stärkste nicht atomar betriebene Eisbrecher. Die «Healy» ist aber zurzeit nicht einsatzfähig und wartet im Hafen von Seattle auf die Lieferung eines Steuerungs-Antriebsmotors.
Das Warten auf Ersatz
Die US-Küstenwache ist seit 1965 die einzige Organisation des Landes mit der Fähigkeit, Eis zu brechen und so Verkehrswege offen zu halten. Ihr Ziel ist es, ihre Eisbrecherflotte mit neuen polaren Eisbrechern zu erweitern, um eine kontinuierliche nationale Präsenz und den Zugang zu den Polarregionen sicherzustellen.
So macht im Gegensatz zu Russland, welche derzeit mehr als 40 Eisbrecher im Einsatz hat, die Einsatzfähigkeit der US-Eisbrecher eher einen schlappen Eindruck. Ersatz durch einen Neubau des Schiffbauers VT Halter Marine soll nicht vor 2024 zu Verfügung stehen. Der ursprüngliche Zeitplan der Küstenwache sieht vor, dass alle zwei Jahre ein Eisbrecher ausgeliefert wird. Das Congressional Research Service-Team hält diesen Zeitplan für optimistisch, aber wenn die Küstenwache nahe am Plan bleibt, könnten die ersten drei Eisbrecher bis 2029 ausgeliefert werden.
Als primäre maritime Präsenz des Landes in den Polarregionen fördert die Küstenwache die nationalen Interessen der USA durch eine einzigartige Mischung aus polaren operativen Fähigkeiten, Regulierungsbehörden und internationaler Führung im gesamten Spektrum der maritimen Führung. Im April 2019 veröffentlichte die Küstenwache den Arctic Strategic Outlook, der das Engagement des Dienstes für die Region bekräftigt. Die Strategie betont die Bedeutung von Partnerschaften in der Region, einschließlich mit dem Arktischen Rat, dem Arctic Coast Guard Forum, dem Combatant Command und anderen Organisationen.
Heiner Kubny, PolarJournal