Normalerweise sind Nachrichten über die Ankunft eines Expeditionsschiffes in seinem Ausgangshafen nichts Besonderes. Zahlreiche Firmen und Reedereien starten ihre Antarktissaison zwischen Mitte Oktober und Anfang November. Doch heuer ist nichts wie sonst aufgrund der COVID-Pandemie. Die Antarktissaison ist bei den meisten Reedereien abgesagt und die Schiffe und Guides müssen warten. Nicht so in Neuseeland bei Heritage Expeditions. Ihr Schiff, die Spirit of Enderby ist aus Russland gekommen, um zumindest für einheimische Gäste Expeditionsreisen anbieten zu können.
Das Schiff ist heute Morgen, 16. November in Lyttleton and der Ostküste der neuseeländischen Südinsel angekommen. Dabei konnte das knapp 70 Meter lange Schiff luxuriöserweise am neuerstellten Kreuzfahrtenpier von Lyttleton anlegen. Hier machen normalerweise die grossen Kreuzfahrtschiffe mit ihren tausenden von Passagieren fest. Die Spirit, wie sie liebevoll in Neuseeland genannt wird, nimmt jedoch maximal 50 Gäste auf und gehört damit zu den kleinen Expeditionsschiffen für Polarregionen.
Für Aaron Russ, einer der beiden Besitzer von Heritage Expeditions, markiert die Ankunft des Schiffes das Ende eines langen Weges. «Das Schiff war noch Mitte März in Neuseeland, also vor COVID. Seither waren wir in engem Kontakt und haben auf diesen Tag hingearbeitet», erklärt er gegenüber der TV-Station Television New Zealand. «Wir freuen uns, bald mit Gästen losfahren zu können.» Doch bevor die ersten Gäste an Bord kommen, wird das Schiff noch in Lyttleton fertig ausgerüstet. Ausserdem müssen die Crew-Mitglieder, allesamt aus Russland stammend, noch einen COVID-Test, ihren dritten insgesamt, absolvieren. Eine Quarantäne wird nicht ausgesprochen, da das Schiff seit 43 Tagen auf See war und keinen anderen Hafen seit dem Start angelaufen hatte. Die Crew selber hatte bereits 2 Tests und eine Quarantäne in Wladiwostok, dem Heimathafen des Schiffes, über sich ergehen lassen müssen.
Ab dem 24. November soll die Spirit of Enderby, die eigentlich mit richtigem Namen Professor Khromov heisst, Gäste ab Invercargill zuerst in die heimische Natur der neuseeländischen Inseln wie Stewart Island oder die Fjordland-Region führen. Erst ab Dezember sind dann Fahrten in Richtung Süden zu den subantarktischen Inseln wie Campbell und Snares geplant. «Nach den «Galapagos des Südens»-Reisen, wie unsere Fahrten zu den neuseeländischen Subantarktis-Inseln auch genannt werden, hoffen wir, das Rossmeer mit seinen riesigen Eisbergen, Gletschern und Pinguinkolonien ansteuern zu können», erklärt uns Aaron Russ im direkten Gespräch. «Wir setzen dabei ein sehr striktes Massnahmen-Programm ein, um die ganzen Inseln und die Antarktis auch weiterhin COVID-frei zu halten. Dazu zählen keine Besuche an Stationen, strenge Hygieneregeln an Bord und Abstandsregeln zu den Tieren. Ausserdem sind nur neuseeländische Gäste dabei.» Neuseeland hat auf eine zweite Welle dank sehr strikter Massnahmen sehr schnell reagiert und führt zurzeit 58 in Isolation befindliche COVID-Fälle auf, 57 davon von zurückgekehrten Bürgern. Ausländer werden zurzeit, mit wenigen Ausnahmen aus Australien, keine ins Land gelassen. Seit Ausbruch sind 2001 Fälle von COVID gemeldet worden, 25 Menschen starben dabei.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal