Nunavut musste vor knapp zwei Wochen seine ersten COVID-Fälle innerhalb der Gemeinden verzeichnen. Dies, nachdem die arktische Region lange Zeit das Virus von seinen Bürgern hatte fernhalten können, indem man Einreisebeschränkungen, Hygiene- und Abstandsmassnahmen und Quarantänepflicht eingeführte hatte. Auch ein Lockdown im März hatte dazu beigetragen. Doch nun steigen in den vier betroffenen Gemeinden die Zahlen weiterhin an und eine Entspannung wird noch nicht erwartet.
Der Leiter der Gesundheitsbehörde, Dr. Michael Pattinson, erklärte dies gestern Morgen an einer Pressekonferenz, wie Nunatsiaq News berichtet. «Es ist unvermeidbar, dass wir noch weitere positive Ergebnisse in den nächsten Tagen erleben werden», erklärte er. Seiner Meinung nach werde es noch bis Ende dieser Woche oder Mitte nächster Woche dauern, bis der Lockdown seine Wirkung zeige und die Zahlen wieder sinken könnten. Der Lockdown, der am 18. November ausgerufen worden war, wird noch bis zum 2. Dezember in Kraft bleiben.
Immer noch ist unklar, wie das Virus überhaupt nach Nunavut gelangt sein könnte. Die Vermutung bleibt, dass Leute aus Winnipeg das Virus aus dem Isolationsort in Winnipeg mitgebracht haben könnten. Alle Einwohner Nunavuts müssen dort zuerst in Quarantäne, bevor sie nach Hause zurückfliegen dürfen. Ausnahmen sind die Mitarbeiter von wichtigen Einrichtungen. Zurzeit überprüfen die Behörden von Nunavut und der Provinz Manitoba (in der Winnipeg liegt) sämtliche Aspekte der Isolationsorte in Winnipeg. Dies sind mehrere Hotels, in denen die Einwohner ihre Quarantäne verbringen müssen. Auch in Ottawa sind solche «Hubs» für Quarantänen eingerichtet worden. In den vergangenen Wochen wurden mehrere Fälle von unhygienischen Zuständen und schlechtem Service in solchen Hotels bekannt.
Die Zahlen, die Dr. Pattinson und Premier Joe Savikataaq am Montag präsentiert hatten, zeigen, dass das Virus immer noch in drei der vier betroffenen Orte umgeht. Vor allem in Arviat steigen die Fallzahlen trotz Lockdown immer noch an. Von letztem Mittwoch, als der Lockdown in Kraft trat, bis gestern Montag stieg die Zahl von 54 auf 98 positive Fälle. Die genauen Ursachen der immer noch steigenden Fallzahlen können die Behörden zurzeit nur erahnen. Das «Contact Tracing» in Nunavut funktioniert zwar. Doch es ist nicht klar, ob das Virus in Arviat nur zwischen Menschen mit direktem Kontakt oder in der Gemeinde frei zirkuliert.
Klar ist aber, dass die Unterkunftssituation in Arviat mitschuldig ist an der Ausbreitung. Denn in Nunavut herrscht schon seit langem eine «Housing»-Krise. Viele Wohnungen und Häuser sind in einem schlechten Zustand und sollten dringend renoviert werden. Ausserdem leben zuviele Menschen in einzelnen Wohnungen, da zu wenige bezahlbare Wohnungen und Häuser in Nunavut zu finden sind. Auch Michael Pattinson ist dieser Meinung und eine einfache Lösung gibt es nicht in Bezug auf positive Fälle in Quarantäne zu setzen. Denn die Gefahr, das Virus in bisher COVID-freie Haushalte zu transportieren, sei so noch grösser. Also belässt man positive Fälle in Haushalten, in denen nicht alle krank sind und setzt diese dem Risiko einer Infektion aus. Auch die Kontakte innerhalb der Einwohner von Gemeinde ist aufgrund des Lockdowns und Quarantäne nicht auf Null gegangen. Denn Nahrungspakete werden gebracht und man achtet auf seine Nachbarn. Doch damit wird auch die Infektion vergrössert. Abhilfe sollen Pakete schaffen, die direkt von den Behörden geliefert werden und von Freiwilligen oder der Feuerwehr verteilt werden sollen. So soll es einfacher sein, direkte Kontakte zu vermeiden und die Nachverfolgung zu vereinfachen ohne dass jemand hungrig bleibt.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal