Schwerölverbot in der Arktis dürfte noch Jahre dauern | Polarjournal
Selbst Eisbrecher der kanadischen Küstenwache sind ‘schwarze Raucher’ (Foto: Sebastian Moser)

Das Meeresumweltschutzkomitee der IMO hat am 20. November 2020 in einer virtuellen Sitzung beschlossen, die Verwendung und Beförderung von Schweröl (HFO) im Arktischen Ozean zu verbieten. Das Verbot wird voraussichtlich im Juni 2021 von der IMO-Vollversammlung offiziell verabschiedet. Das Verbot soll ab dem 01. Juli 2024 in Kraft treten. Die Entscheidung der IMO wurde auch von Vertretern der indigenen Völker der Region heftig kritisiert, da wegen einigen Lücken das Verbot erst ab 2029 wirksam in Kraft treten wird.

Kaum zu glauben! Auch ‘moderne’ Kreuzfahrtschiffe fahren mit Schweröl und haben oft keine Rußpartikelfilter und keine Katalysatoren. Schiffe dieser Reederei fahren gelegentlich auch durch arktische Gewässer. (Foto: HFR)

Die Verordnung der IMO, die sich positiv anhört, wurde jedoch von Umweltorganisationen und indigenen Völkergruppen als zu schwach kritisiert, da eine Reihe von Lücken besteht, die es ermöglicht, HFO bis Mitte 2029 weiter zu nutzen. Die neue Verordnung erlaubt es den arktischen Staaten, Ausnahmeregelungen für ihre unter Flagge stehenden Schiffe zu erlassen. Dadurch tritt ein komplettes Verbot nicht vor Ende des Jahrzehnts in Kraft. „Die arktischen Staaten und Gemeinden haben ein vollständiges und kein halbes Verbot gefordert“, meinte Andrew Dumbrille vom WWF. Das Verbot wurde von sieben der acht arktischen Länder, sowie von indigenen Gruppen wie der Inuit Circumpolar Conference und der Nunavut Tunngavik Inc. unterstützt.

„In seiner jetzigen Form wird das Verbot, wenn es Mitte 2024 in Kraft tritt, nur eine minimale Reduzierung des Einsatzes und der Beförderung von HFO durch Schiffe in der Arktis bewirken“, sagt Dr. Sian Prior, leitender Berater der Clean Arctic Alliance. Aufgrund einer Reihe von Lücken könnten fast drei Viertel der arktischen Schifffahrt ihre Tätigkeit wie gewohnt fortsetzen. Die heutige Entscheidung der Internationalen Seeschifffahrt-Organisation sei eine verpasste Gelegenheit, dringend benötigten Schutz für die Arktis zu bieten, meinten einige Umweltorganisationen.

HFO (Heavy Fuel Oil) verbleiben hauptsächlich als Rückstände der Erdölverarbeitung. Schweröl dient als Kraftstoff für Großdieselmotoren für den Antrieb von Schiffen. Zur Einspritzung in den Motorverbrennungsraum wird HFO auf 130 bis 140 °C aufgeheizt. Die Nutzung von Schweröl als Treibstoff für Schiffsmotoren wird von Umweltverbänden angeprangert. Die Kritik richtet sich gegen den hohen Schadstoffausstoß. Kritisiert werden der hohe Rußausstoß und der Schwefelanteil des Schweröls.

HFO, oder Schweröl ist eine zähflüssiges Ölprodukt, das im Falle einer Verschüttung in den kalten Gewässern der Arktis nur sehr schwer zu beseitigen ist. Diese Art von Kraftstoff ist in den Gewässern rund um die Antarktis bereits seit längerem verboten. HFO ist auch eine wichtige Quelle für Rußemissionen. Mit einer Zunahme der Schifffahrt in den arktischen Gewässern steigt auch das Risiko einer Verschmutzung.

Umweltverbände fordern die IMO-Mitglieder nun auf, das Verbot vor der endgültigen Abstimmung zu verschärfen. Sie weisen auch auf einseitige Initiativen zum Verbot von HFO in arktischen Binnengewässern hin, wie beispielsweise den jüngsten Vorschlag Norwegens, den Kraftstoff aus den Gewässern um Spitzbergen zu verbannen.

Heiner Kubny, PolarJournal

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