Klimaerwärmung verursacht gigantische Schäden | Polarjournal
Eingestürztes Haus in der russischen Siedlung Tscherski. Wenn der Permafrostboden taut, werden Gebäude instabil und brechen in sich zusammen. (Foto: Vladimir Romanovsky)

Die Klimaerwärmung zeigt seine dramatischen Auswirkungen vor allem in der Arktis. Der direkte Schaden durch die globale Erwärmung in der russischen Arktis könnte bis ins Jahr 2050 nach neusten Berechnungen bis zu 9 Billionen Rubel (ca. 100 Milliarden Euro) betragen. Dies gab der erste stellvertretende Leiter des Ministeriums für die Entwicklung des russischen Fernen Ostens, Alexander Krutikov, bekannt.

Auf dem Permafrostboden, wie hier in Anadyr, werden Häuser auf Betonsäulen gebaut, damit der Boden nicht durch die Wärme das Hauses auftaut und unter dem Haus der kalte Wind durchwehen kann. (Foto: Heiner Kubny)

Krutikov stellte klar, dass es sich um direkte Schäden handelt, die sich in dem Verlust von Gebäuden, Strassen und Infrastruktur in der Arktis, äußert. „Dies ist die Einschätzung der Berechnungen, die bereits eine wissenschaftliche Grundlage haben“, sagte Alexander Krutikov.

Die vom Präsidenten Wladimir Putin gebilligte Strategie zur Entwicklung der arktischen Zone und zur Gewährleistung der nationalen Sicherheit für den Zeitraum bis 2035 beinhaltet die Entwicklung eines einheitlichen Systems. Dabei wird die staatliche Umweltüberwachung unter Verwendung modernster Informations- und Kommunikationstechnologien eingesetzt.

Nach der Meinung von Alexander Krutikov soll das Überwachungssystem innerhalb eines Monats einsatzbereit sein. „Um diese Verluste zu minimieren und insbesondere die Gefahr für das Leben und die Gesundheit der Bürger zu schützen, ist es notwendig, ein vollwertiges Überwachungssystem einzurichten. Das Projekt eines solchen Systems wird im nächsten Monat fertig sein. Wir sprechen über die Schaffung eines Überwachungssystems in der gesamten Arktis, ein Netzwerk von Permafroststationen und Permafrostkommissionen“, sagte Krutikov weiter.

Der stellvertretende Minister für die Entwicklung des russischen Fernen Ostens, Alexander Krutikov, ist für die Entwicklung in der Arktis verantwortlich. (Foto: Arctic.ru)

Hitzerekorde in der russischen Arktis

Das Jahr 2020 lässt in Bezug auf Sommertemperaturen alles Frühere vergessen. Eine ungewöhnlich lange Hitzewelle hatte die russische Arktis mehrere Wochen fest im Griff. Die Thermometer in der russischen Kleinstadt Werchowjansk, registrierten am 20. Juni 2020 die Temperaturen von 38 °Celsius. Dieses Rekordhoch ist ein Hinweis darauf, dass sich die Erde schnell und kontinuierlich erwärmt. Seit Beginn der Messungen im Jahr 1881 waren die Sommertemperaturen in der russischen Arktis noch nie so hoch wie heute. In den letzten Jahren sind die Auswirkungen solcher Hitzewellen immer offensichtlicher geworden. Und die Temperaturrekorde ziehen sich auch in die Monate Oktober und November hinein, wie Roshydromet weiter berichtet.

Auch Brände wüteten in der russischen Arktis. Der übermäßig warme Frühling trocknete sowohl den Boden als auch die Vegetation aus. Anfang Juni standen nach Angaben des russischen Forstdienstes über 12 Millionen Hektar in Flammen.

In Sibirien waren die Temperaturen im Sommer 2020 ungewöhnlich hoch. Wissenschaftler sind besorgt. Die Folgen der Rekordtemperaturen sind global. (Foto: NASA)

Schmelzender Permafrost

Die höheren Temperaturen haben gravierende Auswirkungen auf den Permafrost, der in der gesamten Region rasch schmilzt. Die Permafrost-Böden tauen auf und werden zu Sümpfen, Seen trocknen langsam aus oder versickern. Und das sind nur die kurzfristigen Schäden.

Der Permafrostboden in Jakutien und anderen Regionen Russlands hat einen Eisgehalt von bis zu 80 Prozent. Dies macht die Sache noch viel sensibler. Sobald der Boden schmilzt und instabil wird, sind ganze Städte und deren Infrastruktur in Gefahr.

Zudem gibt der tauende Boden klimaschädliche Treibhausgase frei, sodass es zu einem Rückkopplungseffekt kommt. Diese Gase verstärken den Treibhauseffekt in der Atmosphäre. Das Schmelzen nimmt also zu und beschleunigt sich.

Heiner Kubny, PolarJournal

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