Svalbard ist seit dem Svalbardvertrag von 1921 unter norwegischer Verwaltung. Entsprechend hatte das Land 1925 einen Verwaltungsapparat etabliert, um sicherzustellen, dass alle Aktivitäten nach den Gesetzen und Artikeln Norwegens und des Svalbardvertrages durchgeführt werden. Diese Verwaltungseinheit wurde bisher als «Sysselmannen» bezeichnet und wurde oft mit «Gouverneur» übersetzt. Doch der Titel ist in Norwegisch mit -mannen heutzutage nicht mehr konform. Deswegen wurde ein neuer Name gesucht und jetzt auch gefunden: Sysselmester.
Der neue Name soll nach Angaben des Justizministeriums ab dem 1. Juli 2021 offiziell in Gebrauch sein. Bis dahin wird der Name «Sysselmannen» noch die offizielle Beschreibung sein. Der neue Name war nach langer Suche und Vorschlägen aus der Öffentlichkeit und von einem Sprachenrat in die engere Auswahl gelangt und später vom zuständigen Ministerium ausgewählt worden. Die Änderung war notwendig geworden, nachdem die norwegische Regierung gesetzlich festgelegt hatte, dass die öffentlichen Ämter und Bezeichnungen bis am 1. Juli nächsten Jahres geschlechterneutral sein sollen.
Der Wechsel wird in den nächsten Monaten ziemlich viel Arbeit verursachen. Denn nicht nur das Briefpapier oder der Briefkasten wird neu beschriftet, sondern sämtliche öffentliche Bereiche und Erwähnungen, Fahrzeuge, Kleidungsstücke mit dem Emblem und die Internetseiten müssen mit dem neuen Titel versehen werden. Es wird davon ausgegangen, dass nicht alles bis zum 1. Juli fertig sein wird, wie Ministerin Monica Maeland gegenüber der Lokalzeitung Svalbardposten feststellt. Doch die Freude, einen passenden Namen für die Verwaltungseinheit gefunden zu haben, ist gross. Denn die Suche für einen passenden Namen hatte zu grossem Kopfzebrechen geführt und ein offizieller Aufruf bei der Namensfindung hatte auch viele spöttische Kommentare nach sich gezogen.
Der neue Name findet zumindest bei der gegenwärtigen Leiterin der Verwaltung, Kjerstin Askholt, Gefallen, wie sie Svalbardposten gegenüber sagt. Sie ist erst die zweite Frau, die in der 95-jährigen Geschichte der Sysselmannen die Leitung der Verwaltung innehat. Doch bereits haben sich andere Kommentatoren zu Wort gemeldet, deren Meinung zu der Wortwahl in die andere Richtung geht. Man stösst sich am Ausdruck «-mester», der wörtlich als «Meister» übersetzt werden kann und daher für einige als politisch noch unkorrekter und heikler betrachtet wird. Doch im norwegischen Sprachgebrauch kann das Wort auch als «Chef» übersetzt werden und den Polizeichef-Titel ansprechen, der ein Teil der Aufgaben der Sysselmannen beschreibt. Insgesamt ist die Diskussion wohl aber nichts weiter als Wortklauberei, denn an den Aufgaben wird sich nichts ändern und in Deutsch und anderen Sprachen wird der Name weiterhin als «Gouverneur» übersetzt werden.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal