UPDATE: Gemäss einer Mitteilung der V. Armee-Division, Region Magellan, der chilenischen Armee und veröffentlicht von verschiedenen chilenischen Newsportalen, wurde das Personal der chilenischen Station Bernardo O’Higgins bereits am 20. Dezember nach Punta Arenas evakuiert worden und befinden sich dort unter Quarantäne. Der Verlauf der Symptome sei „ermutigend“ und „gut“. Die Station sei zwischenzeitlich komplett desinfiziert und von Ersatzpersonal besetzt worden, die alle Tätigkeiten der Station wieder aufgenommen hätten. Die Bestätigung, dass die 36 Personen an COVID erkrankt waren, hatte somit in Punta Arenas stattgefunden, nicht in der Station selbst. Dort hatten mehrere Stationsmitglieder Symptome der Erkrankung gezeigt, während gleichzeitig an Bord der Sargento Aldea 3 der insgesamt 208 Besatzungsmitglieder bei der Rückkehr nach Chile positiv auf das Virus getestet worden waren.
Die COVID-19-Pandemie hat sich seit dem Februar über die ganze Welt ausgebreitet. Auch in der Arktis waren in fast allen Regionen, mit Ausnahme von Svalbard, COVID-Fälle aufgetaucht. Nur das Stationspersonal in der Antarktis war verschont worden. Während des ganzen Jahres wurden enorme Anstrengungen von allen Ländern, die Stationen in der Antarktis betreiben, um das Virus vom weissen Kontinent fernzuhalten. Nun ist aber auf der chilenischen Station Bernardo O’Higgins bei 36 Leuten das Virus festgestellt worden.
Wie gestern vom chilenischen Oberkommando und von der chilenischen Zeitung El Universal gemeldet wurde, handelt es sich bei den Erkrankten um 26 Armeeangehörige und 10 Arbeiter einer Wartungsfirma. Die Erkrankung wurde mittels PCR-Tests und medizinischen Kontrollen bestätigt. Die 36 Leute sind in Quarantäne und sollen evakuiert werden. Die Station kann mit per Flugzeug von der Station Eduardo Frei aus erreicht werden, da eine Landepiste in der Nähe der Station besteht.
Wie weiter mitgeteilt wurde, steht der Ausbruch mit grösster Wahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit dem Besuch der Station durch das amphibische Landungsschiff Sargento Aldea. Dieses war zwischen dem 27. November und dem 10. Dezember bei der Station, um Wartungspersonal und -material abzuladen. Nach der Rückkehr des Schiffes in Chile am 16. Dezember wurde bei 3 Besatzungsmitgliedern COVID-19 festgestellt. Auch bei anderen Seeleuten, die Tage zuvor in Punta Arenas von Bord gegangen waren, war das Virus entdeckt worden. So konnte danach auch in der Station die Erkrankungen mittels PCR-Tests bestätigt werden. Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, werden sämtliche Kontakte zu anderen Stationen komplett unterbunden und nicht-notwendiges Personal zurückgebracht werden. Gegenwärtig melden die anderen chilenischen Stationen noch keine Krankheitsfälle.
Ob auch COVID-Fälle auf der nahegelegenen deutschen Forschungseinrichtung GARS-O’Higgins aufgetreten sind, ist zurzeit nicht bekannt. Diese kleine Station liegt in unmittelbarer Nähe zur chilenischen Station und wird von vier Leuten seit 2010 permanent besetzt. Eine Anfrage an das betreibende deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum wurde geschickt.
Alle Länder, die Antarktis-Stationen betreiben, hatten im Vorfeld strenge Sicherheitsmassnahmen mit langen Quarantänen, Tests und Hygiene- und Abstandsmassnahmen in den Stationen aufgestellt. Desweiteren hatten viele Antarktisprogramme beschlossen, diese Saison sich auf die essentiellen Teile der Forschungs- und Betriebsarbeiten zu konzentrieren. Der Ausbruch auf der chilenischen Station ist nun die erste in der Antarktis und kommt zum gleichen Zeitpunkt wie das Auftreten einer neuen, noch ansteckenderen Variante des Virus in Europa, Australien und Neuseeland. Gleichzeitig hatten die Behörden der Region Nunavut ihre ersten COVID-Toten gemeldet: zwei Personen aus Arviat und Rankin Inlet waren am Sonntag in Winnipeg in einem Krankenhaus aufgrund der COVID-Infektion verstorben. Auch Grönland hatte einen neuen Ausbruch in Ilulissat vermeldet.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal