Lufthansa-Sonderflug wird zum Politikum | Polarjournal
Da die Hygieneanforderungen rund um den Flug extrem hoch sind, ist Kapitän Rolf Uzat und seine 17-köpfige Crew bereits 2 Wochen zeitgleich mit den Passagieren in eine 14-tätige Quarantäne gegangen. „Trotz der Einschränkungen für die Crew haben sich allein 600 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter um diesen Flug beworben“, sagt Rolf Uzat. (Foto: Lufthansa)

Das argentinische Außenministerium nutzt den Lufthansa-Sonderflug zu den Falklandinseln und eine Anfrage der Airline für ihre Werbezwecke aus. Dabei geht es um das Ersuchen von Überflugrechten und eine eventuelle Nutzung des Flughafens Ushuaia als Ausweichflugplatz, wenn wegen meteorologischen Gründen auf den Falklands nicht gelandet werden kann. Argentinische Behörden interpretieren die Anfrage aus Deutschland gleichzeitig als eine Anerkennung der argentinischen Souveränität über die Inseln.

Daniel Fernando Filmus ist seit 2019 Sekretär für die Malvinas (Falklandinseln), eine Position, die er zuvor von 2014 bis 2015 innehatte. Bei seiner Interpretation der Anfrage der Lufthansa scheint er allerdings die Bodenhaftung verloren zu haben. (Foto: Elagora)

«Es ist ein wichtiges Zeichen, dass sowohl die deutsche Botschaft im Fall des Polarforschungsschiffes «Polarstern» als auch Lufthansa für den Flug die argentinische Regierung und die Provinz Feuerland um Erlaubnis gebeten haben, die Malvinas-Inseln anzusteuern», kommentierte Daniel Filmus, beim argentinischen Außenministerium für die Malvinas-Frage zuständig. Die Anfragen seien «ein symbolischer, aber diplomatisch wichtiger Schritt zur Stärkung der argentinischen Souveränitätsansprüche über die Malvinas-Inseln», schrieb die Zeitung Clarin.

Deutschland bestreitet, dass das Ersuchen um Erlaubnis, zu den Inseln fliegen zu dürfen, eine Anerkennung der argentinischen Souveränität über die Inseln ist. Das deutsche Außenministerium lehnte die in Buenos Aires vorgenommene Auslegung vehement ab. Zudem wurde ausdrücklich betont, dass es sich bei Lufthansa um ein Privatunternehmen handelt und nicht um einen Staatsbetrieb und die deutsche Regierung nicht dafür zuständig sei.

Falklandkrieg: 1982 – Für die meisten Argentinier ist der Krieg vorbei. Doch selbst nach 40 Jahren scheint die gegenwärtige Regierung in Buenos Aires die verheerende Niederlage noch nicht verdaut zu haben und stilisiert die Falklandfrage wieder hoch. (Foto: Wikipedia)

Die politische Lage und dessen Verhältnisse zwischen dem britischen Überseegebiet Falkland und Argentinien steht seit jeher unter einem gestörten Verhältnis. Die Niederlage im Falklandkrieg von 1982 hat im Bewusstsein Argentiniens eine bis heute nicht verheilte, tiefe Wunde hinterlassen. Die Bilanz: 649 argentinische und 258 britische Tote.

Im ganzen Land wird daran erinnert, dass die karge Inselgruppe, inkl. Südgeorgien und den Südsandwichinseln eigentlich argentinisch sei und von den Briten widerrechtlich besetzt würde. Das unterstrich diese Woche auch das Außenministerium in Buenos Aires. Noch heute gibt es keine direkten Flugverbindungen von Argentinien auf die Falklandinseln.

Seit längerem hat die gegenwärtige Regierung unter Präsident Alberto Fernandez und der vor allem der Vize-Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner den Ton gegenüber den Falklandinseln verschärft und zahlreiche Versuche gestartet, die Falklandfrage wieder auf das internationale Parkett zu bringen. Ganz im Gegensatz zur vorherigen Regierung unter Mauricio Macri, der viele Zeichen der Annäherung ausgesandt hatte.

Aeropuerto Internacional de Ushuaia Malvinas Argentinas, der Name unterstreicht Argentiniens Anspruch auf die Souveränität über die Falklandinseln. Der Flughafen wurde 1995 auf einer aufgeschütteten Insel errichtet und ist einer der südlichsten internationalen Flughäfen der Welt. (Foto: Wikipedia)

Lufthansa habe bei der nationalen Zivilluftfahrtbehörde «Administración Nacional de Aviación Civil» (Anac) einen Antrag auf Überflug und Landung für Charterflüge zu den Falklandinseln gestellt. Dabei sei das argentinische Ushuaia als Ausweichflughafen vorgesehen. Solche Flughäfen werden routinemäßig im Voraus bestimmt, sollten das Wetter oder andere Umstände eine Landung am eigentlichen Zielort nicht zulassen. Ein weiterer Ausweichflughafen wäre Punta Arenas, was ebenfalls eine Überfluggenehmigung Argentiniens benötigt. Der argentinische Zeitung Clarin zufolge, solle es sich um zwei Sonderflüge handeln. Der Erste am 1. Februar und der zweite Flug am 30. März 2021.

Heiner Kubny, PolarJournal

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