Nordpol – Camp Barneo erneut abgesagt | Polarjournal
Barneo ist ein alljährliches arktisches Forschungslager, das von der Russischen Geographischen Gesellschaft betrieben wird. Es wird seit dem Jahr 2002 jeweils von Ende März oder Anfang April für einen Monat auf dem Packeis in der Nähe des geographischen Nordpols eingerichtet. (Foto: Camp Barneo)

Wie sieht es am Nordpol aus? Eine weiss-blaue Unendlichkeit, Pressrücken, Lichtspiele – Magie pur, die nur wenige Menschen im Winter bisher erlebt haben. Wir sind überglücklich, dazu zu gehören. Aber auch dieses Jahr wird der Nordpol von Besuchern eine Pause haben. Was seit Tagen erwartet wurde ist nun eingetroffen – das Icecamp Barneo wird nicht aufgebaut. Die Saison 2021 endet daher schon vor ihrem Beginn.

So beginnt Barneo – In Moskau werden erste Gegenstände in die riesige Iljuschin IL-76 verladen und nach Murmansk transportiert. Bei guten Wetterverhältnissen fliegt die IL-76 zum Nordpol und die Materialien werden zum Aufbau mit Fallschirmen abgeworfen. Der Bautrupp springt auf dem Weg zur Arbeit ebenfalls mit dem Fallschirm an den aussergewöhnlichen Arbeitsort ab. (Foto: Heiner Kubny)

PolarJournal wurde vom Betreiber des Camps Barneo vor einigen Tagen darüber informiert, dass auch im April 2021 Barneo nicht stattfinden wird. Begründet wurde der Entscheid mit der schwierigen Zeitplanung. Wegen des Ausbruchs der neuen, ansteckenderen Form des Coronavirus hat Norwegen am 29. Januar 2021 seine Einreisebestimmungen nochmals verschärft. Die Einreise nach Norwegen ist nur noch für norwegische Staatsbürger und ausländische Staatsangehörige mit Wohnsitz in Norwegen möglich. Allen Ausländern, die nicht unter eine Ausnahmeregelung fallen, wird die Einreise ohne weitere Beurteilung verweigert.

Wegen COVID fand auch die Saison 2020 nicht statt. Im Jahr 2019 verhinderten politische Spannungen, sodass das ukrainische Flugzeug nicht zur russischen Station Barneo fliegen konnte, obwohl diese fertig aufgebaut und betriebsbereit war.

Die mit Fallschirm abgeworfenen Utensilien sind weit verstreut und müssen zusammen getragen werden. Erst danach kann mit dem Aufbau begonnen werden. (Foto: Heiner Kubny)

Ausgangspunkt für die Flüge zum Eiscamp Barneo am Nordpol ist Longyearbyen. Der Flug zum Camp dauert etwa 2½ Sunden. Da nicht klar ist wann Norwegen seine Grenzen wieder öffnet ist es ungewiss ob der Flughafen Longyearbyen in Spitzbergen im April als Zwischenstation für Barneo-Touristen und Forscher verwendet werden kann.

Der Aufbau ist eine logistische Meiserleistung

Zudem ist der Aufbau des Camps in der Nähe des Nordpols eine logistische Meisterleistung, welche einige Monate in Anspruch nimmt. Bereits im Februar beginnen die Vorarbeiten zum Aufbau des Camps. In der Nähe von Moskau wird das Material zusammengetragen und getestet, das heisst ‘Flugtauglich’ gemacht. Ab Mitte März wird alles nach Murmansk verlegt und ist nun bereit zum Nordpol transportiert zu werden. Das ganze Material und der Bautrupp von etwa 18 Experten werden mit Fallschirm abgeworfen, bzw. springen ab. Der Aufbau des Camps und das Erstellen einer Flugpiste für die Flüge von Spitzbergen benötigt etwa 10 Tage. Es wird in 3 Schichten rund um die Uhr gearbeitet. Danach ist das Camp für etwa 3 Wochen geöffnet. Neben den touristischen Besuchern werden auch Forschungsarbeiten betrieben.

Es ist soweit, der erste technische Flug der AN-76 von Spitzbergen ist soeben gelandet und bringt weitere Gegenstände zur Fertigstellung des Camps. Gleichzeitig werden die verpackten Fallschirme im Vordergrund nach Longyearbyen zurück transportiert. (Foto: Heiner Kubny)

Der Autor dieses Berichtes war vor einigen Jahren mit einem Filmteam mit dabei, als das Camp Barneo aufgebaut wurde. Begonnen hat alles in einer Lagerhalle in Moskau. Der Aufbau wurde filmisch und fotografisch bis zu Eintreffen der ersten Forscher und Touristen im Camp Barneo festgehalten. Die Dreharbeiten dauerten insgesamt 6 Wochen.

Zu gegebener Zeit können Sie auf dieser Website in einem spannenden Bericht erfahren wie das Camp Barneo entsteht.

Heiner Kubny, PolarJournal

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