Südgeorgien erweitert Schutzzone | Polarjournal
Eselpinguine legen oft weite Strecken zu ihren Nestern zurück. Gelegentlich befinden sich die Brutstätten hoch über dem Wasser in hügeligem Gelände. (Foto: Rosamaria Kubny)

Auf halbem Weg zwischen der argentinischen Küste und der Antarktischen Halbinsel sind die Gewässer um die Insel Südgeorgien einer der biologisch reichsten Orte der Welt. In der Tat so reich, dass ein Viertel der weltweiten Eselspinguinpopulation dort lebt und sich von reichlich antarktischem Krill in der Region ernährt. Eselspinguine profitieren von einer neu erweiterten No-Take-Zone (NTZ) rund um die Insel, die vom «Royal Society for the Protection of Birds» RSPB in Auftrag gegeben wurde.

Der erste Eselpinguin ist bereits geschlüpft und der Zweite folg bald. Nun geht der Stress mit der Futterbeschaffung für die Eltern des Nachwuchses los. (Foto: Rosamaria Kubny)

In den Gewässern rund um Südgeorgien werden durchschnittlich 43,000 Tonnen Krill pro Jahr kommerziell gefangen. Dies wird von der Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR) kontrolliert und verwaltet. Nun stellte sich die Frage, ob die bestehende Krill-Fischerei eine Bedrohung für Populationen von im Winter lebenden Tieren wie Eselspinguinen darstellt, indem sie direkt um den antarktischen Krill konkurrieren?

Das Pinguin-Leben auf Südgeorgien ist hart. Skuas sind geschickte Jäger die meist zu zweit auftauchen. Während der eine Vogel die Pinguine ablenkt, klaut der Andere Eier aus den Nestern. Gelegentlich werden auch halbwüchsige Pinguine attackiert. (Foto: Rosamaria Kubny)

Um herauszufinden, ob eine Konkurrenzsituation existiert, stattete im Winter 2018 ein Team der British Antarctic Survey (BAS) 16 Eselspinguine mit Satellitensendern aus und zeichnete ihre Bewegungen bis zu 76 Tage lang auf. Die Tracking-Daten zeigten, dass Eselspinguine fast die Hälfte ihrer Zeit damit verbrachten, nach Nahrung wie Krill jenseits der bestehenden 12-Meilen-Zone zu suchen.

Zudem wurden 600 Kot-Proben aus den Kolonien der markierten Eselspinguine genommen und analisiert. Dabei wurde festgestellt, dass der Kot zu mehr als ein Viertel aus Krill-Rückständen bestand.

Die von der British Antarctic Survey geleitete und am 13. Januar 2021 in der Fachzeitschrift Diversity and Distributions veröffentlichte Studie ergab, dass die Pinguine in bestimmten Zeiträumen des Jahres in denselben Gebieten nach Nahrung wie Krill suchen, in denen auch die industrielle Fischerei Krill fängt. Diese Überlappung könnte negative Folgen für die Vögel haben.

Auf dem Plan ist gut zu erkennen welche Wege die Eselpinguine zur Futtersuche wählen. (Grafik: British Antarctic Survey)

Die Studie begann im Jahr 2018 und als direkte Umsetzung der ersten Ergebnisse erweiterte die lokale Regierung im Dezember 2018 die Sperrzone um Südgeorgien von 12,2 Seemeilen (22,2 km) auf 16,2 Seemeilen (30 km). Der erweiterte Schutz für Eselspinguine und andere Jäger umfasst nun ungefähr 5.000 Quadratkilometer (1.930 Quadratmeilen).

Nachdem die vollständige Analyse abgeschlossen ist, stellen die Autoren fest, dass zum Schutz der durch diese Studie beobachteten Eselpinguin-Nahrungsgebiete in «schlechten Krill-Jahren» die Sperrzone auf 55 km vom Ufer entfernt erweitert werden soll. Hier befindet sich die 400 m tiefe Abhangzone. Diese Tiefe stellt den Rand des Festlandsockels dar, ab dem die Meerestiefe erheblich zunimmt und die Eselpinguine nur noch selten Nahrung suchen. In «guten Krill-Jahren», in denen Pinguine näher an der Küste bleiben, würde die Schutzzonen-Ausdehnung bei 30 km bleiben. Dieses dynamische Ozeanmanagement stellt einen guten Kompromiss zwischen Einhaltung und Erhaltung rentabler Fischerei dar.

Die MV «Pharos» in den Gewässern vor South Georgia. Das Einhalten der Bestimmunen zur kommerziellen Fischerei wird durch Schiffe der Behörden kontrolliert. (Foto: GSGSSI)

Die Gewässer in Südgeorgien gelten als einer der biologisch reichsten Orte der Welt mit mehr beschriebenen Meeresarten als die Galapagosinseln und sind eines der größten Meeresschutzgebiete der Welt.

Heiner Kubny, PolarJournal 

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