Über 100 Jahre Pinguine in Europa | Polarjournal
Seit über 100 Jahren werden Pinguine in Zoologischen Gärten gehalten und gezüchtet. Der erste Zoo in Europa war der Edinburgh Zoo welcher Geschichte geschrieben hat und bekannt für die Aufzucht der Pinguine ist.

Pinguine im Zoo zu besuchen ist für viele ein Höhepunkt, sowohl für Kinder wie auch Erwachsene. Wenn diese ikonischen Vögel, der Inbegriff der Antarktis, ihren Spaziergang durch die Zoos dieser Welt machen, bleiben die Leute immer fasziniert stehen und schmunzeln und freuen sich an diesem Anblick. Doch es ist noch nicht allzu lange her, dass die ersten Pinguine in Zoologischen Gärten gehalten wurden. Im Edinburgh Zoo waren die Tiere erstmals in Europa zu sehen und durch ihre neugierige Art, ihren watschligen Gang und ihr Aussehen wurden sie schnell zu den Stars des Zoos. Im Januar 2021 feierten die Pinguine von Edinburgh nun den 107. Jahrestag ihrer Ankunft. Der Zoo Edinburgh ist auch im Besitz des grössten «Pinguinpools» in Europa.

1934 – Königlicher Besuch im Zoo von Edinburgh durch King George V und Queen Mary.

Der Zoo im schottischen Edinburgh war gerade einmal seit 6 Monaten eröffnet, als vier Königspinguine, ein Eselspinguin und ein Goldschopfpinguin am 25. Januar 1914 nach einer fast 12‘000 Kilometer langen Reise aus Südgeorgien als Geschenk der Familie Salvesen angekommen waren. Seit damals hat der Edinburgh Zoo, eines der führenden Zentren für Pinguinbiologie eine langen Liste von Erfolgen zu verzeichnen. 1919 schlüpfte hier der erste Königspinguin auf der Nordhalbkugel, gefolgt vom ersten Schlupf eines Felsenpinguin im Jahr 1935. Zwei Jahre darauf schlüpfte dann auch der erste Eselspinguin in einem Zoo.

Der Edinburgh Zoo verzeichnet seit Jahrzehnten grosse Erfolge in der Aufzucht von Pinguine in Gefangenschaft.

Das Ende des zweiten Weltkrieges bedeutete auch beinahe das Ende der Pinguine in Edinburgh, die aufgrund von falscher Ernährung zugrunde gingen. Doch ab 1947 wurden nochmals Pinguine von der Familie Salvesen aus Südgeorgien nach Edinburgh gebracht. Und ab 1951 war der Vormarsch der Pinguine nicht mehr aufzuhalten. Denn damals notierte man den ersten Spaziergang von Pinguinen inmitten von Zoobesuchern. Es wird erzählt, dass ein Wärter das Gehege aus Versehen offengelassen hatte und die Pinguine darauf prompt dem Wärter auf seiner Runde durch den Zoo, in einer Reihe gehend und sehr zur Freude der Zoobesucher gefolgt waren. Somit wurde dieses Versehen zu einer Tradition, die auch heute noch in vielen Zoos die Besucher erfreut.

Grosser Andrang zum 40-jährigen Jubiläum des ersten geschlüpften Königspinguin im Zoo von Edinburgh.

Colin Oulton, der Chefornithologe des Zoos meinte zum 100-jährigen Jubiläum im Januar 2014: ʺEs ist schon etwas Besonderes, den 100. Jahrestag für diese sehr neugierige Art feiern zu dürfen. Historisch gesehen sind die Pinguine schon immer eine wichtige Art für den Edinburgh Zoo gewesen. Unser Wissen und Expertise hat dazu geführt, dass wir hier im Zoo heute die Europäischen Zuchtbücher für Königs- und Eselspinguine verwaltenʺ. Er meint weiter, dass die täglichen Pinguinparaden eine der wenigen Möglichkeiten für Zoobesucher sind, die Tiere hautnah zu erleben. ʺDie Welt mag sich in den letzten 100 Jahren stark verändert haben, aber Pinguine sind immer eine der Hauptfavoriten unserer Besucher gewesenʺ, fügte er an.

Pinguin-Parade im Zoo von Edinburgh in den 50er Jahren.

Der Edinburgh Zoo weist noch mit einem weiteren Highlight auf: den ranghöchsten Pinguin mit Adelstitel. Sir Nils Olav ist das Maskottchen der norwegischen königlichen Garde und wurde 1972 von der Truppe adoptiert. Seither kletterte das Tier die Karriereleiter hoch und ist seit 2005 Ehrenoberst der Garde. Besondere Ehre wurde ihm 2008 zuteil, als er von König Harald V in einer aufwendigen Zeremonie den Ritterschlag erhielt. Seit 2016 steht Sir Nils Olav im Grade eines Brigadier.

Im Jahr 2016 wurde Sir Nils Olav von der norwegischen Garde zum Brigadier befördert. (Video: Edinburgh Zoo)

Heute besuchen jährlich etwa 600.000 Besucher den Edinburgh Zoo. Bekannt ist der Zoo für seine drei verschiedenen Pinguinarten, wie Königspinguine, die zweitgrößte Pinguinart der Welt, die Eselspinguine und die Felsenpinguine. Die ersten Pinguine kamen durch eine Walfangexpedition im Januar 1914 nach Edinburgh.

Insgesamt sind es über 100 Pinguine die durch die Anlage watscheln. Ein Höhepunkt ist das 65 Meter lange und 3,5 Meter tiefe Wasserbecken, welches rund 1,2 Millionen Liter Wasser enthält. Dies ist Europas grösster Pinguinpool im Freien.

Heiner Kubny, PolarJournal

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