Neue Raumstation soll über die Pole fliegen | Polarjournal
Die Mir war eine von der Sowjetunion erbaute bemannte Raumstation, die von 1986 bis zu ihrem kontrollierten Absturz 2001 die Erde umkreiste. Nachdem die Mir in den ersten Jahren nur von der Sowjetunion und den mit ihr verbundenen Ostblockstaaten genutzt wurde, gab es auch Kooperationen mit anderen Staaten. Nach dem Zerfall der Sowjetunion betrieb die russische Raumfahrtagentur Roscosmos die Raumstation weiter und setzte die erfolgreiche internationale Kooperation, auch mit westlichen Staaten und deren Raumfahrtagenturen, fort. Die Raumstation Mir war zu ihrer Zeit das größte künstliche Objekt im Erdorbit und gilt als einer der größten Erfolge der sowjetischen und russischen Raumfahrt. (Foto: Roscosmos)

Die neue russische Raumstation soll in einer Umlaufbahn eingesetzt werden, welche die Beobachtung der gesamten Erdoberfläche, vor allem der Arktis, ermöglichen wird. Die entsprechenden Unterlagen legte der Raumfahrtkonzern «RSC Energia» dem Weltraumrat der Russischen Akademie der Wissenschaften vor. Der Bau einer neuen Raumstation wird prioritär behandelt, da die Unterhaltskosten der aktuellen Raumstation ISS ausser Kontrolle geraten könnte.

Die Internationale Raumstation ISS ist die derzeit einzige Raumstation. Zunächst als militärische Station von den USA geplant, wird sie seit Beginn ihres Aufbaus 1998 in internationaler Kooperation von 16 Staaten bzw. 5 Raumfahrtagenturen betrieben und weiterentwickelt. Sie ist der größte Satellit im Erdorbit und das größte menschengemachte Objekt im All. Die ISS kreist in rund 400 km Höhe mit einer Bahnneigung von 51,6° in östlicher Richtung in etwa 93 Minuten einmal um die Erde. Seit dem 2. November 2000 ist die ISS dauerhaft von Raumfahrern bewohnt. (Foto: NASA)

ISS scheint am Ende zu sein

Eine Reihe von Elementen der ISS sind beschädigt und ab 2025 werden vermehrt Ausfälle auftreten. Daher ist es sinnvoll, sich auf die Schaffung einer nationalen Station zu konzentrieren, sagte Vladimir Solovyov, Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften und erster stellvertretender Generaldirektor der «RSC Energia».

Auszüge aus seiner Rede auf der Tagung des RAS-Weltraumrates wurden auf dem Portal Scientific Russia veröffentlicht, das unter der Schirmherrschaft der Akademie der Wissenschaften organisiert wurde.

„Bis 2025 ist Russland verpflichtet, am ISS-Programm teilzunehmen. Es gibt bereits eine Reihe von Elementen, die schwer beschädigt und außer Betrieb sind. Viele von ihnen können nicht mehr ersetzt werden. Nach 2025 prognostizieren wir Ausfälle zahlreicher Elemente an Bord der ISS.“ sagte der Top-Manager.

„Es ist notwendig, den Zeitpunkt der weiteren Teilnahme am Programm zu überdenken und sich auf die Umsetzung der nationalen Orbitalstationen des Programms zu konzentrieren“ glaubt Soloviev. Die «RSC Energia» schlägt deshalb die Entwicklung einer russischen Raumstation vor.

Angara-A5 ist die stärkste Version einer unterschiedlich starken Raketen-Serie. Die Versionen unterscheiden sich in der Anzahl der standardisierten Booster. Mit der Rakete sollen die Module zur neuen Raumstation ins All geschossen werden. (Foto: Roscosmos)

Die neue russische Raumstation soll über die Pole fliegen

Für eine neue Raumstation sind zwei Arten von Bahnneigungen möglich – 72 und 98 Grad, wobei die zweite Option zum ersten Mal vorgeschlagen wird. Dies berichtet die Agentur RIA Novosti. Eine Neigung von 72 Grad ermögliche es, die Erdoberfläche bis zu einem Breitengrad von etwa 80 Grad zu beobachten, was auch für die Route des Nördlichen Seeweges gelten werde. Bei 98 Grad werde ein umfassender Anblick der Erde möglich sein, so die Forscher.

Wie der russische Raumfahrt-Experte Andrej Ionin von der Ziolkowski-Akademie für Kosmonautik gegenüber RIA Novosti erläuterte, würden bei der Neigung von 98 Grad die Polarregionen vollständig sichtbar sein.

Wladimir Solowjow „Dies wird ein globaler Hype sein. Niemand hat jemals Stationen unter Berücksichtigung solcher Neigungen gestartet. Solche Umlaufbahnen sind erforderlich, um die Erde zu beobachten. Sie sind praktisch, da sich die Sonne ständig in einem bestimmten Winkel befindet – dies wird als sonnensynchrone Umlaufbahn bezeichnet – und die Ausrüstung für die Aufnahmen nur einmal angepasst werden muss“, sagte der Wissenschaftler.

Im Oktober berichtete der erste stellvertretende Chefkonstrukteur von «RSC Energija», Wladimir Solowjow, dass das Design der neuen Raumstation dem der Orbitalstation „Mir“ ähneln werde. Sie werde aus mindestens fünf Modulen bestehen, einschließlich eines kommerziellen Moduls für vier Weltraumtouristen. Zudem werde es dort zwei große Bullaugen und WLAN geben.

Es ist geplant, die Module mit den Trägerraketen «Angara-A5» vom Kosmodrom Plessezk oder Wostotschny in den Orbit zu bringen. (Grafik: Heiner Kubny)

Die Module selbst werden auf der Grundlage des geplanten wissenschaftlich-energetischen Moduls der ISS erstellt. Darüber hinaus ist vorgesehen, regelmäßig ein frei fliegendes, als Produktionslabor ausgelegtes Modul an die Station anzudocken, das mit einer Rakete «Sojus-2.1b» von Plessezk oder Wostotschny aus gestartet werden soll.

Der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, verkündete, Russland werde nach 2030 eine neue erdnahe Orbitalstation errichten.

Heiner Kubny, PolarJournal

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