Wie kommen Eisberge zu ihren Namen | Polarjournal
Eisberge faszinieren die Menschen schon seit jeher. Der Kunst der Natur sind keine Grenzen gesetzt. Ständig verändern sie ihre Erscheinung. (Foto: Heiner Kubny)

In den letzten drei Jahren berichteten Medien immer wieder über A-68. Am Anfang kam es zu Unsicherheiten, war es eine Autobahn? Da wurde im Juli 2017 von 175 km Länge berichtet, ein gigantischer Stau zu Urlaubsbeginn? Kaum zu glauben. Bei näherem hinschauen versteckte sich hinter diese Buchstaben-Zahlen Kombination ein Eisberg. Beim Recherchieren gab es da noch B-15, A-38, D-16 und noch viele mehr. Einige hatten hinter der Zahl noch einen Buchstaben wie B-15a. Was all diese Zahlen und Buchstaben zu bedeuten haben erfahren Sie in diesem Bericht.

Zwischen dem 10. und 12. Juli 2017 löste sich der Eisberg vom Larsen-Schelfeis. Der Eisberg A-68 ist in den letzten drei Jahrzehnten einer der größten seiner Art beobachtete Eisberg. Der Eisberg hatte im Sommer 2017 eine Länge von 175 Kilometer und eine Breite von 50 Kilometer. (Foto: NASA Landsat)

Eisberg A-68 (5.800 km²) Schon im Jahr 2014 fiel den Forschern ein Riss in der großen Eisfläche des Larsen Eisschelfes auf, der über Jahre hinweg wuchs. Bilder von ESA-Satelliten, aufgenommen am 12. Juli 2017, zeigten das Loslösen eines grossen Eisberges vom Larsen-C-Eischelfes. Der Eisberg erhielt den Namen A-68 und seine Ausmasse waren gigantisch. Der Eisberg hatte eine Länge von 175 Kilometer und er war 50 Kilometer breit. Der Koloss ragt 40 bis 60 Meter aus dem Wasser und zwischen 160 und 250 Meter unter Wasser. A-68 ist der drittgrösste je gemessene Eisberg, seit 1960 erstmals die Überwachung mit Satelliten möglich wurde.

Richtig Hektik kam kurz vor Weihnachten 2020 auf, als der Eisberg A-68A vor Südgeorgien auftauchte und das festsetzen vor der Insel befürchtet wurde. Die Situation entschärfte sich als der Koloss zerbrach und südlich an Südgeorgien vorbei driftete. (Foto: NASA, Earth Observatory)

Eisberg 1956 – Der grösste Eisberg in der Antarktis ist 1956 mit einer geschätzten Länge von 333 Kilometern und eine Breite von 100 Kilometern registriert worden. Die geschätzten Abmessungen des Eisbergs von 1956 ist noch vor der Ära der Satellitenfotografie aufgenommen worden und gilt als ungenau.

Eisberg B-15. Die Aufnahme entstand am 17. März 2002 kurz nach dem Kalben des Eisberges B-15. Dieser gilt bis heute, seit der Überwachung durch Satelliten, als der grösste Eisberg. Teile von B-15 hielten sich sehr lange. Im Jahr 2018 waren noch vier Teile übrig, die groß genug waren, um vom National Ice Center verfolgt zu werden. (Foto: NASA)

Eisberg B-15 (11.000 km²) war flächenmäßig der größte fotografisch aufgezeichnete Eisberg. Er war 295 Kilometer lang und 37 Kilometer breit und hatte eine Oberfläche von 11.000 Quadratkilometern. Der Koloss ragte 40 bis 60 Meter aus dem Wasser und reichte etwa 160 und 250 Meter unter Wasser. Der B-15 ist der grösste mit Satellitenbildern belegte Eisberg, seit 1960 erstmals die Überwachung mit Satelliten möglich wurde. Im März 2000 brach der Eisberg vom Ross-Eisschelf der Antarktis ab und zerfiel in kleinere Eisberge, von denen der größte Eisberg B-15A hieß. Im Jahr 2003 driftete der B-15A von Ross Island nach Norden, um schließlich im Oktober 2005 in mehrere kleinere Eisberge zu zerbrechen. Der Eisberg B-15 gilt heute als der zweitgrösste je in der Antarktis abgebrochen Eisberg. Seit der Überwachung durch Satelliten sogar als der Grösste.

Das Ende des Eisberges B-15, das andere Ende liegt 300 Kilometer weiter östlich. Die Aufnahme entstand im Januar 2001 bei der Fahrt mit dem Eisbrecher «Kapitan Khlebnikov» zur McMurdo Station. (Foto: Heiner Kubny)

Überwachung der Eisberge und Schutzmaßnahmen

Arktis-Nordatlantik

Im Nordatlantik überwacht die International Ice Patrol (IIP) das Aufkommen und Bewegungen der Eisberge. Die Gesellschaft wurde 1914 nach dem Unglück der RMS «Titanic» am 15. April 1912 gegründet. Die von der United States Coast Guard betriebene IIP ist gegen anteilige Kostenerstattung verpflichtet, entsprechende Berichte über die Eisberglage im Nordatlantik den Ländern herauszugeben, die einen Pakt unterzeichnet haben.

Fotos von Satelliten können bereits wenige Stunden nach dem Überflug runtergeladen werden. Im Bild ist die Arktis zu erkennen. Jedes Quadrat ist ein hochaufgelöstes Bild. Diverse Satelliten überfliegen die polaren Regionen mehrmals täglich. (Print Screen – Polar View)

Antarktis Im Südpolarmeer wird die Überwachung vom amerikanischen National Ice Center, mit Sitz in Suitland im US-Bundesstaat Maryland, wahrgenommen. Diese Organisation vergibt auch die Namen für Eisberge, die größer als 10 Seemeilen sind. Der Name setzt sich zusammen aus einem Buchstaben für das Herkunftsgebiet und einer laufenden Nummer in zeitlicher Reihenfolge. Die Buchstaben kennzeichnen den Quadranten, in dem der Eisberg zuerst entdeckt wurde

Die Antarktis wird in vier Sektoren aufgeteilt und der darin kalbende Eisberg erhält dessen Buchstaben. Die Nummerierung erfolgt nach der Reihenfolge des Abbruchs. (Grafik Heiner Kubny)

Die Antarktis ist in Sektoren A-D eingeteilt

  • A – 0° bis 90° westliche Länge (Bellingshausen-See, Weddell-Meer)
  • B – 90° bis 180° westliche Länge (Amundsen-See, östliches Rossmeer)
  • C – 90° bis 180° östliche Länge (westliches Rossmeer, Wilkesland)
  • D – 0° bis 90° östliche Länge (Amery-Schelfeis, östliches Weddell-Meer)

Dass der im Juli 2017 abgebrochene Eisberg den Namen A-68 erhielt, zeigt an, dass er aus Sektor A kommt und bereits der 68. riesige Eisberg ist, der in diesem Bereich seit 1976 gezählt wurde.

Bereits am 14. Juli verlor der A-68 durch Eisbruch einen Teil seines Volumens. Am 17. Juli gab das NIC dann bekannt, dass der ursprüngliche Eisberg die Bezeichnung A-68A erhält und das Buchstück neu die Bezeichnung A-68B erhält. Zwar misst der neue, kleinere Teil nur 6,5 mal 3 Seemeilen und bleibt damit in beiden Achsen deutlich unter 18,5 Kilometern. Doch er erfüllt knapp die zweite Voraussetzung für einen eigenen Namen. Am 23. April 2020 brach ein weiterer Teil des Eisbergs ab und bekam die Bezeichnung A-68C. Er hatte eine Fläche von 175 km².

Weitere Abbrüche welche das Kriterium erfüllen erhalten fortlaufende Buchstaben des Alphabetes. Gegenwärtig (30. Januar 2021) ist man beim Buchstaben M angekommen. Der Namen A-68 bleibt erhalten.

Heiner Kubny, PolarJournal

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