117 Jahre argentinische Präsenz in der Antarktis | Polarjournal
Seit über einem Jahrhundert ist die Station «Orcadas» als einzige Antarktis-Station ohne Unterbruch ganzjährig besetzt. (Foto: Heiner Kubny)

Der 22. Februar ist in der argentinischen Polarforschung ein denkwürdiger Tag. Genau vor 117 Jahren wurde die 1’500 Kilometer südlich von Ushuaia gelegene Station von den damaligen Besitzern an Argentinien übergeben. Seit dieser Zeit ist die Station «Orcadas» ununterbrochen ganzjährig besetzt und somit die älteste ständig bewohnte Station in der Antarktis.

Die «Orcadas»-Station befindet sich auf Laurie Island im Archipel der südlichen Orkneyinseln. Vom nächstgelegenen Hafen Ushuaia auf Feuerland trennen sie 1’500 km. Die nächstgelegene Antarktis-Station ist die britische «Signy»-Station in 51 km Entfernung. (Foto: Heiner Kubny)

Anfang des 20. Jahrhunderts brach die «Scottish National Antarctic Expedition» unter der Leitung von Wiiliam Speirs Bruce Richtung Süden los. Bruce erforschte in den Jahren 1902–1904 Teile der Antarktis. Zu seinen Erfolgen zählen die Einrichtung der ersten bemannten Wetterstation in der Antarktis und die Entdeckung von neuem Land im Osten des Weddell-Meeres. Die große Sammlung biologischer und geologischer Proben führte zusammen mit denen von Bruce’s früheren Reisen zur Gründung des Scottish Oceanographical Laboratory im Jahre 1906.

Mehrere Versuche, weiter ins Weddell Meer vorzudringen, scheiterten. Daraufhin widmeten sich die Expeditionsteilnehmer vermehrt der Erkundung der Südorkney-Inseln. Basis für ihre Erkundungsfahrten bildete eine 1903 errichtete Steinhütte auf Laurie Island. Die Hütte wurde am 22. Februar 1904 an argentinische Forscher übergeben, die sie seither unter dem Namen „Orcadas“ betreiben.

Die ältesten Gebäude der Station, das «Omond House», wurde im Jahr 1903 von der damaligen schottischen Expedition unter William Speirs Bruce errichtet. Heute zeugen nur noch die Überreste davon. (Foto: Heiner Kubny)

Am 22. Februar eines jeden Jahres erinnert sich Argentinien an die Zeit, als es die argentinische Flagge am meteorologischen Observatorium auf Laurie Island gehisst und die Station übernommen hatte. Die ersten argentinischen Stationsmitglieder waren ein Mitarbeiter der Zoologischen Abteilung des Landwirtschaftsministeriums, ein Mitarbeiter des nationalen meteorologischen Amtes und ein Mitarbeiter vom Ministerium für Nutztiere, der auch als der erste Postmeister fungierte.

Die Station «Orcadas» liegt auf steinigem Untergrund und ist 170 Meter von der Küste entfernt. Die Station besteht aus insgesamt 11 Gebäuden. Im Sommer sind bis zu 45 Personen stationiert und im Winter durchschnittlich 14 Personen. Zu jeder Besatzung gehört für die medizinische Versorgung ein Arzt.

Die Gesamtfläche der Station umfasst 4’800 m², die Fläche in den Gebäuden 2101 m², von denen 423 m² für die Unterkunft der Bewohner gedacht sind. Pro Jahr verbraucht die Station 192’000 Liter Treibstoff, der auch der Stromerzeugung mit vier Generatoren dient. Der Wasserverbrauch liegt bei 1,08 Mio. Litern, wobei das Wasser aus dem Einschmelzen von Eis gewonnen wird. Das Abwasser wird ins Meer geleitet. Zweimal im Jahr wird «Orcadas» zur Versorgung mit einem Schiff angelaufen.

Die Forschungsschwerpunkte auf «Orcadas» sind Glaziologie, Seismologie und Meteorologie.

Die einzigen ständigen Besucher des kleinen Friedhofes sind die Pinguine. (Foto: Heiner Kubny)

Die ältesten Gebäude der Station, das „Omond House“ von 1903, das 1905 errichtete argentinische magnetische Observatorium „Moneta House“ und eine argentinische meteorologische Hütte, stehen heute nebst einem Friedhof mit zwölf Gräbern, von denen das älteste aus dem Jahre 1903 stammt, als historische Stätte HSM-42 unter dem Schutz des Antarktisvertrags.

Seit der Unterzeichnung des Antarktisvertrags im Jahr 1959 hat Argentinien auch seine Rolle als zentraler Akteur im internationalen Abkommen gestärkt, das den Kontinent mit internationaler Zusammenarbeit schützt.

Heiner Kubny, PolarJournal

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