Vor 250 Millionen Jahren traf ein Meteorit die Antarktis | Polarjournal
Glühender Meteor beim Eintritt in die Erdatmosphäre

Ein internationales Forscherteam hat mit Hilfe von zwei Grace-Satelliten unter dem Eis der Antarktis einen riesigen Einschlagskrater entdeckt. Dabei könnte es sich um einen der größten Meteoritenkrater auf der Erde handeln. Die mehr als 450 Kilometer große Struktur ist unter einem etwa eineinhalb Kilometer dicken Eispanzer verborgen. Hat der gigantische Einschlag einen Zusammenhang mit dem grössten Massensterben der Erdgeschichte?

Der Wilkesland-Krater ist der größte bekannte Meteoritenkrater der Erde. Er hat einen Durchmesser von rund 480 Kilometern und ist vermutlich 250 Millionen Jahre alt. (Grafik: Heiner Kubny)

War der Riesenmeteorit, dessen Einschlagskrater in der Antarktis entdeckt wurde, der grösste Killer aller Zeiten? Die Forscher haben 1,5 Kilometer unter der antarktischen Eiskruste einen Krater von 482 Kilometern Durchmesser entdeckt. Er geht vermutlich auf einen Meteoriten-Einschlag vor 250 Millionen Jahren zurück. Die Wucht des Einschlags in Wilkesland war nach Meinung der Wissenschaftler für die damalige Erde und ihre Bewohner katastrophal. Damals wurde fast alles Leben auf der Erde ausgelöscht.

Erstmals wurde der Meteoritenkrater in der Antarktis 2006 entdeckt. Eine gemeinsame Mission der NASA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, die versuchte Anomalien im Schwerefeld der Erde zu messen, um zu zeigen, wie die Masse auf dem Planeten verteilt ist und wie sie sich im Laufe der Zeit verändert, war für die Entdeckung verantwortlich.

Neue Details aus dem Jahr 2018 über das Schwerefeld der Ostantarktis, die von den GRACE-Satelliten gewonnen wurden, enthüllten eine auffällige positive Schwereanomalie in einem Becken mit einem Durchmesser von etwa 500 Kilometern.

Einige Wissenschaftler sind sich sicher, dass sich in den Eingeweiden der Antarktis im Bereich von Wilkes Land ein Asteroid der M-Klasse verbirgt, der hauptsächlich aus Metallen besteht.

Diese Entdeckung löste auch heftige Debatten unter Verschwörungstheoretikern aus, die sich schnell an Behauptungen erinnerten, die Nazis hätten dort während des Zweiten Weltkriegs geheime Anlagen gebaut.

Der Doppelsatellit Gravity Recovery und Climate Experiment (GRACE) ist ein Projekt zur genauen Bestimmung des Erdschwerefeldes in einer niedrigen Umlaufbahn. Die Satelliten wurden am 17. März 2002 in eine nahezu polare und kreisförmige Umlaufbahn mit einer Anfangshöhe von 500 km gestartet. Sie umrunden die Erde in etwa 200 km Abstand und messen mit Mikrowellen kontinuierlich die gegenseitige Distanz. (Foto: Airbus)

Der gewaltige Einschlag hat vermutlich riesige Mengen von Staub in die Luft gewirbelt und so für eine sehr lebensfeindliche Umwelt gesorgt – monatelange Dunkelheit und ätzend saurer Regen haben den Planeten zur Hölle gemacht. Nur ein paar urzeitliche Schalentiere überlebten dieses Inferno. Unter ihnen waren die Vorfahren der Dinosaurier, die in den nachfolgenden fast 200 Millionen Jahren die dominierende Tiergruppe wurde. Was wie ein finsteres Zukunftsszenario klingt, beendete vor rund 250 Millionen Jahren das Perm-Zeitalter. «Schätzungsweise 80 bis 90 Prozent der Meeres- und Landlebewesen starben damals», sagt Michael J. Benton, Professor für Paläontologie an der Universität Bristol.

Wie es zu diesem Massensterben vor 250 Millionen Jahren kam, ist unter Wissenschaftlern umstritten. Während einige Forscher Meteoriteneinschläge vermuten, gehen andere von Vulkanausbrüchen aus. «Die Vulkantätigkeit, die von kolossalen CO2-Emissionen begleitet wurde, wird heute von vielen Wissenschaftlern als Auslöser für das Massensterben betrachtet», sagt Benton.

So könnte der Chicxulub-Krater auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan nach dem Meteoriteneinschlag vor 66 Millionen Jahren ausgesehen haben. Der Durchmesser des Kraters wird auf 180 Kilometer geschätzt. Heute liegt er mehr als einen Kilometer unter der Oberfläche begraben. (Grafik: Detlev van Ravenswaay)

Der in der Ostantarktis entdeckte Einschlagkrater ist etwa dreimal so gross wie der Chicxulub-Krater auf der Halbinsel Yukatan. Dort war vor rund 65 Millionen Jahren ein Meteorit niedergegangen, der möglicherweise für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich war. Doch der Meteorit, der die Riesennarbe in die antarktische Kruste geschlagen hat, war mit einem geschätzten Durchmesser von mehr als 45 Kilometern um das Mehrfache grösser als der «Dino-Killer».

Heiner Kubny, PolarJournal

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