Blood-Falls in der Antarktis | Polarjournal
Der Blood Fall sickert vom Ende des Taylor-Gletschers in den Lake Bonney. Das Zelt auf der linken Seite gibt einen Eindruck davon, wie groß das Phänomen ist. (Foto: Peter Rejcek, NSF)

Gleich neben McMurdo in der Ostantarktis liegen die Dry Valleys nur wenige Kilometer von der antarktischen Küste entfernt. Die Trockentäler sind einer der seltsamsten Orte der Erde. Sie sind eiskalt, aber hohe Berge und starker Wind halten sie größtenteils frei von Schnee und Eis. Für ein Wüstengebiet haben die Trockentäler viele interessante Phänomene zu bieten. Hier ist der Don-Juan-See mit über 40% das salzhaltigste Gewässer der Erde und der Onyx River mit 32 Kilometer der längste Fluss der Antarktis anzutreffen. Ganz hinten im Taylor Valley versteckt sich ein weiteres spektakuläres Naturwunder, die Blood Falls.

Der Taylor-Gletscher ist ein rund 56 km langer Gletscher im ostantarktischen Viktorialand. Er fließt vom Polarplateau in das westliche Ende des Taylor Valley. Am Ende des Gletschers befinden sich die Blood Falls. (Foto: Wikipedia)

Als Geologen unter Führung von Griffith Taylor 1911 den gefrorenen Wasserfall zum ersten Mal entdeckten, dachten sie, die rote Farbe stamme von Rotalgen, aber seine wahre Natur erwies sich als viel spektakulärer. Die rote Farbe, die sich ergibt, ist buchstäblich der Rost des Gletschers unter seiner schneebedeckten Kruste.

2017 fanden Forscher endlich heraus, woher die Rotverfärbung stammte. Mit Radar-Messungen kamen sie bis zum Grund des Taylor Glacier und fanden heraus, was da wirklich vor sich ging. 

Die Wissenschaftler machten eine bahnbrechende Entdeckung: Sie fanden dabei hypersaline Flüsse (dreimal so salzig wie Meerwasser) und Stauseen, welche sich 400 Meter unter dem Gletscher befinden, die ihre flüssige Form behalten konnten.

Beim vorbeifliessen kratzt der Gletscher Eisen vom Grundgestein ab und vermischt es mit der Salzlacke. Nachdem das Salzwasser so lange ohne Sonnenlicht oder Sauerstoff unter hohem Druck im Gletscher versiegelt wurde, färbt es sich beim Austritt bei den Blood Falls mit der frischen Luft blutrot. 

Die rotbraunen Blutfälle in der Antarktis sind nach ihrer ungewöhnlichen Farbe benannt, aber woraus sie wirklich bestehen und warum das Wasser bei so kalten Temperaturen noch fließt, war seit langem ein Rätsel. (Foto: Peter Rejcek, NSF)

Die unterirdischen Seen sind voller Bakterien, die Eisen und Schwefel Energie entziehen. Die Existenz des Blood Falls-Ökosystems zeigt, dass Leben unter extremsten Bedingungen auf der Erde existieren kann, auch wenn es einige Millionen Jahre lang ohne Sonnenlicht oder Sauerstoff auskommen musste. Dies ist für Astronomen interessant, die sich fragen, ob eisige Stellen auf dem Mars oder Jupiters Mond «Europa» ähnliche Lebensformen beherbergen könnten. Tatsächlich ist es möglich, dass sich das Leben auf der Erde auf die gleiche Weise entwickelt hat. 

Heiner Kubny, PolarJournal

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