Antarktischer Vogel mit neuem Altersrekord | Polarjournal
Die nördlichen Riesensturmvögel sind die zweitgrössten bekannten Sturmvögel. Sie erreichen eine Spannweite von bis zu 2 Metern und ein Gewicht von bis zu 5 Kilogramm. Nur ihre südlichen Verwandten sind noch etwas schwerer. Man erkennt die Tiere an ihrem charakteristischen Kopf und dem roten Fleck an der Schnabelspitze. Bild: Michael Wenger

Die Antarktis ist ein echtes Vogelparadies. Der Südliche Ozean bietet eine reiche Nahrungsgrundlage und die abgelegenen Inseln hervorragende Brutmöglichkeiten. Vor allem die Albatros- und die verschiedenen Sturmvogelarten stechen mit ihren Körpergrössen und ihrer Lebensweise hervor. Ein Vertreter, der nördliche Riesensturmvogel ist dabei nochmals in vielerlei Hinsicht speziell. Nun haben australische Forscher gemeldet, dass diese Art wohl auch altersmässig überrascht, denn es wurde ein vierzig jähriges Tier entdeckt.

Der Vogel wurde tot an einem Strand von Neuseeland entdeckt. Da er bebändert gewesen ist, konnte das Alter und auch der Ursprungsort des Vogels exakt bestimmt werden. Die Information über den Fund wurde danach an Wissenschaftler der Australian Antarctic Division AAD weitergeleitet. Aus den Informationen war ersichtlich, dass der Vogel von Macquarie Island stammte und mittlerweile vierzig Jahre alt ist.

Die Daten auf dem Band des Vogels zeigten, dass er am 23. Januar 1981 als Küken bei Mawson Point auf Macquarie Island bebändert worden war. Dies macht das Tier zum ältesten bekannten Vertreter seiner Art. Für die Forscher des AAD ist der Fund des Vogels ein echter Glücksfall. Den die Daten geben nicht nur Auskunft über das Alter des Vogels, sondern auch über seine bevorzugten Aufenthaltsorte in seinem langen Leben. Das Band war Teil eines Programms zur Erhebung solcher Daten. «Zwischen 1967 und 1987 wurden mehr als 3’000 nördliche Riesensturmvögel auf Macquarie Island mit Bändern versehen», erklärt Dr. Barbara Wiencke, Seevogel-Spezialistin beim AAD. «Mit einer Wiederauffindungsrate von nur 2 Prozent mussten zahlreiche Vögel bebändert werden, um auch nur eine kleine Zahl wiederzufinden.» Das Bebänderungsprogramm Australiens war 1953 ins Leben gerufen worden, um mehr über die Wandergewohnheiten von Vögeln und Fledermäusen auf australischem Boden herauszufinden. Mittlerweile werden die Vögel auf subantarktischen Inseln und in Antarktika nicht mehr bebändert, da dies stressig für die Vögel ist. Man setzt mehr auf Satellitenverfolgung, da dies neben der einfacheren Anbringung auch detaillierter und genauer ist.

Nördliche und südliche Riesensturmvögel sind nicht wählerisch, wenn es um Nahrung geht. Anders als ihre Verwandten fressen sie auch Kadaver von Pinguinen und Robben. Damit nehmen sie die ökologische Nische von Geiern ein und halten Strände sauber. Bild: Michael Wenger

Die Daten, welche die Forscher aus dem Bebänderungsprogramm entnehmen, sind sehr aufschlussreich. In Bezug auf das Alter sind die 40 Jahre ein echter Rekord. Normalerweise liege die Zeitspanne zwischen Bebänderung und Fund etwas mehr als 8.5 Jahre, heisst es von Seiten der Experten. Dies sagt jedoch nichts über die Langlebigkeit von Riesensturmvögeln aus. Auch in Bezug auf das Wanderverhalten sind die Daten sehr spannend. Zwischen Macquarie und dem Fundort des alten Vogels in Neuseeland liegen mehr als 2’200 Kilometer. Nördliche Riesensturmvögel sind im gesamten Bereich des Südlichen Ozeans beheimatet und wandern auch weite Strecken zwischen Brut- und Nahrungsgebieten. «In einer Satelliten-Tracking-Studie sind erwachsene nördliche Riesensturmvögel mehr als 2’000 Kilometer während der Brutsaison geflogen», erklärt Dr. Wienecke. Der Rekord eines Tieres liegt bei 10’846 Kilometer, von Macquarie bis nach Namibia.

Nördliche Riesensturmvögel sind Vertreter der Röhrennasen-Familie. Auf ihrem Schnabel sitzt eine Röhre, mit deren Hilfe der Vogel Salzwasser ausscheiden kann, wenn er Meerwasser getrunken hat. Ausserdem fungiert es auch als Geschwindigkeitsmessgerät, wenn die Vögel weite Strecken segeln. Der rote Fleck ist charakteristisch für die Art. Bild: Michael Wenger

Das zeigt, dass nicht nur Albatrosse im Laufe ihres Lebens weite Strecken zurücklegen, sondern auch Riesensturmvögel. Diese Tatsache wurde in einer anderen, vor kurzem veröffentlichten Studie ebenfalls gezeigt. Das bedeutet, dass die Vögel auch durch Hochseefischerei gefährdet sind, besonders durch Langleinenfischerei. Die Tiere haben ein sehr breites Nahrungsspektrum und fressen neben Krill und Fisch auch Tintenfische, die als Köder in der Langleinenfischerei verwendet werden. Daneben fressen sie auch Kadaver und schwache und kranke Jungtiere an den Stränden der subantarktischen Inseln. Das macht die urtümlich aussehenden Vögel nicht gerade zu den schönsten Fotomotiven, aber zu den ökologisch wertvollsten. Daher ist es wichtig, dass diese Tiere auch weiterhin ihr hohes Alter ungestört erreichen können.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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