Lokales Pinguinsterben in Neuseeland registriert | Polarjournal
In Neuseeland brüten die seltenen Gelbaugenpinguine. Nur noch knapp 4’000 Tiere dieser Art sollen weltweit existieren. Durch eingeschleppte Tierarten wie Katzen, Ratten und andere Vogelarten sind die Tiere, die in Erdhöhlen hausen, bedroht. Denn neben dem Plündern der Nester, können fremde Arten auch Krankheiten einschleppen, gegen die die Pinguine keine Chance haben. Bild: Michael Wenger

Mehr als die Hälfte aller 18 bekannten Pinguinarten leben nicht direkt in der Antarktis, sondern weiter nördlich. Dabei ist vor allem Neuseeland ein echter Hotspot, denn neun Arten brüten auf neuseeländisch verwaltetem Boden und davon nochmals drei in Neuseeland selbst. Gerade diese drei gehören aber zu den selteneren Arten und entsprechend grossen Aufwand betreibt der Staat, um den Erhalt sicherzustellen. Doch nun schlagen die Behörden Alarm: Bei den Gelbaugen- und den Zwergpinguinen wurde ein verstärktes Kükensterben , bzw. ein Rückgang der Nestanzahl registriert. Die Gründe dafür sind trotz Untersuchungen weiterhin unbekannt.

Im Südosten der neuseeländischen Südinsel, in der Region Otago, hatten die Behörden im Januar dieses Jahres 30 tote Küken von Gelbaugenpinguinen allein in der Gegen um die Stadt Dunedin registriert, viel höher als im Durchschnitt. Eine Untersuchung der toten Tiere zeigte, dass sie an einer Lungenentzündung-ähnlichen Krankheit gestorben sind. Es konnten jedoch keine Erreger entdeckt werden, wie die Behörden und die Medien melden. «Wir haben zurzeit keine Ahnung, was das Lungen-Syndrom verursacht», erklärt die Leiterin des Dunedin Wildlife Hospital Trust gegenüber der Medienplattform Stuff. In dieser veterinärmedizinischen Einrichtung wurden die Küken untersucht. Klar ist gegenwärtig, dass nur Küken, die weniger als ein Kilo wiegen, von der Krankheit betroffen sind. Einmal über diese kritische Gewichts-, bzw. Altersgrenze hinaus, sind sie ausser Gefahr. Da aber nicht klar ist, wieviele Küken die Krankheit überlebt haben, wie und ob sie von adulten Tieren übertragen werden kann und wie erkrankte Tiere behandelt werden können, rechnen die Experten mit dem Schlimmsten.

Gelbaugenpinguine werden in zwei Unterpopulationen aufgeteilt: die nördliche in Neuseeland und Stewart Island und die südliche auf den subantarktischen Inseln wie Enderby und Campbell. Während die südliche Population stabil zu sein scheint, ist die nördliche zwischen 65 und 76 Prozent geschrumpft. Insgesamt zählt diese Art zu den seltensten Pinguinen der Welt. Bild: Michael Wenger

Für die Naturschutzbehörde von Neuseeland ist der Verlust von 30 Küken ein schwerer Rückschlag in den Schutzbemühungen. Denn die Zahl der Gelbaugenpinguine in Neuseeland ist seit Jahren massiv zurückgegangen, zwischen 65 und 76 Prozent in den letzten 20 Jahren, gemäss der Roten Liste der IUCN und der Naturschutzbehörde Te Papa Atawhai. Während auf der Südinsel noch 177 Brutpaare bekannt sind, waren es auf Stewart Island noch gerade derer 39. Zum Vergleich: Eine Zählung 2008 fand damals noch 158 Brutpaare. Im Gegensatz dazu scheint die Population auf den subantarktischen Inseln Neuseelands, beispielsweise Enderby oder Campbell, stabil zu sein. Gründe für den massiven Verlust im neuseeländischen Kernland könnten eingeschleppte Räuber wie Katzen und Hunde, menschliche Störung in den Brutgebieten und die verstärkte Küstenfischerei sein. Aber auch Krankheitserreger werden nicht ausgeschlossen. Ein neuer, im letzten August vorgestellter Plan sollte helfen, dass die Zahl der Tiere wieder ansteigen würde.

Die Rückgänge der Gelbaugenpinguine wurde in der Region Otago, diejenige der Zwerpinguine bei Christchurch gemeldet. Während aber Zwergpinguine auch in anderen Teilen Neuseelands und Australiens vorkommen, sind die Gelbaugenpinguine auf die Süd- und Ostseite der neuseeländischen Südinsel und auf ein paar subantarktische Inseln reduziert. Bild: Michael Wenger via Google Earth

Auch weiter nördlich von Otago und den Gelbaugenpinguinen wird ein Rückgang einer weiteren beliebten Pinguinart gemeldet. Ein Anbieter für Beobachtungen von weissflügeligen Zwergpinguinen, die nur auf der Banks-Halbinsel nahe Christchurch vorkommen, meldeten einen grossen Einbruch der Populationszahl. An einigen Brutkolonien sei die Zahl innert vier Jahren um bis zu 50 Prozent eingebrochen, schreiben neuseeländische Medien. Eine erste Übersicht in der Region fand 81 Kolonien bis zu Beginn der Brutzeit. Ab hier musste die Zählung gestoppt werden, damit die Tiere ungestört brüten konnten. Aber eine letzte Zählung vor 20 Jahren hatte 174 Kolonien aufgelistet. Die Besitzerin einer Öko-Firma, die Beobachtungen und das Monitoring der kleinen Pinguinart betreibt, meinte, dass dieses Jahr zwar gut für die Kükenzahl war. Doch an einigen Stellen waren die Küken in den aufgestellten Nistboxen sehr dünn und untergewichtig. Dies könnte ein Hinweis auf den Rückgang der vergangenen Jahre sein. Denn die kleinen Pinguine sind in denselben Regionen auf Nahrungssuche wie die Fischer mit ihren Schleppnetzen. Aber auch ihre Anfälligkeit auf Störungen während der Brutzeit könnte ein Grund sein. Te Papa Atawhai gibt als weiteren Grund das diesjährige La Niña‑Phänomen an, bei dem wärmeres Wasser das Nahrungsnetz durcheinandergebracht habe.

Zwerpinguine sind in Australien und Neuseeland zuhause. Doch in der Region Christchurch existiert eine eigene Population eines Morphs, der zwar zur gleichen Art zählt, aber anders aussieht: Der weissflügelige Zwergpinguin. Da die Tiere auf dem Festland stark gefährdet sind, besonders während der Brut- und Mauserzeit, wurden Boxen zum Schutz aufgestellt. Bild: Kimberley Collins, Wikimedia CC BY-SA 4.0

Die Zwergpinguine in Neuseeland leben vor allem noch auf den vorgelagerten Inseln im Süden des Landes. Auf dem Festland sind die Gefahren für die nur 30 Zentimeter grossen Pinguine vor allem die Katzen und Hunde plus die Störungen von Besuchern an den Stränden. Um eine bessere Übersicht über die Populationen zu erhalten, haben die Behörden viele Gebiete während der Brutzeit abgesperrt, Brut- und Mauserboxen aufgestellt und auch Kameras zur Beobachtung eingesetzt. Die kleinen Pinguine kommen vor allem nachts aus dem Meer an Land, um die Jungen zu füttern und gehen vor Morgengrauen wieder aufs Meer hinaus. Dort aber geraten sie immer mehr mit der Fischerei in Konflikt. Weltweit leben zwar noch schätzungsweise eine halbe Million erwachsene Tiere. Doch bereits knapp ein Drittel aller Populationen sind im Rückgang begriffen, auch in Neuseeland. Es bleibt zu hoffen, dass der vorgestellte Plan Neuseelands den kleinen quirligen Vögeln hilft, sich wieder zu erholen. Denn Pinguine sind in Neuseeland sehr beliebt. In diesem Jahr hat Heritage Expeditions als einzige Gesellschaft für das einheimische Publikum Reisen zu praktisch allen Pinguinarten Neuseelands (ausser in die Antarktis) angeboten und das Interesse war entsprechend hoch.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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