Vermehrt Blitzschläge in der Arktis | Polarjournal
Blitze in der Arktis könnten in der Zukunft zur Normalität werden. (Foto:  RTL Interactive)

Die Arktis bietet viele Sehenswürdigkeiten, sei es die Landschaft, aber auch die Flora und Fauna. Immer wieder faszinieren die am Nachthimmel zappenden Polarlichter. Diese haben nun einen Konkurrenten erhalten. Ein neues Phänomen könnte sich in Zukunft am Himmel der Arktis ausbreiten. Blitze sind in der Arktis relativ selten, diese haben sich im letzten Jahrzehnt verdreifacht und der Klimawandel könnte daran schuld sein.

Polarlichter begeisterten die Menschen schon seit jeher, wie diese auf Spitzbergen. (Foto: Marcel Schütz, Spitzbergen)

Meteorologen waren überrascht, als sie herausfanden, dass ein Sommersturm am 13. August 2019 einen Blitzschlag nur 32 Meilen vom Nordpol entfernt ausgelöst hatte. Noch nie zuvor wurde ein Blitzschlag so nahe am Nordpol registriert. Um das Ereignis ordnungsgemäß zu registrieren wurde der Blitzschlag in das Guinness-Buch der Rekorde eingetragen.

Eine Studie, die soeben in Geophysical Research Letters veröffentlicht wurde, analysierte Daten zu Blitzen, die von einem Sensornetzwerk gesammelt wurden, das als World Wide Lightning Location Network (WWLLN) bekannt ist. Wenn ein Blitz einschlägt, sendet er einen kurzen niederfrequenten Funkwellenstoß aus, den WWLLN-Sensoren dann aufnehmen und aufzeichnen können.

Ein ungewöhnlich starker Sturm bildete sich am 5. August 2012 vor der Küste Alaskas und zog in das Zentrum des Arktischen Ozeans, wo er mehrere Tage andauerte. Das MODIS (Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer) an Bord des Aqua-Satelliten hat dieses Bild am 7. August 2012 aufgenommen. Das Zentrum des Sturms befand sich zu diesem Zeitpunkt mitten im Arktischen Ozean. (Foto: NASA)

Forscher unter der Leitung von Bob Holzworth der University of Washington, die das Blitznetz betreibt, verwendeten diese Daten zunächst, um Blitzeinschläge in den Sommermonaten Juni, Juli und August zwischen 2010 und 2020 für alle Standorte über dem 65. Breitengrad zu untersuchen. Dieses Gebiet umfasst den Arktischen Ozean, den größten Teil Grönlands, nördliche Teile Kanadas, sowie Teile Alaskas und Russlands. Während Blitze in dieser Region bis anhin ziemlich selten waren, bemerkten die Forscher 2019 immer mehr Blitze in arktischen Regionen.

Am Abend des 10. August 2019 erfasste ein weltweites Netzwerk zur Wetterüberwachung zahlreiche Blitzeinschläge im Umkreis von 300 Seemeilen um den Nordpol. Es waren mit Abstand die meisten Blitzeinschläge, die jemals so weit nördlich verzeichnet wurden. (Foto: National Weather Service, Fairbanks)

Weitere Untersuchungen sind notwendig

Während diese Forschung nicht definitiv beweist, dass der Klimawandel vermehrt Blitzeinschläge verursacht, stellt die Studie aber fest, dass die rasche Erwärmung in der Arktis wahrscheinlich etwas damit zu tun haben könnte. Die Region erwärmt sich dreimal schneller als der Rest des Planeten und die Autoren der Studie stellten fest, dass die zunehmenden Blitzeinschläge eng mit den wärmeren Regionen der Arktis in den letzten zehn Jahren übereinstimmen.

Das Studium der Statistik zeigte den Forschern, dass sich die Anzahl der Blitze in der Arktis im Vergleich zu globalen Blitzen zwischen 2010 und 2020 verdreifachten.

Möglicherweise sind noch weitere Untersuchungen erforderlich, um genau zu bestimmen, was mit arktischen Stürmen los ist. Nature berichtete kürzlich, dass mindestens ein anderes globales Blitzerkennungsnetzwerk nicht den gleichen Anstieg der arktischen Blitze verzeichnet hat, obwohl seine Aufzeichnungen nur bis 2012 zurückreichen. Wenn Blitze in der Arktis aber auf dem Vormarsch sind, lohnt es sich, darauf zu achten. 

Heiner Kubny, Polarjournal

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