Angespannte Lawinen-Lage rund um Longyearbyen | Polarjournal
Mehrere Lawinenabgänge rund um Longyearbyen wurden in den vergangenen Tagen verzeichnet. Auch nahe Barentsburg ging eine grosse Lawine ab (oben) und hatte Menschen, die gerade unterwegs gewesen waren, nur knapp verfehlt. Mittlerweile sind einige Schneemobilpisten gesperrt. Bild: Sysselmannen

In Mitteleuropa macht das Wetter Schlagzeilen mit teils heftigen Wintereinbrüchen und stark schwankenden Temperaturen. Auch auf Svalbard sind in den vergangenen Wochen immer wieder Schneestürme durchgezogen und haben die Lawinengefahr rund um Longyearbyen angeheizt. Zwischenzeitlich hatten die Behörden die Gefahrenstufe auf Level 4, die zweithöchste Stufe gesetzt.

Im Verlauf der letzten Woche gingen nahe der russischen Ortschaft Barentsburg und rund um Longyearbyen mehrere Lawinen ab, die glücklicherweise keine Opfer gefordert oder Schäden verursacht hatten. Doch bei der Lawine nahe Barentsburg war auch viel Glück im Spiel, denn eine Gruppe von Schneemobilen war gerade in jenem Gebiet unterwegs und die Schneemassen verfehlten die Teilnehmer nur knapp. Schneestürme und tiefe Temperaturen lassen den Schnee an den teils steilen Hängen rund um Longyearbyen zu einer Gefahr werden. Daher hatten die Behörden am Wochenende die Gefahrenstufe auf 4 (von 5) gesetzt und auch Warnungen für die Hinausgehen ausgesprochen. Einige der Schneemobilpisten wurden vorsorglich gesperrt.

Eine grosse Schneewächte thront über dem Ortsteil Nybyen. Die Sysselmannen hatten mit Hilfe von Drohnen die Mächtigkeit der Schneemassen und ihr Gefahrenpotential abgeschätzt. Seit Freitag wurden sicherheitshalber die Bewohner der Ostseite Nybyens evakuiert. Bild: Sysselmannen_via_NVE

Neben dem Aussprechen der zweithöchsten Warnstufe evakuierten die Sysselmannen in Longyearbyen auch wieder Menschen von der östlichen Seite des Ortsteiles Nybyen und sperrten die Strassen und Schneemobilpisten auf dieser Seite. Anders als beim letzten Mal aber ist dieses Mal noch keine Entspannung in Sicht. Denn über dem Ortsteil hängt eine riesige Schneewächte, die sich nach dem letzten Schneesturm am vergangenen Freitag angesammelt hatte. Die Sysselmannen hatten die Situation mithilfe von Drohnenflügen analysiert und kamen zum Schluss, dass die bis zu 5 Meter hohe Wächte eine substantielle Gefahr darstellen würde. Am Wochenende wurden dann die Befürchtungen der Verwaltung Wirklichkeit. Am Samstag ging im Bereich Hiorthfjellet, gegenüber von Longyearbyen und nahe von Häusern eine mächtige Lawine nieder. Und am Sonntag donnerten Schneemassen wieder nahe des bekannten Gjestehuset 102 in Nybyen von den Hängen darüber. In beiden Fällen kam es glücklicherweise zu keinen Opfern oder Schäden an Gebäuden.

Die Gefahrenkarte (links) zeigt, dass die Behörden die Lawinengefahr rund um Longyearbyen und Barentsburg auf der Stufe 3 halten. Entsprechend ist bis heute Dienstag der östliche Teil von Nybyen immer noch gesperrt und die Bewohner dürfen noch nicht in ihre Häuser zurückkkehren. Bilder: links VARSOM, rechts Lokalstyret

Mittlerweile hat sich die Situation leicht entschärft und die Behörden haben die Gefahrenstufe auf 3 zurückgesetzt. Trotzdem ist die Situation noch nicht vorbei und die Bewohner der evakuierten Häuser können noch nicht zurückkehren. Die Sysselmannen beobachten die Lage weiterhin aufmerksam, um situativ entscheiden zu können, wie es weitergeht. Die Schneewächte kann nach Angaben von Experten nicht durch Explosionen entschärft werden, da das Risiko von Beschädigungen an den darunterliegenden Gebäuden zu gross sei, heisst es in einer Pressemitteilung des zuständigen Amtes für Wasser und Energie NVE.

Hiorthham und der Hiorthfjellet sind beliebte Ausflugsziele der Bewohner von Longyearbyen. Mehrere Häsuer stehen dort, in denen die Einwohner von der „Hektik der Grossstadt“ finden. Zu Erreichen ist der Bereich in dieser Jahreszeit nur per Schneemobil. Die Lawine vom Samstag ging im V-förmigen Kessel (rechts vorne) nieder. Bild: Michael Wenger

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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