Kanadische Archäologen haben mithilfe der DNA-Analyse die Überreste eines Teilnehmers der Franklin-Expedition identifiziert. Mit dem Vergleich einer DNA-Probe eines direkten Nachkommen hat ein Forscherteam die Überreste der Funde zu John Gregory, Ingenieur an Bord der HMS Erebus zugeordnet. Die DNA aus 2013 ausgegrabenen Zahn- und Knochenproben brachte die Übereinstimmung. Die Forschungsergebnisse sind das erste Mal, dass Wissenschaftler die Identität von Knochen bestätigen, die mit der schicksalhaften Expedition nach der Suche der Nordwest-Passage verbunden sind.
Am 19. Mai 1845 begaben sich der britische Marineoffizier John Franklin und seine Besatzung auf eine zum Scheitern verurteilte Suche der Nordwestpassage. Als eine der verlustreichsten Polarexpeditionen in der Geschichte endete die Reise in einer Tragödie. Keiner der 129 Männer an Bord der HMS «Terror» und der HMS «Erebus» kehrte wieder nach Hause zurück.
Bei richtiger Kartierung hätte es die Route den Seeleuten ermöglicht, über dem Polarkreis vom Atlantik zum Pazifik zu fahren. Dies war der ursprüngliche Plan.
Die Expedition traf aber schon bald auf Eis und wurde darin gefangen. Da kein Weiterkommen in Aussicht war, wurde die erste Überwinterung vor Beechey-Island in Angriff genommen. Im folgenden Sommer 1846 brachen die Schiffe zur Weiterfahrt auf und drangen nach Südwesten durch den bis dahin nur als Bucht angesehenen Peelsund bis zur King-William-Insel vor, wo dann aber im September 1846 dichtes, aus dem McClintock-Kanal herantreibendes Packeis jedes Manövrieren stoppte.
Der Sommer 1847 brachte dann eine so geringe Erwärmung, dass sich das Eis nicht lockerte und die Schiffe vor der King-William-Insel eingefroren blieben. Am 11. Juni 1847 starb hier Sir John Franklin. Alle Versuche der Besatzung zur Rettung blieben erfolglos.
Nur ein kleiner Teil der Besatzung wurde vor Ort bestattet. Ihre sterblichen Überreste ermöglichen es der Wissenschaft heute, mehr über das Leben und Sterben der Expeditionsteilnehmer herauszufinden.
Einen der Toten konnte ein Team um Douglas Stenton von der University of Waterloo dank DNA-Analysen und genealogischer Studien identifizieren und sein Aussehen rekonstruieren.
Das Erbgut, das die Gruppe um Stenton aus Zahn- und Knochenproben des Skeletts extrahierten, führte zum Offizier John Gregory, der als Ingenieur auf der HMS «Erebus» unterwegs war. Die DNA wurde mit Proben eines seiner direkten Nachfahren verglichen und zeigte eine hohe Übereinstimmung. Die Überreste des Offiziers wurden auf King William Island ausgegraben. Aus Aufzeichnungen war bekannt, dass er dort als einer von drei Menschen verstarb. Ihre Studie veröffentlichte die Gruppe im Journal Polar Record
Die Forschung beleuchtet auch die letzten Jahre von John Gregory. Es zeigte sich, dass er drei Jahre im Eis an Bord der HMS «Erebus» überlebte, aber schließlich 75 km südlich in der Erebus Bay ums Leben kam. Sein Überreste wurden 1859 entdeckt und erst 20 Jahre später begraben. Danach gerieten die drei Gräber in Vergessenheit, bis sie 1993 wiederentdeckt wurden, 1997 neu begraben, 2013 dann ausgegraben, um die Überreste zu analysieren. 2014 wurden sie dann endgültig in einem Ehrendenkmal zur letzten Ruhe gebettet.
Heiner Kubny, PolarJournal