CIRCUS ANTARCTICA – 5-teilige Serie auf PolarJournal | Polarjournal

Die Briten Scott, Bowers, Wilson, Evans und Oates erreichten am 18. Januar 1912 den Südpol – und fanden dort Roald Amundsens Zelt. Der Norweger kam ihnen zuvor und war bereits am 14. Dezember 1911 am Pol. Während Amundsen nach der Rückkehr als „Sieger“ gefeiert wurde, kamen Scott und seine demoralisierten Männer auf dem Rückweg um.

Eines der berühmtesten Bilder der Antarktis: Scott, Bowers, Wilson und Evans (von links nach rechts) am 18. Januar 1912 am Geographischen Südpol neben Roald Amundsens Zelt (Foto: Lawrence Oates, 1912)
Heute steht am Südpol die gewaltige Amundsen-Scott South Pole Station der USA, die die Namen der Leiter der beiden ersten Expeditionsteams am Südpol trägt. Die legendäre Metallkugel am „Zeremonienpol“ ist ein Relikt der ersten Südpolstation aus dem Jahr 1957 (Foto: Christoph Höbenreich, 2013)

Christoph Höbenreich zeigt in dem fünf Teile umfassenden Beitrag CIRCUS ANTARCTICA auf, wie sich das sportlich orientierte Expeditionswesen am und um den Südpol seit seiner „Eroberung“ 1911 entwickelt hat. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, fast alles scheint möglich. Es ist spannend zu beobachten, was heute und in Zukunft so alles auf dem weissen Kontinent passiert.

Um die erbrachten Leistungen aber verstehen und richtig einordnen zu können, ist eine klare, transparente und nachvollziehbare Einteilung und Sprache im modernen Expeditionswesen erforderlich. Während es im Alpinismus und im Klettersport oder auch im Segel-, Paragleit- und Kanusport längst anerkannte Klassifikationssysteme gibt, um nicht nur die Schwierigkeiten des Sports bewertbar, sondern auch die erbrachten Leistungen vergleichbar zu machen, gibt es diese für sportlich ambitionierte Eisreisen in Polargebieten bisher nur in Ansätzen. Ein neues Klassifikationsmodell soll nun mehr Klarheit und Struktur in die modernen Polarexpeditionen und die Berichterstattung darüber bringen.

Christoph hat sich in den Jahren zum absoluten Polar-Expeditions Experten entwickelt. (Foto: Michael Guggolz, 2017)

In einer fünfteiligen Fortsetzung wird PolarJournal jeweils am Samstag um 08:30 Uhr eine weitere Folge aufschalten. Erstmals am Samstag 22. Mai 2021

Zuerst haben wir noch einige Fragen an Christoph Höbenreich:

POLARJOURNAL: Dein Artikel „Circus Antarctica“ enthält viele spannende und bisher bestenfalls Insidern bekannte Daten und Fakten über moderne, sportlich orientierte Polarexpeditionen. Was hat dich bewogen, das zusammenzustellen?

HÖBENREICH: Während in der Antarktis die heroischen Unternehmungen der Pioniere im goldenen Zeitalter der Entdeckungsreisen relativ gut bekannt sind, weiß die Öffentlichkeit über die nicht minder spannenden Expeditionen der letzten 30 Jahre und der Gegenwart praktisch kaum Bescheid oder wird durch teilweise unsachliche Expeditionsreportagen gar in die Irre geführt. Daher war es mir ein Anliegen, einmal einen kurzen Einblick in das moderne Polarexpeditionsgeschehen und das bunte Treiben moderner Polarathleten in Antarktika zusammenzustellen.

POLARJOURNAL: Warum und wozu ein Polarexpeditions-Klassifikationsschema?

HÖBENREICH: Im Lichte all der Rekordsuchenden mit beinahe irrwitziger No-Limits-Mentalität in einem Bereich, in dem jeder für sich behaupten kann, die schnellste, längste, extremste oder außergewöhnlichste Leistung erbracht zu haben, wurde der Ruf nach einem objektiven Vergleichssystem laut. Das neue Schema, das der Australier Eric Philips initiiert hat und in einer internationalen Gruppe von Polarexpeditionsexperten über ein Jahr lang erarbeitet wurde, soll für die Öffentlichkeit und für die Extremsportler, die an den eisigen Enden der Erde unterwegs sind oder neue Rekorde aufstellen wollen, mehr Klarheit und Struktur in den Vergleich ihrer Leistungen und moderner Polarexpeditionen insgesamt bringen.

POLARJOURNAL: Was wünschst du dir von den modernen Polarreisenden?

HÖBENREICH: Natürlich kann und soll in der Wildnis der Antarktis und der Arktis glücklicherweise jeder/jede alles tun und lassen können, was er/sie will (vorausgesetzt, er/sie hält sich an die jeweiligen Gesetze und behördlichen Auflagen), egal ob Spaß und Spiel, Vorstöße und Entdeckungen in Neuland oder sportliche Höchstleistungen. Damit aber die Öffentlichkeit, Medien und potenzielle Sponsoren aber Entwicklungen und Unterschiede von Polarexpeditionen richtig einschätzen und realistisch bewerten können, ist eine wahrheitsgemäße und seriöse Berichterstattung über tatsächlich erbrachte Leistungen mit einer adäquaten Sprache durch die Polarreisenden selbst erforderlich. Und neben der Kenntnis der Polargeschichte und der Polargeographie schadet auch ein Schuss Selbstkritik sowie Respekt vor der Natur und den Pionierleistungen der Vorgänger nicht.

POLARJOURNAL: Wie sieht es mit deinen Polarträumen aus?

HÖBENREICH: Ich hatte nicht nur das Geschick und die Ausdauer sondern vor allem auch das Glück, auf zahlreichen polaren Pionier- und Entdeckungsreisen traumhafte Eiswelten zusammen mit Gleichgesinnten entdecken zu können. Ich konnte mir schon viele Polarträume erfüllen und wegrealisieren. Meine beiden polaren Traumländer Franz Josef Land in der Arktis und Neuschwabenland (Königin Maud Land) in der Ostantarktis konnte ich sogar mehrmals bereisen und aus eigener Kraft erkunden. Da bin ich unendlich dankbar und glücklich. Verwirklichte Träume schaffen Platz für neue. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich durch eine glückliche Fügung ja noch einmal eine Möglichkeit, mit einem kleinen Team in einen dieser entlegenen Winkel der Erde aufzubrechen. Es gibt noch so viel Unbekanntes zu entdecken, zu besteigen, zu durchqueren. Man kann diese einzigartige Faszination der Stille, der Wildheit und der Schönheit des Eises und auch die Kultur des individuellen Polarreisens mit Ski, Zelt und Schlitten kaum beschreiben oder abbilden. Man muss sie einfach selbst „eingehend“ erleben, um diese unvergleichliche Welt authentisch „erfahren“ und „begreifen“ zu können.

POLARJOURNAL: Was ist dir lieber – die Arktis oder die Antarktis?

HÖBENREICH: Eigentlich die Antarktis. Da muss man sich keine Sorgen machen, dass in der Nacht ein Eisbär beim Zelt hereinschaut, wie es mir in Franz Josef Land beinahe passiert ist.

Also nicht verpassen. Lesen Sie in den nächsten 5 Wochen den spannenden Bericht von Christoph Höbenreich.

Heiner Kubny, PolarJournal

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