Gratulerer med dagen – Norwegen’s Verfassungstag | Polarjournal
Die Wikinger werden als Norwegens Volk betrachtet. Doch Funde belegen, dass das Nordland schon viel früher von Robben- und Rentierjägern besiedelt worden war. Bild: Stefan Leimer

Norwegen, das Land hoch im Norden, lockt mit Natur und einer langen Geschichte. Doch letztere war lange von Dänemark und von Schweden geprägt. Das bedeutet, dass dieses Land auch lange keine eigene Verfassung hatte. Stefan Leimer, der in Nordnorwegen seine neue Heimat gefunden hat, erklärt, wie dieses wichtige Dokument den Weg in den hohen Norden gefunden hat.

Im 9. Jahrhundert umsegelte der Wikingerhäuptling Ottar das Nordkap und fuhr die norwegische Küste entlang bis ins Weiße Meer. Später unternahm Ottar eine Reise nach England, um dort König Alfred dem Großen von seiner Fahrt zu berichten. Bei diesem Besuch soll der Stammesführer Ottar als Erster von »Nor-weg«, der Heimat der Nordmänner gesprochen haben. Aber Funde von Steinzeithäusern zeigen, dass bereits vor mehr als 10’000 Jahren Menschen Norwegen bewohnt hatten und von der Robben- und Rentierjagd lebten.

Die wild zerklüftete Küste Norwegens und seine zahlreichen Flüsse, die in die Fjorde münden, waren ideal für die Wikinger, das Land zu besiedeln. Denn mit ihren Langbooten konnten sie so weit ins Innere gelangen. Bild: Stefan Leimer

In den Jahrhunderten nach Christi Geburt bestand das heutige Norwegen aus einem Patchwork aus kleinen Königreichen. Im 800 Jhd. n. Chr. begann die Ära der Wikinger. Mit ihren flachen Schiffen, die mit Rudern und Segeln ausgerüstet waren, befuhren sie die Küstengewässer und Flüsse Europas und plünderten alles, was ihnen auf Ihrem Weg begegnete. Harald Schönhaar gelang es als Erstem, im 10. Jh. das Land vorübergehend zu einigen. Doch noch sollte es mehrere Jahrhunderte dauern, bis Norwegen unabhängig wurde.

Über Jahrhunderte prägte Dänemark das Leben in Norwegen. Das rot-weiss in der Flagge ist eine Erinnerung daran. 1814 löste man sich von Dänemark und gab sich die erste eigene Verfassung. Bild: Stefan Leimer

In den napoleonischen Feldzügen zog Frankreich Dänemark in den Krieg und so nach der Niederlage gegen Großbritannien und Schweden im Jahr 1814 zum Rückzug aus Norwegen gezwungen. Die Norweger profitierten von der neuen politischen Situation, gaben sich am 17. Mai 1814 erstmals eine eigene Verfassung. Seitdem gilt der 17. Mai zwar als sog. grunnlovsdag, doch innerhalb weniger Monate zwang man sie in ein neues Bündnis, nun mit Schweden. Erst 1905 wurde die Union mit Schweden aufgelöst. Das norwegische Volk stimmte mit einer grossen Mehrheit für die Unabhängigkeit Norwegens und das Parlament wählte den dänischen Prinzen Karl von Dänemark als neuen König Håkon VII.

Norwegen ist eine junge Nation, die aber ihre eigenen Traditionen relativ gut bewahren konnte, trotz Fremdherrschaften. Darauf sind die Norweger auch sehr stolz. Bild: Stefan Leimer

Am 17. Mai feiert Norwegen also die erste Verfassung aus dem Jahr 1814 und die Befreiung von der 400-jährigen dänischen Herrschaft. Man wünscht sich «gratulerer med dagen», überall werden rot, weiss blauen Landesfahnen gehisst und die Menschen ziehen ihren Trachten durch die Straßen. Da man den Kindern an diesem 17. Mai besonders grosse Aufmerksamkeit schenkt, wird der 17. Mai auch barnas dag – Kindertag genannt.

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