Für viele Monate hielt der Eisberg A68A die Welt in Atem, weil der fast 6’000 Quadrakilometer grosse Eisberg auf das ähnlich grosse Südgeorgien zutrieb. Doch mittlerweile ist der einstige Gigant völlig auseinandergebrochen und die Welt konzentrierte sich auf den nächsten Eisberg, A74, der sich vom Brunt-Eisschelf losgebrochen hatte. Nun melden aber die British Antarctic Survey (BAS) und die European Space Agency (ESA) die Geburt eines weiteren, noch grösseren Eisbergs, überraschend aber nicht weniger beeindruckend.
Wie die ESA mitteilt, wurde der Eisberg am 13. Mai von einem Wissenschaftler der British Antarctic Survey auf Satellitenaufnahmen entdeckt und von einem Analysten des US National Ice Centers der National Ocean and Atmospheric Administration NOAA bestätigt. Nach Angaben der Experten hat der Eisberg eine Ausdehnung von über 4’320 Quadrakilometer. Seine Länge betrage rund 170 Kilometer und er sei 25 Kilometer breit, schreibt die ESA in einer Pressemitteilung heute. Damit ist der Eisberg der gegenwärtig grösste Eisberg der Welt.
Die Abbruchstelle des Eisbergs liegt in der südwestlichen Ecke des Weddellmeeres, am Westende des Ronne-Eisschelfs. Zurzeit herrscht Winter in der Region, was bedeutet, dass eine Beobachtung des Eisgiganten vor Ort nicht möglich ist. Den Titel «Grösster Eisberg der Welt» schnappte sich der neu entstandene Gigant vom Eisberg A23, der auf der anderen Seite des Ronne-Filchner-Schelfs liegt. Dieser ist aber quadratischer und weist eine Grösse von knapp 4’000 Quadratkilometer auf. Er liegt aber seit mehr als 30 Jahren in dieser Region, da der Eisberg aufgrund seiner Grösse am Meeresboden aufliegt. Ein weiterer Eisberg, der vor kurzem Schlagzeilen gemacht hatte, A74 liegt am anderen Ende des Weddellmeers und brach im Februar vom Brunt-Eisschelf ab, ein Vorgang der lange erwartet worden war. Beim Eisberg A76 kommt der Abbruch überraschender.
Die Aufnahmen, die zur Entdeckung des Eisbergs geführt hatten, stammen von den Sentinel-1-Satelliten, die im Rahmen der ESA Copernicus-Mission Erdbeobachtungen durchführen. Die insgesamt zwei Satelliten umkreisen in einer Höhe von 700 Kilometer die Erde und vermessen Land und Ozeane und funktionieren dank ihrem C-Band SAR Radar auch bei Dunkelheit und durch Wolken. Beides dürfte zurzeit in der Region des Eisberges der Fall sein.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal