Einzigartige Hummel auf Wrangel Island entdeckt | Polarjournal
Als 1902 auf Nowaja Semlja mitten im Arktischen Ozean eine Hummel gefunden wurde, waren Entomologen überrascht. Es war aber keine Sensation. Das Insekt könnte durch den Wind vom Festland auf die Inseln gebracht werden. Damals gab es noch keine zuverlässige Identifizierung.

Erstmals wurde die Gletscher-Hummel 1902 auf Nowaja Semlja entdeckt. Schlüssige DNA-Beweise im Jahr 2017 haben gezeigt, dass die Gletscher-Hummel – oder Bombus glacialis – eine eigene Art ist. Wissenschaftler glauben, dass die endemisch auf der abgelegenen Insel lebende Biene hier die Eiszeit überlebt hat. Wissenschaftler aus Archangelsk haben nun auch auf der Wrangel Insel eine Population von Gletscherhummeln entdeckt.

Die auf der Wrangel Insel entdeckten Hummeln zeigen nur geringfügige Abänderung im Vergleich zu den Novaya Semlya-Hummeln. (Foto: Federal Center for Integerated Arctic Research, Russian Academy of Sciences)

Früher glaubte man, dass diese Hummelunterart nur im Nowaja Semlja-Archipel endemisch ist. Jetzt wurde ein ähnlicher Fund auf dem Territorium des Wrangel-Inselreservats, das 3’600 km von Nowaja Semlja entfernt liegt, vom Leiter der Entomologieabteilung des Moskauer Zoos, Mikhail Berezin, gemacht.

„Basierend auf den Ergebnissen der genetischen Analyse, bei der mehrere Gene entschlüsselt wurden, kamen wir zum Schluss, dass die Wrangel-Hummel eine eigene Population von «Bombus glacialis» ist“, sagte Mikhail Berezin.

Laut dem Wissenschaftler Grigory Potapov unterscheidet sich die gefundene Population in der Farbe von der auf dem Nowaja Semlja-Archipel. Er stellte fest, dass bei kürzlich entdeckten Wrangel-Gletscherhummeln einige Teile des Unterleibs und der Brust heller gefärbt sind. Ihr Aussehen weicht zudem etwas von der Nowaja Semlja Hummel ab. Die beiden Populationen haben sich möglicherweise während der warmen Zwischeneiszeit vor etwa 270’000 Jahren getrennt. Potapov und seine Kollegen haben ihre Ergebnisse nun in der Fachzeitschrift Polar Biology veröffentlicht.

Die Flora auf der Wrangel Insel ist im Vergleich mit anderen arktischen Gebieten sehr artenreich. Mit 417 Pflanzenarten leben hier doppelt so viele Arten wie auf vergleichbaren Flächen und mehr als auf jeder anderen arktischen Insel. (Fotos: Heiner Kubny)

Laut Forschern ist Bombus glacialis ziemlich einzigartig. Sie unterscheidet sich genetisch von allen Arten auf dem Festland. Es wird angenommen, dass sie in alten geologischen Epochen über den größten Teil des arktischen Kontinentalschelfs trieben, welcher nicht mit Wasser bedeckt war.

Forscher glauben, dass die Wrangel Insel Teil von Beringia war, einer uralten natürlichen „Brücke“ zwischen Asien und Nordamerika, die von verschiedenen Tieren genutzt wurde, die hin und her wanderten. Da die Insel nicht vollständig mit Gletschern bedeckt war, leben dort viele endemische Arten, die nur für bestimmte Gebiete typisch sind.

Die Anzahl der Hummeln auf der Wrangel Insel wird höher geschätzt als auf Nowaja Semlja. Die Inselgruppe ist durch strengere natürliche Bedingungen gekennzeichnet. Auf Nowaja Semlja hat die Gletscherhummel zudem eine kleinere Anzahl von Pflanzen zum Sammeln von Nektar und Pollen, während auf der Wrangel Insel die Flora viel reichhaltiger ist. 

Die ersten Exemplare der Hummel wurden 1902 auf Novaja Semlja registriert. Die neu entdeckte Population der Hummel wurde auf der 3.600 Kilometer entfernten Wrangel Insel gefunden. (Grafik: Heiner Kubny)

Die Hummeln von Wrangel Island bauen ihre Nester in den Höhlen von Lemmingen, die seit jeher auch in der Arktis leben. Natürliche Feinde der Hummeln sind Polarfüchse und Raubmöwen. Außerdem stellten Wissenschaftler auf der Wrangel Insel eine reiche parasitäre Fauna fest. Auch die Hummeln und ihre Nester sind stark von Parasiten befallen, darunter Zecken und Nematoden.

Heiner Kubny, PolarJournal

Link zur Studie: Potapov, G.S., Berezin, M.V., Kolosova, Y.S. et al. The last refugia for a polar relict pollinator: isolates of Bombus glacialis on Novaya Zemlya and Wrangel Island indicate its broader former range in the Pleistocene. Polar Biol 44, 1691–1709 (2021). https://doi.org/10.1007/s00300-021-02912-6

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