Der argentinische Präsident Alberto Fernández will den Bau eines antarktischen Logistik-Center in Ushuaia vorantreiben, mit der Idee, näher am weißen Kontinent zu stehen. Das Projekt besteht darin, ein Operationszentrum zu bauen, das mit allen in der Antarktis entwickelten wissenschaftlichen Aktivitäten verbunden ist. Dies wird die gesamte bestehende Infrastruktur ergänzen und nach den Plänen der Regierung Ushuaia zu einem strategischen Standort für den gesamten Südatlantik machen. Es wird erwartet, dass es zu Auseinandersetzungen mit den Vereinigten Staaten kommen könnte, da diese glauben China würde die Finanzierung für das Logistik-Center bereitstellen. Nicht nur China, sondern auch Russland hat Interesse bekundet, sich an einem solchen strategischen Vorhaben zu beteiligen. Die Gesamtkosten dieses Projektes belaufen sich auf mehr als 300 Millionen US-Dollar.
Die ehrgeizige Investition wird eine Planung in mehreren Etappen benötigen, von denen die erste die Verlegung des Marinestützpunkts Ushuaia auf ein neues Gelände auf der Halbinsel der Stadt ist, wo sich der alte Flughafen befand.
Im ersten Schritt soll ein Pier gebaut werden, der ausreichend Platz zum Andocken von U-Booten, Frachtern und Versorgungsschiffen, sowie dem Eisbrecher «Almirante Irizar» bietet.
Die zweite Phase ist der Bau von Wohnungen in der Nähe des antarktischen Logistik-Center, um das benötigte Personal und die stationierten Militärs zu beherbergen.
Schließlich bedeutet Stufe drei die Verlegung des Marinestützpunkts Ushuaia und seiner logistischen Anforderungen sowie weiterer Einrichtungen wie Werkstätten für die Reparatur von Schiffen, überdachte Lagerräume, wissenschaftliche Labors für die verschiedenen Regierungsbehörden, die mit den Aktivitäten in der Antarktis verbunden sind. Dazu gehören ein Treibstofflager und ein Hangar zum Abstellen und Warten eines Hercules C130 Flugzeuges. Alleine die Verlegung des Marinestützpunktes verursacht Kosten von geschätzten 83,6 Millionen US-Dollar.
Ein derart grosses Projekt wie der Umzug des Argentinischen Antarktis-Instituts IAA nach Ushuaia bleibt jedoch eine Herausforderung. „Der Umzug eines Instituts dieser Größe ist keine leichte Aufgabe. Dutzende Familien von Antarktisforschern, Techniker und Verwaltungspersonal haben sich längst in Buenos Aires niedergelassen. Die meisten sind nicht bereit, nun 3.000 Kilometer in den Süden zu ziehen“, erklärte Kabinettschef Cafiero.
Laut argentinischem Gesetzgeber misst das Land dem Projekt eine enorme geopolitische Bedeutung zu, da Argentinien damit eine Versorgungsbasis vor der Tür der Antarktis hätte, insbesondere da Chile die Entwicklung eines ähnlichen Projekts im Hafen von Punta Arenas geplant hat.
„Weil Argentinien in all dem weit zurück liegt, brauchen wir eine aktive Politik. Denn Chile spielt in einer anderen Liga, sie haben jahrelang den Tourismus und die Logistik der Antarktis von Punta Arenas aus verwaltet, und zwar am effizientesten“, gab Carlos Gastón Roma, ein ehemaliger argentinischer Abgeordneter und Experte für Strategiefragen gegenüber der Zeitung LA NACION zu verstehen. „Die chilenische Erfahrung ist ein Vorbild“, gibt Roma zu und betont, wie wichtig es ist, ein Logistikzentrum zu haben.
Heiner Kubny, PolarJournal