Zügelpinguine gehören zu den wenigen echten antarktischen Bewohnern. Die kleinen schwarz-weissen Vögel sind direkt von Krill rund um ihre Brutgebiete abhängig. Es ist schon länger bekannt, dass sie zur Optimierung der Erfolge und auch zum Schutz in grösseren Gruppen auf die Jagd nach den kleinen Krebsen gehen. Doch nun hat ein US-amerikanisches Forschungsteam zum ersten Mal mit Videoaufnahmen zeigen können, wie die Pinguine ihre Tauchgänge und Nahrungssuche synchronisieren und dabei auch den Erfolg gerecht teilen.
In der Studie zeigte sich, dass drei Pinguine sich bereits an Land zusammengetan hatten und gemeinsam von der Insel Livingston (Südshetlands, Antarktis) ins offene Meer schwammen, um dort nach Krill zu jagen. Die mit Videokameras und Loggern ausgerüsteten Vögel zeigten während der Jagd synchrone Tauchgänge und koordinierten auch die Jagd auf die knapp 6 Zentimeter grossen Krillkrebse. «Synchrones Tauchen bei Pinguinen wurde bereits schon früher beobachtet», schreibt das Team in ihrer Arbeit. «Aber das Beobachten von gleichzeitigem Jagen durch synchron tauchende Individuen wurde noch nie beschrieben.» Weitere Analysen zeigten, dass die Pinguine bei der Jagd gleich erfolgreich waren. Gemäss den Forscherinnen und Forschern zeigen die Aufnahmen und die Daten, dass sich Zügelpinguine auf noch nicht bekannte Weise bereits an Land zu Jagdgruppen zusammenfinden, ihre Jagd- und Tauchgänge synchronisieren und sich wohl so die Synchronisierung entsprechend auch für alle lohnt.
Einmal mehr spielte der Zufall eine essentielle Rolle in der ganzen Geschichte. Das Forschungsteam um Jefferson Hinke und seinen Kolleginnen und Kollegen von der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), dem Scripps Institute in San Diego und der Organisation Ocean Associates Inc. hatten eigentlich im Rahmen einer Studie über das Jagd- und Tauchverhalten von Zügelpinguinen mehrere Tiere mit kleinen Videologgern und Bändern ausgerüstet. Dies wurde von zwei Wissenschaftlerinnen, Laura Brazier und Stephanie Walden von Ocean Associates auf bei Cape Shirreff auf Livingston Island durchgeführt. Tamara Russell vom Scripps Institut der Universität Kalifornien, die an der Auswertung des Materials und der Daten beteiligt gewesen war, erklärt in einem Beitrag auf Instagram: «Zwei der Pinguine, die mit Kameras ausgerüstet waren, verliessen die Kolonie zusammen, jagten gemeinsam während Stunden, kamen immer wieder vor den Tauchgängen zusammen und frassen dieselbe Menge an Krill». Insgesamt 9.25 Stunden verbrachten die Tiere gemäss den Daten zusammen auf der Jagd und waren dabei sehr erfolgreich.
Die Autorinnen und Autoren der Studie vermerken in ihrer Arbeit, dass dies nur erste Resultate sind, die noch weitere Studien nach sich ziehen sollten. Einerseits konnten die Forscher auf den Unterwasseraufnahmen keine Beispiele von klarem koordiniertem Verhalten erkennen. Ausserdem wurden die Beobachtungen nur bei zwei Tieren gemacht. «Während eine Verallgemeinerung aufgrund der kleinen Probenzahl (zwei Tiere, Anm. d. Red.) eine Herausforderung darstellt, fordern die Ergebnisse weitere Studien», schreibt das Team. Dabei werden sicherlich mehr Aufnahmen notwendig sein, um zu zeigen, ob und wie die nur rund 55 Zentimeter grossen Tiere ihre Nahrung in den kalten Gewässern der Antarktis jagen. Dies ist essentiell, denn die Region, in der die Tiere brüten und jagen, gerät durch immer wärmeres Wasser aus dem Norden unter Druck. Eis bildet sich immer später, was wiederum schlecht für Krill ist. Und wenn die Hauptnahrungsquelle fehlt, müssen sich Zügelpinguine weiter zurückziehen… doch die Frage stellt sich dann wohin. Denn trotz seiner Grösse, ist die Antarktis nicht unendlich.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal