Wissenschaftler sind seit langem besorgt über das, was viele als «Methanbombe» bezeichnen. Dabei handelt es sich um die potenziell katastrophale Freisetzung von Methan aus auftauenden Feuchtgebieten im sibirischen Permafrostboden. Nikolaus Froitzheim, der am Institut für Geowissenschaften der Universität Bonn lehrt, sagte, dass er und zwei Kollegen Satellitenkarten verwendet haben, um die intensive Methankonzentrationen über zwei ‘auffällige längliche Gebiete’ aus Kalkstein auf der Taimyr-Halbinsel vermessen zu können. Die Studie wurde vom Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht.
Im Jahr 2020 erlebte Sibirien eine extreme Hitzewelle. Die atmosphärischen Methan-Konzentrationen in Nordsibirien zeigen seit Juni 2020 einen deutlichen Anstieg, wie die PULSE-Karte der Methankonzentrationen zeigt.
Eine Studie der drei Geologen zeigt, dass die Hitzewelle im Jahr 2020 einen Anstieg der Methanemissionen ‘möglicherweise in viel höheren Mengen’ aus einer anderen Quelle offenbart hat. Die Wissenschaftler vermuten, dass auftauende Gesteinsformationen im arktischen Permafrost mitverantwortlich seien.
Permafrost bindet normalerweise Methan, wenn aber die globalen Temperaturen steigen, taut der Permafrost auf und mehr dieser eingeschlossenen Gase werden in die Atmosphäre freigesetzt.
Die Oberflächentemperaturen stiegen während der Hitzewelle im Sommer 2020 auf 12,2 Grad Celsius über den Normen von 1979 bis 2000. Im untersuchten Gebiet der Taymir-Halbinsel gebe es kaum Erde, die Vegetation sei knapp und der Kalkstein lag frei an der Oberfläche. Als sich die Gesteinsformationen erwärmten, öffneten sich Risse und setzten das darin eingeschlossene Methan frei.
Der Unterschied besteht darin, dass das Auftauen von Feuchtgebieten ‘mikrobielles’ Methan aus dem Zerfall von Boden und organischer Substanz freisetzt, während das Auftauen von Kalkstein Kohlenwasserstoffe und Gashydrate aus Lagerstätten sowohl unterhalb als auch innerhalb des Permafrosts freisetzt, was es ‘viel gefährlicher’ macht als frühere Studien darauf hingewiesen haben.
Laut dem Papier stammen derzeit die größten Methanquellen, die nicht im Permafrost eingeschlossen sind, aus der Landwirtschaft und aus Leckagen beim Hydrofracking. Aber die Enthüllung einer neuen Methanquelle ist beunruhigend. Froitzheim wies darauf hin, dass unbekannt sei, wie viel Methan aus den Kalksteinformationen zu erwarten sei.
Heiner Kubny, PolarJournal
Originalstudie: https://www.pnas.org/content/118/32/e2107632118