Hitzewelle in der Arktis könnte vermehrt Methan freisetzen | Polarjournal
Methanaustritt unter dem Eis eines gefrorenen Sees. In der derzeitigen Klimadebatte dreht sich fast alles um das Kohlendioxid. Das zweitwichtigste Treibhausgas wird dabei häufig vergessen, obwohl Methan deutlich klimaschädlicher als CO2 ist und mehr als ein Fünftel der Erderwärmung auf sein Konto geht. Foto: Kristina Makeeva via NASA

Wissenschaftler sind seit langem besorgt über das, was viele als «Methanbombe» bezeichnen. Dabei handelt es sich um die potenziell katastrophale Freisetzung von Methan aus auftauenden Feuchtgebieten im sibirischen Permafrostboden. Nikolaus Froitzheim, der am Institut für Geowissenschaften der Universität Bonn lehrt, sagte, dass er und zwei Kollegen Satellitenkarten verwendet haben, um die intensive Methankonzentrationen über zwei ‘auffällige längliche Gebiete’ aus Kalkstein auf der Taimyr-Halbinsel vermessen zu können. Die Studie wurde vom Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht.

Im Jahr 2020 erlebte Sibirien eine extreme Hitzewelle. Die atmosphärischen Methan-Konzentrationen in Nordsibirien zeigen seit Juni 2020 einen deutlichen Anstieg, wie die PULSE-Karte der Methankonzentrationen zeigt.

Eine Studie der drei Geologen zeigt, dass die Hitzewelle im Jahr 2020 einen Anstieg der Methanemissionen ‘möglicherweise in viel höheren Mengen’ aus einer anderen Quelle offenbart hat. Die Wissenschaftler vermuten, dass auftauende Gesteinsformationen im arktischen Permafrost mitverantwortlich seien.

Permafrost bindet normalerweise Methan, wenn aber die globalen Temperaturen steigen, taut der Permafrost auf und mehr dieser eingeschlossenen Gase werden in die Atmosphäre freigesetzt.

Atmosphärische Methankonzentrationen in Nordsibirien im Zeitraum 2020–2021, aus der PULSE-Karte. Beachten Sie zwei langgestreckte Maxima der Methankonzentration am 29.08.2020 (Pfeile), die mit Karbonataufschlussgebieten zusammenfallen, und einem regionalen Konzentrationsanstieg von März bis April 2021. (Grafik: PNAS.org)

Die Oberflächentemperaturen stiegen während der Hitzewelle im Sommer 2020 auf 12,2 Grad Celsius über den Normen von 1979 bis 2000. Im untersuchten Gebiet der Taymir-Halbinsel gebe es kaum Erde, die Vegetation sei knapp und der Kalkstein lag frei an der Oberfläche. Als sich die Gesteinsformationen erwärmten, öffneten sich Risse und setzten das darin eingeschlossene Methan frei.

Der Unterschied besteht darin, dass das Auftauen von Feuchtgebieten ‘mikrobielles’ Methan aus dem Zerfall von Boden und organischer Substanz freisetzt, während das Auftauen von Kalkstein Kohlenwasserstoffe und Gashydrate aus Lagerstätten sowohl unterhalb als auch innerhalb des Permafrosts freisetzt, was es ‘viel gefährlicher’ macht als frühere Studien darauf hingewiesen haben.

Abb. A, Geologie der Halbinsel Taimyr in Nordsibirien. Karbonat-Gesteinsformationen auf beiden Seiten des Jenissei-Khatanga-Beckens, die als helle Streifen sichtbar sind. Umrisse atmosphärischer Methankonzentrationsanomalien als gelbe gestrichelte Linien dargestellt. Abb. B, Vereinfachte geologische Karte. Beachten Sie die enge Koinzidenz von Karbonatformationen und Methananomalien. (Grafik: PNAS.org)

Laut dem Papier stammen derzeit die größten Methanquellen, die nicht im Permafrost eingeschlossen sind, aus der Landwirtschaft und aus Leckagen beim Hydrofracking. Aber die Enthüllung einer neuen Methanquelle ist beunruhigend. Froitzheim wies darauf hin, dass unbekannt sei, wie viel Methan aus den Kalksteinformationen zu erwarten sei.

Heiner Kubny, PolarJournal

Originalstudie: https://www.pnas.org/content/118/32/e2107632118

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