Svalbard, der norwegisch verwaltete Archipel in der Arktis, ist einer der wenigen Länderregionen der Welt ohne einen positiven lokalen COVID-Fall bisher. Seit dem vergangenen Jahr wurde in Longyearbyen, Ny Ålesund, Barentsburg und Pyramiden das Virus erfolgreich ferngehalten. Dabei waren vor allem das Einreiseverbot für Ausländer nach Norwegen und die strengen Massnahmen auf dem Festland neben einem Testregime für Reisende nach Svalbard mitverantwortlich. Doch nun warnen die Behörden: Norwegische Touristen wurden nach ihrer Rückkehr von Svalbard positiv auf das Virus getestet.
Gemäss Medienberichten basierend auf den Aussagen des Infektionsbeauftragten von Svalbard, Dr. Knut Selmer, sind bis zu zehn positive Fälle von Touristen bekannt, die zuvor den Archipel besucht hatten. Genauere Angaben habe er aber nicht in Bezug auf die Zeiträume zwischen dem Besuch und dem positiven Testergebnis, zitiert Svalbardposten in seinem Bericht Dr. Selmer. Zumindest bis jetzt ist aber in Longyearbyen kein positiver Fall von COVID verzeichnet worden. Daher ist nicht klar, ob die Ansteckung der Touristen auf Svalbard oder nach deren Rückkehr auf das Festland geschah. Aber: «Die Pandemie ist jetzt sehr nahe», erklärt der Arzt gegenüber der Zeitung.
In den vergangenen Wochen hatte Norwegen die Einreise- und nationalen COVID-Massnahmen schrittweise gelockert. Dadurch konnten auch wieder Reisen nach Svalbard aus dem Ausland stattfinden und auch die einheimischen Touristen kamen häufiger nach Svalbard. Aufgrund der Nachrichten vom Festland mahnt Dr. Selmer die Bevölkerung des Archipels, auch weiterhin vorsichtig zu sein. Ebenfalls sollen nach Svalbard reisende Personen mithilfe von Aufrufen und Pressemitteilungen darauf aufmerksam gemacht werden und dass Impfungen und Testen die sichersten und besten Schutzmassnahmen sind. «Auf dem Festland verzeichnet man mehr Infektionen den je und es kommen auch Leute nach Svalbard, die bisher noch nicht geimpft wurden», erklärt Dr. Selmer gegenüber Svalbardposten. Dies führt zu einem grösseren Risiko für die lokale Bevölkerung, besonders für Jugendliche und Kinder, da diese noch nicht geimpft worden sind. Ausserdem verzeichnet Svalbard eine Zunahme von Studenten und anderen Neuzuzügern, die auch ein Risiko darstellen. Doch ab September wird eine neue Impfaktion starten und allen ab 16 Jahren, die noch nicht geimpft worden sind, zur Verfügung stehen. Ansonsten sollen die existierenden Schutzmassnahmen (Hygiene, Abstand, Schnelltests) weiterhin eingehalten werden. Ob andere Schutzmassnahmen wie Maskenpflicht wieder aufgegriffen werden, steht zurzeit noch nicht fest.
Trotz der Tatsache, dass der grösste Teil der Bevölkerung in Longyearbyen bereits vollständig geimpft worden ist und eine neue Impfaktion bevorsteht, wird vor einem Nachlassen der Vorsicht gewarnt. Denn auch auf dem Festland verzeichnet Norwegen, wie die meisten europäischen Länder, wieder steigende Fallzahlen. Prominentester Fall ist die 17-jährige Tochter von Kronprinz Haakon und Kronprinzessin Mette-Marit, Prinzessin Ingrid Alexandra, die letzte Woche positiv auf das Virus getestet worden war. Und die norwegische Regierung passt ihre Massnahmen auch entsprechend den Gegebenheiten an. Gegenwärtig sind knapp 70 Prozent der Bevölkerung in Norwegen vollständig geimpft und die Behörden rufen die restlichen Einwohner dazu auf, sich impfen zu lassen. Seit zwei Wochen sind auch Jugendliche ab 16 für die Impfungen zugelassen.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal