Verwirrung um Hubschraubernutzung in der Arktis | Polarjournal
Stein des Anstosses ist ein Bericht, in dem Quark Expeditions mit seinem neuen Expeditionsschiff «Ultramarine» so dargestellt wird, als ob sie Hubschrauberflüge über Svalbard anbieten wollten. Doch dies in keiner Weise der Fall. Bild: Quark Expeditions

Der Polartourismus ist seit Jahrzehnten im Aufwind. Dies hat immer mehr Reedereien und Anbieter angespornt, ihre Geschäftstätigkeit unter anderem auch in die Arktis auszuweiten. Damit einher geht aber auch ein steigendes Angebot von Aktivitäten. Darunter fällt auch die Nutzung von Hubschrauber für sogenannte «Flightseeing»-Touren. Seit je ein heisses Eisen, hat nun ein Artikel der norwegischen Newsplattform «The Independent Barents Observer» vom 27. August für Verwirrung gesorgt. Denn in dem Artikel über Hubschrauberflüge über Svalbard werden zwei Firmen namentlich aufgeführt und eine davon ist das Traditionsunternehmen Quark Expeditions.

Der Artikel führt auf, dass eine der beiden Firmen, Scenic Cruises, bei den Sysselmester, der Verwaltungsbehörde auf Svalbard, eine Genehmigung für die Nutzung von Hubschraubern (und U-Booten) an Bord ihres Kreuzfahrtenschiffes Scenic Eclipse angefragt habe. Dies wurde von den Behörden nach Angaben von «The Independent Barents Observer» umgehend abgelehnt. Die andere im Artikel explizit genannte Firma ist Quark Expeditions, ein seit über 30 Jahren in der Arktis operierendes Expeditionsreiseunternehmen. Im Bericht des Newsportals wird impliziert, dass Quark die an Bord des neuen Expeditionsschiffes Ultramarine befindlichen Hubschrauber für Flüge über den Archipel in der Zukunft zu verwenden plant. Der Artikel schreibt erst weiter unten, dass dies nicht für die kommende Arktissaison 2022 auf der Liste der geplanten Aktivitäten stehe, sondern er führt danach Grönland als Ziel der sogenannten «Flightseeings» auf. PolarJournal wollte wissen, was tatsächlich dahintersteckt und hatte explizit bei Quark nachgefragt.

«Quark Expeditions hat nie den Einsatz von Hubschraubern rund um Spitzbergen geplant oder der lokalen Regierung dort solche Pläne besprochen/vorgeschlagen.»

Alex McNeil, Director Expeditions Experience and Innovation, Quark Expeditions
Für Gäste sind Hubschrauberflüge Höhepunkte auf den polaren Reisen. Kaum einer lässt sich die Chance entgehen, die weisse Welt einmal von oben zu sehen. Trotzdem stehen bei allen Anbietern Sicherheit für Umwelt und Gäste immer im Vordergrund. Bild: Sam Crimmin

Alex McNeil, der Leiter der Expeditionsprodukte-Abteilung und Verantwortlicher für die neuen Angebote, schreibt in einer E-Mail an PolarJournal: «Quark Expeditions hat nie den Einsatz von Hubschraubern rund um Spitzbergen geplant oder der lokalen Regierung dort solche Pläne besprochen/vorgeschlagen. Die Vorschriften, die den kommerziellen Einsatz von Hubschraubern einschränken, sind Quark gut bekannt, da wir in Spitzbergen seit Jahrzehnten intensiv tätig sind.» Tatsächlich ist es so, dass auch in der Zukunft die Sysselmester kaum von ihrer gegenwärtigen Politik abkommen werden, Hubschrauber für touristische Zwecke über Svalbard zu verwenden. In Grönland dagegen werden Hubschrauber schon seit langem als Transportmittel auch für Touristen verwendet. Die Verwendung über Grönland, die von Quark Expeditions schon seit langem kommuniziert worden ist, wurde von der Firma auf das Genaueste geprüft. Gäste sollen mit Hubschraubern nicht nur Rundflüge erhalten, sondern damit auch für Wanderungen an bestimmte Stellen befördert werden und so Regionen der Insel erleben, die ihnen bisher verschlossen geblieben sind. Eine ähnliche Verwendung plant Quark auch in der kanadischen Arktis, wo Hubschrauber ebenfalls eine lange Tradition haben.

Die Nutzung von Hubschraubern für touristische Zwecke an Bord von Expeditionsschiffen ist nicht neu. In der Antarktis werden die Fluggeräte für das Erreichen der nördlichsten Kaiserpinguinkolonie auf Snow Hill verwendet und auch, um weiter entfernte Stellen zu erreichen (Beispiel: Dry Valleys). Auch in der Arktis führt Quark Expeditions seit Jahren auf seinen Nordpolreisen Rundflüge mit den an Bord der 50 Years of Victory befindlichen Hubschraubern durch, wenn es die Bedingungen erlauben. «Quark setzt seit der ersten Reise vor 30 Jahren Helikopter ein, um die Sicherheit unserer Expeditionen und die Erfahrungen unserer Gäste zu verbessern», sagt Alex McNeil. «Unser Ethos ist es, die Grenzen zu erweitern, Menschen an schwer zugängliche Orte zu bringen und die Wunder der Polarregionen durch Erforschung und Bildung zu enthüllen. Hubschrauber sind ein hervorragendes Werkzeug, um dieses Ziel zu erreichen.» Das Novum ist nun, dass neue Expeditionsschiffe gebaut werden, die explizit Hubschrauber mit an Bord haben, so wie Quark’s neues Flaggschiff, die Ultramarine.

Sowohl Quark wie auch Scenic setzen bei ihren Hubschraubern auf die neuesten Modelle von Airbus. Diese gehören sowohl bei Verbrauch wie auch bei Sicherheit und Geräuschpegel zu den Besten bzw. Leisesten ihrer Art. Bild: Quark Expeditions

Seit der Ankündigung von Reedereien, beim Bau der neuen Schiffe spezifisch auch Platz für Hubschrauber zu haben, hat die Diskussion um deren Verwendung nicht mehr aufgehört. Besonders die Tatsache, dass man in den umwelttechnisch und klimatisch sensiblen Regionen die Fluggeräte einsetzen will, hat zu grossen Bedenken geführt. Auch bei Quark ist man sich dieser Diskussion bewusst. «Wir wissen, dass viele Aspekte unserer Geschäftstätigkeit mit der Produktion von CO2-Emissionen verbunden sind», erklärt Alex McNeil. «Aus diesem Grund haben wir unser Polar Promise veröffentlicht, unseren umfassenden Nachhaltigkeitsbericht, der unser Engagement zur Reduzierung unserer Gesamtemissionen nach Möglichkeit darlegt. Die auf der Ultramarine zum Einsatz kommenden H145-Hubschrauber von Airbus sind ein Beispiel für diese Entwicklung.» Bei dem Modell handelt es sich einen der neuesten Hubschrauber von Airbus, der die Ansprüche von Quark offensichtlich erfüllt hat. «Einer der vielen Gründe, warum wir uns für das Modell H145 entschieden haben, war, dass es das leiseste Klangprofil seiner Klasse hat», meint McNeil. «Ausserdem haben sie die Treibstoff-effizientesten Motoren ihrer Klasse, was für den Emissionsfaktor relevant ist und der zweite wichtige Entscheidungsfaktor war.»

In der Antarktis besteht bereits ein von der IAATO erstelltes genaues Protokoll zur Verwendung von Hubschraubern. Bei der AECO sind diese Richtlinien noch nicht erstellt, da jede Arktisnation ihre eigenen Gesetze dazu hat. Bild: Michael Wenger

Was für die Arktis noch fehlt, sind Regeln und Richtlinien für die Nutzung von Hubschraubern. Die IAATO, der Verband antarktischer Reiseanbieter, hat diese bereits seit Jahren in Kraft. «Als Expeditionskreuzfahrtunternehmen, das schon länger als jeder andere Hubschrauber in den Polarregionen betreibt, haben wir uns intensiv an der Erstellung der IAATO-Richtlinien beteiligt, um sicherzustellen, dass alle Hubschraubereinsätze auf sichere, verantwortungsvolle und umweltfreundliche Weise durchgeführt werden», meint Alex McNeil. Doch für die Arktis wird dies schwieriger umzusetzen, da jedes Land entlang der Arktis seine eigenen Gesetze und Regeln hat. Trotzdem ist es wichtig, dass die AECO sich auch mit diesem Thema auseinandersetzt, da die Zahl von Schiffen, die Hubschrauber mit an Bord haben werden, in den Gebieten der AECO sicherlich zunehmen wird. «Wir würden die Entwicklung von helikopterspezifischen AECO-Richtlinien in Zukunft unterstützen und freuen uns darauf, zu diesem Prozess beitragen zu können», meint Alex McNeil. Dies ist sicherlich wünschenswert, denn so würden auch Anfragen bei Behörden nichtig und würden auch nicht mehr für Verwirrung sorgen, wenn sie an die Öffentlichkeit gelangen.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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