Hybrid-Expeditionsschiff in Longyearbyen getauft | Polarjournal
Bei perfekten Bedingungen und mit zahlreichen Gästen und Zuschauern wurde das Schiff von Hilde Fålun Strøm und Sunniva Sørby mit einem Brocken Eis getauft, ganz so wie es einst Roald Amundsen mit seiner «Maud» gemacht hatte. Bild: Kim Rormark

Polartourismus begann einst im weit abgelegenen Svalbard-Archipel. Auch Hurtigruten-Gründer Richard With segelte bereits 1896 mit Polar-interessierten Gästen in die damals noch niemandem gehörende arktische Inselwelt. Nun hat die Firma dieser Tatsache Rechnung getragen und ihr neuestes Expeditionsschiff in Longyearbyen eintragen und taufen lassen. Als Patinnen fungieren dabei zwei polare Heldinnen, die selber eben erst Geschichte geschrieben haben.

Im Beisein der beiden CEO von Hurtigruten, Group-CEO Daniel Skjedam und Huritgruten Expeditions CEO Asta Lassesen und zahlreichen Gästen und Zuschauern, tauften die beiden Hearts in the Ice-Teilnehmerinnen Hilde Fålun Strøm und Sunniva Sørby das Expeditionsschiff auf den Namen Fridtjof Nansen. Anders als bei normalen Schiffstaufen wurde ein Eisbrocken an der Bordwand zerschellt statt einer Flasche Champagner. Dabei verlass Sunniva Sørby die berühmten Worte von Roald Amundsen, der dasselbe bei seiner Taufe der Maud (mit der er unter anderem die Nordwestpassage durchfuhr) durchgeführt hatte: « „Es ist nicht meine Absicht, die herrliche Traube zu entehren, aber schon jetzt wirst du den Geschmack deiner wirklichen Umgebung bekommen. Für das Eis wurdest Du gebaut, im Eis sollst Du die meiste Zeit Deines Lebens bleiben, und im Eis wirst du deine Aufgaben lösen.»

Glückliche Gesicher: Hurtigruten-Gruppe CEO Daniel Skjedam, die beiden Polarforscherinnen Hilde Fålun Strøm und Sunniva Sørby und die Hurtigruten Expeditions-CEO Asta Lassesen jubeln über die Leistung, ein Expeditionsschiff zum ersten Mal in Longyearbyen eintragen und taufen zu können. Bild: Kim Rormark

Hurtigruten hat mit der Taufe des Schiffes auch gleichzeitig Longyearbyen als Heimathafen der Fridtjof Nansen auserkoren, ein Novum in der Geschichte des Polartourismus. «Indem wir dieses beispiellose Schiff nach Fridtjof Nansen auf Svalbard benennen, zollen wir ihm als Entdecker und Wissenschaftler sowie dem reichen arktischen Erbe der Hurtigruten-Expeditionen Tribut» erklärt Hurtigruten-Expedition CEO Asta Lassesen. «Wir begrüssen auch unsere langjährige Beziehung zur Svalbard-Gemeinde. Dieses kleine Expeditionsschiff mit Batterie-Hybridantrieb wird alle Gewässer erkunden – und wird dabei stolz Svalbard sein Zuhause nennen.»

Die beiden Taufpatinnene Sunniva Sørby und Hilde Fålun Strøm waren insgesamt 18 Monate auf Svalbard und hatten zweimal im Rahmen ihres Klimawandelfolgen-Projekts «Hearts in the Ice» als erste Frauen allein überwintert. Dabei wurden sie auch von Hurtigruten tatkräftig unterstützt. Bild: Hearts in the Ice

Auch die Wahl der beiden Patinnen steht in direktem Zusammenhang mit der Art des Schiffes und seiner Nutzung als Expeditionsschiff. Denn Sunniva Sørby und Hilde Fålun Strøm haben eben erst selbst Geschichte geschrieben, in dem sie seit 2019 in einer Trapperhütte bei Bamsebu gelebt und mittlerweile zweimal überwintert haben. Mit ihrem Projekt Hearts in the Ice haben die beiden Polarforscherinnen das Verständnis für die Klimawandelfolgen vertiefen wollen. Dazu habe sie neben wissenschaftlichen Untersuchungen auch die Kommunikation mit über zehntausend Schülerinnen und Schülern weltweit betrieben. Als einer der Hauptsponsoren trat dabei Hurtigruten auf. «Hilde und Sunnivas Beziehung zu Svalbard und der Arktis und ihre Leidenschaft dafür ist genauso stark wie unsere,» erklärt Daniel Skjedam, der CEO der Hurtigruten-Gruppe. «Es liegt auf der Hand, dass wir unsere Kräfte bündeln und zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass unsere Expeditionen die verantwortungsvollsten, lehrreichsten und nachhaltigsten bleiben, während wir als globales Unternehmen weiter wachsen und expandieren.»

Die «Fridtjof Nansen» am Pier in Longyearbyen. Der Hauptort von Svalbard ist nun offiziell der Heimathafen des mit Hybrid-Antrieb ausgestatteten Expeditionsschiffes. Das Interesse der Bevölkerung, das Schiff zu sehen, war entsprechend gross. Bild: Marcel Schütz

Für Longyearbyen und Svalbard war die Taufe auch ein «World First», da noch nie zuvor ein Passagierschiff hier getauft worden war, geschweige denn auch hier registriert. Mehr als 400 Zuschauer waren bei der Taufe dabei und wurden Zeugen der feierlichen Zeremonie. Das Schiff wird nun zuerst noch nach Norden fahren, um eine Testfahrt durchzuführen, bevor es danach wahrscheinlich in Richtung Antarktis gehen wird, wenn es nach den Plänen von Hurtigruten Expeditions geht.

Die «Fridtjof Nansen» ist das zweite Expeditionsschiff mit Hybrid-Antrieb in den Reihen von Hurtigruten. Das 140 Meter lange Schiff soll damit die rund 500 Passagiere umweltfreundlicher in die Polarregionen bringen und dabei bis 20 Prozent weniger Emissionen ausstossen als vergleichbare Expeditionsschiffe. Bild: Andrea Klaussner

Die Fridtjof Nansen ist nun das zweite Expeditionsschiff von Hurtigruten, welches mit einem umweltfreundlichen Hybrid-Antrieb ausgestattet ist. Leistungsstarke Batterien lassen das Schiff bei Bedarf rein mit Strom laufen statt mit dem normalen Dieselantrieb. Doch in der Regel sollen die Batterien den Antrieb nur unterstützen und so die Emissionen des Schiffes um bis zu 20 Prozent reduzieren im Vergleich zu Expeditionsschiffen gleicher Grösse. Das Schiff ist 140 Meter lang, 23.6 Meter breit und kann bis zu 530 Passagiere an Bord nehmen. Ursprünglich hätte das Schiff bereits letztes Jahr seine Tätigkeit aufnehmen sollen. Doch aufgrund der Pandemie wurden alle Aktivitäten abgesagt. Nun aber kann sie aber ganz im Sinne ihres Namensgebers die Polarregionen erkunden und wird dabei anders als Nansen auch in der Antarktis unterwegs sein. Wir wünschen dem Schiff immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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