Ozonloch ist größer als die Antarktis | Polarjournal
Das Bild der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) zeigt eine Karte des Ozonlochs über dem Südpol vom 16. September 2021. (Foto: ESA)

Das Ozonloch in der südlichen Hemisphäre ist in diesem Jahr größer als gewöhnlich gewachsen und hat flächemässig den gesamte eisbedeckten Kontinenten übertroffen. Das diesjährige Ozonloch in der Antarktis gehört bereits zu den 25% größten seit Beginn der Aufzeichnungen und wächst weiter. Wissenschaftler glauben, dass der Klimawandel die Ursache sein könnte. 

Der Copernicus Atmosphere Monitoring Service der Europäischen Union teilte am 16. September 2021 mit, dass das Ozonloch, welches jedes Jahr im Süd-Frühling entsteht, in der vergangenen Woche nach einem durchschnittlichen Start erheblich zugenommen hat.

Ozon existiert etwa 11 bis 40 km über der Erdoberfläche in der Stratosphäre und wirkt wie ein Sonnenschutz für den Planeten, indem die Schicht den schädlichen Anteil der ultravioletten Strahlung absorbiert.

Bereits 2020 entstand über der Antarktis ein grosses Ozonloch. Je roter die Farbe in der Schicht, desto mehr Ozon wäre vorhanden. (Foto: ESA)

„Prognosen zeigen, dass sich das diesjährige Loch etwas größer als üblich entwickelt hat“, sagte Vincent-Henri Peuch, der den Satellitenüberwachungsdienst der EU leitet.

„Wir blicken auf ein ziemlich großes und möglicherweise auch tiefes Ozonloch“, sagte er. In den letzten Jahren ist das Ozonloch bei normalen Wetterbedingungen auf maximal 20 Millionen Quadratkilometer (8 Millionen Quadratmeilen) angewachsen. Im Jahr 2020 erreichte das Ozonloch Anfang Oktober mit rund 24 Millionen Quadratkilometern einen Höchststand, der größer war als in den Jahren zuvor. 

Peuch merkte an, dass das Ozonloch im letzten Jahr ebenfalls unauffällig begann, sich dann aber zu einem der am längsten dauernden seit Aufzeichnungen entwickelte.

Atmosphärisches Ozon absorbiert ultraviolettes Licht, das von der Sonne kommt. Das Ozonloch ist verantwortlich, dass mehr von dieser hochenergetischen Strahlung die Erde erreicht, wo sie lebende Zellen schädigen kann. Dabei spielt der Polarvortex, ein Band eiskalter Luft hoch über der Antarktis eine wichtige Rolle. Dieses Band, welches im antarktischen Winter entsteht, sperrt Ozonabbauende Stoffe über der Antarktis ein, die so die Schicht schädigen und dafür sorgen, dass etwa im September das Ozonloch am weitesten ausbreitet. Wenn sich die Luftmassen im Frühjahr dann erwärmen, erholt sich das System normalerweise, so dass die Schicht wieder etwas dicker werden kann. In diesem Jahr waren aber die Temperaturen in der Stratosphäre ungewöhnlich lange im tieferen Bereich als üblich. Forscher gehen davon aus, dass dies auf den Klimawandel zurückzuführen ist.

Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) sind eine umfangreiche chemische Gruppe niedermolekularer organischer Verbindungen, die als Treibgase und Kältemittel verwendet werden. Im Laufe der 1970er und 1980er Jahre stellte sich heraus, dass die Freisetzung von FCKW in die Atmosphäre in erheblichem Maße für den Abbau der Ozonschicht in der Stratosphäre verantwortlich ist, weshalb der Einsatz von FCKW heute in vielen Anwendungsbereichen verboten ist. (Foto: OSPHOTODESIGN/ iStock)

Ozon-Killer seit 1987 verboten

Das 1987 unterzeichnete Montrealer Protokoll verbietet schädliche Fluorchlorkohlen-Wasserstoffe (FCKW) und andere Substanzen, von denen bekannt ist, dass sie die schützende Ozonschicht zerstören, welche die schädliche ultraviolette UV-Strahlung absorbiert. FCKW wurde erstmals in den 1930er Jahren für den Einsatz in Kühlsystemen entwickelt und später als Treibmittel in Aerosolspraydosen eingesetzt. FCKW sind in der Zwischenzeit in 197 Ländern verboten.

Die Konzentrationen der schädlichen Substanzen in der Atmosphäre haben sich seit Inkrafttreten des Protokolls eingependelt und nehmen langsam ab, was die Grundlage für die allmähliche Wiederherstellung der Ozonschicht bildet. 

Experten sagen, dass sich die Ozonschicht zwar zu erholen beginnt, es aber wahrscheinlich bis in die 2060er Jahre dauern wird, bis die ozonabbauenden Substanzen vollständig aus der Atmosphäre verschwinden. Neuste Messungen deuten jedoch darauf hin, dass sich dieser Regenerationsprozess verlangsamt und eine vollständige Erholung frühestens 2070 zu erwarten ist. 

Noch verwenden einige Länder die verbotenen Substanzen (FCKW) weiterhin illegal. Per Zufall kamen Forscher der NOAA-Behörde in Boulder im Jahr 2017 während einer Routinemessung auf weit größere Mengen des Ozonkillers Trichlorfluormethan in der Atmosphäre, als sie erwartet hatten.

Dabei sollen mindestens 40 bis 60 Prozent der Trichlorfluormethan-Emissionen aus einer Region im Nordosten Chinas stammen. Trichlorfluormethan gehört zu den Fluorchlorkohlen-Wasserstoffen, bekannter als FCKW.

Heiner Kubny, PolarJournal

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