IAATO-Mitglieder bereiten sich auf Antarktissaison vor | Polarjournal
In dieser Saison soll es wieder möglich sein: Mit Schiffen in die antarktische Wunderwelt reisen und zwischen Eisbergen und Gletschern die Schönheit der weissen Wildnis erleben. Bild: Michael Wenger

Antarktisreisen sind seit dem Ausbruch der COVID-Pandemie wortwörtlich auf Eis gelegt worden. Zu Beginn der letztjährigen Saison herrschte zuerst die Hoffnung, dass Reisen doch noch durchgeführt werden könnten. Doch die Hoffnungen zerschlugen sich mit steil ansteigenden Infektionszahlen weltweit. In diesem Jahr sieht es nun etwas anders aus. Die Reiseindustrie öffnet sich weiter, Schutzmassnahmen sind koordinierter und das Vertrauen der Menschen steigt wieder. Deswegen haben die meisten Mitglieder des Internationalen Verbandes der Antarktisreisenbetreiber IAATO mit ihren Vorbereitungen für die Eröffnung der bevorstehenden Saison begonnen. Dies nach langen Gesprächen und in Zusammenarbeit mit den Ausgangsorten in Argentinien und Chile.

Die Organisation, die dieses Jahr 30 Jahre alt wurde, hielt am vergangenen Donnerstag ein Treffen mit Mitgliedern ab, um den Betrieb für die kommende Saison zu besprechen, nachdem kürzlich COVID-19-Parameter für Reisen von den Ausgangspunkten in Argentinien, Chile und den Falklandinseln (Islas Malvinas) veröffentlicht wurden. Gina Greer, IAATO-Geschäftsführerin, sagte: «Die letzten anderthalb Jahre waren herausfordernd, da wir mehr über COVID-19 erfahren haben und wir und unsere Mitglieder ständig die Machbarkeit einer Saison neu bewertet haben. Dies erforderte viel Flexibilität und agiles Arbeiten im Namen unserer Mitglieder und die Gespräche werden fortgesetzt, während die Saison näher rückt.»

Noch vor zwei Jahren hing der Himmel bei den Betreiberfirmen voller Geigen: Reges Interesse weltweit, einmal die Antarktis zu erleben, führte zu vollen Schiffen und rekordverdächtigen Gästezahlen. Nach dem Pandemieausbruch blieben nur leere Schiffe und arbeitslose Schiffscrews und Expeditionsteams. Dies soll sich nun wieder ändern. Bild: Michael Wenger

Der Verband, der weltweit mehr als 100 Mitglieder hat, hat in den letzten 16 Monaten fleissig daran gearbeitet, grundlegende Empfehlungen zu COVID-19-Protokollen abzugeben, wenn der Betrieb in der Antarktis Ende 2021 wieder aufgenommen wird. Ein Grossteil dieser Arbeit beinhaltete eine enge Zusammenarbeit mit den Gateway-Ländern der Antarktis. Einige Mitglieder haben die schwierige Entscheidung getroffen, die Saison 2021/22 nicht durchzuführen, aber für die Mehrheit laufen die Vorbereitungen weiter.

Die IAATO (International Association of Antarctic Tour Operators ist ein seit 1991 existierender Verband. Das Ziel ist es, einen für Umwelt und Menschen sicheren und nachhaltigen Tourismus in der Antarktis zu betreiben, damit sie für alle Interessierten zugänglich ist, ohne einen Schdane zu hinterlassen. Die über 100 Mitglieder kommen aus den verschiedensten Branchen, die mit Tourismus und Antarktis zu tun haben. Ein Botschafter-Programm soll die Menschen weiter für die Antarktis sensibilisieren. Bilder: IAATO

Eine der Stärken der IAATO ist die Bereitschaft der Mitglieder, Wettbewerbsinteressen beiseite zu legen, um gemeinsam für die Antarktis zu handeln, indem sie bewährte Verfahren für einen sicheren und verantwortungsvollen Betrieb austauschen. Dieser Ansatz führte im Juni 2020 zur Bildung der COVID-19 Advisory Group (CAG) der IAATO. Die CAG hat die Stärke, Fähigkeiten und Erfahrung der bestehenden Ausschüsse und Arbeitsgruppen der IAATO sowie die Expertise des Sekretariats, der Interessengruppen und der weltweiten Industriestandards genutzt, um die Organisation durch die Herausforderungen und Komplexitäten der Pandemie zu führen. Während der traditionelle Beginn der Antarktissaison näher rückt, hat die CAG die globalen Entwicklungen weiterhin genau beobachtet, da die Reisebeschränkungen nachlassen, mit den Antarktis-Gateway-Ländern und anderen polaren Interessengruppen kommuniziert, während die Regierungen ihre Richtlinien und Protokolle veröffentlichen, und regelmässige Updates mit den Mitgliedern der IAATO.

Die für die meisten IAATO-Mitglieder ist die argentinische Hafenstadt Ushuaia der Ausgangspunkt für Antarktisreisen. Die Regierung in Buenos Aires hatte bekanntgegeben, dass ab dem 20. Oktober wieder ausländische Touristen ab hier in Richtung Antarktis starten können. Doch die lokalen Behörden warten noch immer auf verbindliche Konzepte aus der Hauptstadt. Bild: Michael Wenger

In den letzten zwei Monaten haben die Gateway-Regierungen erste Leitlinien veröffentlicht. Die Betreiber haben angesichts der Vielfältigkeit der IAATO-Mitgliedschaft, die von Yachten mit nicht mehr als 12 Personen bis hin zu grossen Kreuzfahrtschiffen reicht, Fragen zur Durchführbarkeit einiger Anforderungen gestellt. Greer fügte hinzu: «Unsere Arbeit mit den Behörden der Ausgangspunkte ist ein wichtiger Bestandteil der Vorbereitungen auf die Saison, und es ist für die IAATO und ihre Mitglieder wichtig, dass sich die Vielfalt der IAATO-Mitgliedschaft in den COVID-19-Protokollen der Ausgangsorten widerspiegelt, damit dies für alle verantwortungsbewussten Tourismusanbieter angewendet werden kann.» Sie fügt an: «Es ist ermutigend, die jüngsten Leitlinien Argentiniens und Chiles zum Antarktistourismus zu sehen. Aber die Realität ist, dass es für einige Betreiber schwierig sein wird, sie umzusetzen. Es gibt noch viele Fragen und wir gehen sie mit den Gateway-Behörden durch.»

Besuche von Touristen in der Antarktis, nicht nur an den Stationen wie Vernadsky, verlangen eine grosse Vorbereitung und zahlreiche Genehmigungen von verschiedensten Stellen. Deswegen müssen Betreiber schon Monate im Voraus ihre Pläne umsetzen. Doch nicht immer läuft alles nach Plan und Flexibilität ist eine Grundvoraussetzung für alle Seiten. Bild: Michael Wenger

Die üblichen Vorbereitungen für die Saisonvorbereitung der IAATO gehen weiter. IAATO-Betreiber müssen im Rahmen einer Genehmigung oder Autorisierung einer Antarktis-Vertragspartei oder der zuständigen Regierung tätig sein und ihre Voranmeldung und Umweltverträglichkeitsprüfung vor der Antarktissaison an die IAATO übermitteln. Während die Auswirkungen der Pandemie den Verband und seine Mitglieder vor Herausforderungen gestellt haben, besteht die Mission der IAATO, einen sicheren und umweltverträglichen Tourismus in der Antarktis zu befürworten und zu fördern, fort. Die Bemühungen des IAATO-Komitees und der Arbeitsgruppe im Laufe des letzten Jahres haben die Organisation dabei unterstützt, ihre Richtlinien und Strategien zum Schutz der Antarktis zu verfeinern und gleichzeitig Antarktisreisenden eine sichere, bereichernde Bildungserfahrung zu ermöglichen.

Pressemitteilung IAATO

Liste der Empfehlungen der IAATO zur Risikominimierung von COVID-Infektionen bei Antarktisreisen:

  • Die Passagiere sind vollständig geimpft, bevor sie an ihrem Ausgangspunkt der Reise einsteigen;
  • Besatzungsmitglieder und Personal werden vor der Einschiffung vollständig geimpft;
  • Unter bestimmten Umständen, wenn eine Impfung nicht durchführbar oder anwendbar ist, verfügen Personen über geeignete Unterlagen zur Genesung von COVID-19 oder werden nach dem neuesten medizinischen Rat und/oder den einschlägigen nationalen Anforderungen unter Quarantäne gestellt;
  • Zusätzlich zu den oben aufgeführten Schritten führen die Betreiber ein wirksames Testschema ein, um das Vorhandensein von COVID-19 zu erkennen und die notwendigen Schritte zu unternehmen, um eine potenzielle Ausbreitung zu reduzieren.
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