Diese Woche hatte der internationale Verband der Anbieter von Antarktisreisen IAATO mitgeteilt, dass die meisten Mitglieder ihre Vorbereitungen für eine diesjährige Antarktissaison gestartet haben. Dies, nachdem man mit den verschiedenen Beteiligten über Öffnungen gesprochen hatte. Ebenfalls diese Woche hatte nun auch Argentinien bekanntgegeben, dass man sich ab dem 1. November für den internationalen Tourismus wieder öffnen werde. Doch es herrscht noch Unsicherheiten und Unklarheiten bezüglich der Voraussetzungen für ein Erreichen der Ausgangsorte für Antarktisreisen.
Die Freude in verschiedenen sozialen Medien war sehr gross, nachdem der Kabinettschef und die Gesundheitsministerin vor laufenden Kameras die Öffnung Argentiniens für den internationalen Tourismus ab dem 1. November verkündet hatten. Dies vor allem, weil nur Stunden zuvor die IAATO, der Branchenverband von Anbietern antarktischer Reisen, seine Pressemitteilung veröffentlicht hatte, dass die meisten Mitglieder ihre Saisonvorbereitungen gestartet haben. Doch schon kurz darauf zeigte sich die Verunsicherung wieder, die bei Reisenden und Branchenvertretern aufgrund der Erfahrungen in den letzten 18 Monaten herrschen. Kann nun gereist werden oder nicht? Was sind die Voraussetzungen, die von den Ländern, aus denen man die Reisen antritt, gefordert werden? Auch die Frage, ob sich eher Chile oder Argentinien als Startpunkt eignet, wurde von solchen Gästen gestellt, die noch kurzentschlossen buchen wollen.
Wir haben auf zahlreiche Nachfragen hin nun den gegenwärtigen Stand (22. September 2021) der Bestimmungen hier aufgeführt. Wir weisen jedoch darauf hin, dass diese Bestimmungen sich je nach Lage in den Ländern wieder ändern kann. Ausserdem bieten wir keine Gewähr auf Vollständigkeit.
Generell empfehlen wir: Jede Person, die eine Reise in die Antarktis in dieser Saison geplant oder gebucht hat, soll sich mit seinem Anbieter in Verbindung setzen und Informationen über die Reisen anfordern.
Argentinien:
Die Regierung hat bekanntgegeben, dass ab dem 1. November 2021 internationale Gäste wieder nach Argentinien einreisen dürfen. Zur Einreise sind ein Zertifikat der vollständigen Impfung, die mindestens 14 Tage vor Einreise abgeschlossen sein muss, ein maximal 72 Stunden altes PCR-Testresultat oder ein Antigentest von Eingangsort vorgelegt werden. Ausserdem müssen, bis auf weiteres von den Gesundheitsbehörden verlangt, weitere PCR-Tests am fünften und siebten Tag nach der Einreise durchgeführt werden. Diese Regel soll aber aufgehoben werden, wenn die Bevölkerung zu über 50 Prozent vollständig geimpft sein wird. Gegenwärtig liegt die Zahl bei rund 45 Prozent. Nicht oder unvollständig geimpfte Personen müssen einen Antigentest bei der Einreise durchführen, danach in Quarantäne und am siebten Tag nochmals einen PCR-Test vorlegen.
Das Problem hier: Was gilt für Antarktisreisende, die normalerweise maximal zwei Tage im Land sind, bezüglich der geforderten PCR-Tests an den Tagen 5 und 7? Wer übernimmt die Kosten für die Tests? Welche Zertifikate bzw. Impfstoffe werden anerkannt? Hierzu haben die Behörden noch keinerlei Angaben gemacht. Auch die lokalen Behörden in Ushuaia haben noch keine Angaben von der Zentralregierung in Buenos Aires in Bezug auf die Umsetzung der Massnahmen erhalten.
Chile:
Chile hatte bereits am 31. August bekanntgegeben, dass sich das Land ab Mitte Oktober für Antarktisreisende wieder öffnen will. Dabei hatte man die erste von Argentinien gemachte Aussage, bereits ab dem 20. Oktober wieder bereit sein zu wollen, als Massstab genommen. Um nach Chile reisen zu können, benötigen ausländische Touristen ein maximal 72-Stunden altes PCR-Testergebnis, ein elektronisches Einreise-Formular (maximal 48 Stunden vor dem Boarding des Flugzeugs nach Chile ausgefüllt) und eine Bestätigung der Versicherungssumme von mindestens US$ 30’000 und der Bestätigung, dass alle Ausgaben, die im Zusammenhang mit einer COVID-Infektion stehen, vollständig abgedeckt sind. Nach 14 Tagen erhält man ein Nachfolgeformular, welches auch noch ausgefüllt werden muss. Ausserdem benötigt man einen von den Behörden ausgestellten «Mobility Pass», den man nur erhält, wenn man ein 5-tägige Isolation nach der Einreise hinter sich hat. Diese wäre eigentlich Pflicht für alle Einreisenden. Doch für Antarktisreisende gilt, dass man bei Ankunft in Santiago in eine Art «Reisebubble» kommt, in der man auf direktem Weg und in einem Charterflug nach Punta Arenas gebracht wird. Dort bleibt man in der Bubble entweder in Isolation oder wird direkt aufs Schiff gebracht. Auch die Rückreise gestaltet sich in derselben Form. Auch hier herrschen noch Unklarheiten wie die Frage, ob man nach der Reise zuerst in Quarantäne muss, wenn man im Land bleiben will und was mit Reisenden und deren Nachfolgeformular geschieht, die länger als 14 Tage auf dem Schiff unterwegs sind und keine oder nur schlechte Internet- und Email-Verbindungen haben.
Auch die Falklandinseln / Islas Mavinas gelten als Startpunkt für Antarktisreisen. Meist jedoch besuchen Gäste die Inseln beim Vorbeifahren. Ein Höhepunkt ist dabei immer die Hauptstadt Port Stanley. Bild: Michael Wenger
Falklandinseln:
Die Falklandinseln sind mindestens bis zum 1. Februar nur via Grossbritannien zu erreichen. Bis auf weiteres bleibt auch hier die Einreise nur für «essentielle Reisen» erlaubt.
Australien / Neuseeland:
Die Einreise nach Australien ist nur neuseeländischen Bürgern erlaubt und umgekehrt. Alle weiteren Einreisen aus anderen Ländern ist zurzeit nicht erlaubt. Die Regierung hat eine Öffnung für Weihnachten 2021 angekündigt, wenn 80 Prozent der Bevölkerung geimpft ist. Gegenwärtig weisen jedoch erst 38 Prozent eine vollständige Impfung auf. Auch Neuseeland ist gegenwärtig für Touristen noch geschlossen. Eine mögliche Öffnung wird frühestens im Januar 2022 von der Regierung angegeben.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal