Einige Forschungsstationen in der Antarktis beziehen bereits einen Teil ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen, vor allem Windkraft. Die emissionsfrei gewonnene Energie reicht jedoch bei Weitem noch nicht aus, um die Stationen ausreichend mit Wärme und Strom zu versorgen. Daher stammt der Großteil der Energie noch immer aus fossilen Brennstoffen. Chile möchte die Energieerzeugung auf seinen Antarktis-Stationen nun deutlich umweltfreundlicher gestalten und so prüft das chilenische Antarktis-Institut INACH in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Antarctica 21Foundation geeignete alternative Energiequellen.
Bereits seit 2014 arbeitet Chile zusammen mit der GIZ an der Herstellung von grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen im Land. Die Bedingungen für Wind- und Sonnenenergie sind in Chiles Atacamawüste optimal. Laut Rainer Schröer, dem Leiter des Programms für erneuerbare Energien und Energieeffizienz bei der GIZ, verzeichnete Chile zwischen 2015 und 2018 prozentual den weltweit größten Ausbau erneuerbarer Energien im Stromsektor.
Nun sollen die Erfolge in der grünen Energiegewinnung im Land zu den chilenischen Stationen in der Antarktis gebracht werden, wobei Energie aus grünem Wasserstoff und seinen Derivaten favorisiert wird. Dr. Marcelo Leppe, der Leiter des chilenischen Antarktis-Instituts, erklärt: «Dieses Vorhaben erfolgt im Rahmen der Renovierung von drei unserer INACH-Stationen, bei der wir einer umweltfreundlichen Gestaltung Vorrang einräumen, einschließlich der Art und Weise, wie wir Energie für den gesamten Betrieb erzeugen, und somit der Bedeutung der Entwicklung von grünem Wasserstoff.»
An der Station «Profesor Julio Escudero» auf King George Island nördlich der Antarktischen Halbinsel soll die Umstellung als erstes erfolgen.
Jaime Vázquez, der Präsident der Antarctica 21 Foundation, dessen Mission unter anderem die Förderung des Schutzes des antarktischen Ökosystems ist, ist sicher «dass das Produktionspotenzial von grünem Wasserstoff in der Region Magallanes und der chilenischen Antarktis konkrete Möglichkeiten bietet, die Energiewende in den chilenischen Stationen voranzutreiben».
Rainer Schröer fügt hinzu, dass «Deutschland sich verpflichtet hat, die Energiewende in Chile zu unterstützen, und dass die Initiative daher eine sehr positive Auswirkung hat, die diesem einzigartigen Kontinent, den wir schützen und bewahren müssen, zugute kommen wird und als Referenz für andere Länder bei der Umstellung auf emissionsfreie Systeme dienen wird».
Julia Hager, PolarJournal