Neue Quallen im McMurdo-Sound entdeckt | Polarjournal
Diese kleine Qualle, Leuckartiara brownei, hat orangefarbene Gonaden, die das Mundstiel bedecken – die Struktur, die seinen Magen und seinen Mund enthält. (Foto: Emiliano Cimoli)

Manchmal entstehen wissenschaftliche Entdeckungen aus den seltsamsten Wendungen der Ereignisse. Tatsächlich wurden die Quallen durch einen Zufall entdeckt. Emiliano Cimoli, Co-Autor der Studie und Postgraduierten-Forscher an der University of Tasmania in Hobart, hat in den Jahren 2018 und 2019 das Filmmaterial gedreht, als er zu Forschungszwecken in der Antarktis weilte. Seine Aufgabe aber war nicht Quallen oder Rippenquallen zu studieren. Vielmehr testete er die Sensorik zur Überwachung von Algen, die unter dem Meereis leben. Der Kurzfilm «Life Beneath the Ice» zeigt nun zarte, beleuchtete Meeresbewohner in einer bis heute nicht bekannter Schönheit.

Clione Limacina Antarctica, auch bekannt als Seeengel. Die Aufnahmen wurden 2018 (A, B) und 2019 (C) gemacht. (Foto: Emiliano Cimoli)

Der Wissenschaftler und Filmemacher Emiliano Cimoli zeigt im Film Nahaufnahmen von Quallen, Rippenquallen und anderen weichen, durchsichtigen Meereslebewesen im Rossmeer.

Die außergewöhnlichen Details in dem Video ermöglichte es den Forschern, ein Dutzend Arten von gallertartigen Tieren zu entdecken, von denen laut einer neuen Studie zwei Arten von Quallen und drei Arten von Rippenquallen der Wissenschaft noch unbekannt sind. Bilder aus dem Filmmaterial werden auch verwendet, um Quallenarten zu identifizieren.

Die gallertartigen, durchsichtigen Körper von bizarren Meeresbewohnern, erleuchtet durch das Funkeln eines inneren Lichtes, taumeln und treiben in hypnotischen Aufnahmen, die unter dem antarktischen Eis aufgenommen wurden.

Der Arbeitsort von Cimoli war ein 2×1,8 Meter grosses Loch im Eis. Ein Feldzelt über der Öffnung bot Schutz vor Wind und Kälte. Der Amateur-Videofilmer und -Fotograf Cimoli, sah dies als Gelegenheit und versuchte mit Kameras die Welt unter dem Eis zu beobachten. Dass ihm dies gelungen ist, zeigt nun das Video. Einige Sequenzen drehte Cimoli von der Oberfläche aus und andere mit an Tauchrobotern befestigten Kameras. So konnten Filmaufnahmen von schwer erreichbaren Meereslebewesen gemacht werden, die in ihrem natürlichen Lebensraum oft nur unter schwierigen Bedingungen zu beobachten sind.

In den letzten Jahren haben Emiliano Cimoli (links) und Professor Vanessa Lucieer (rechts) auf den weltweit ersten Einsatz einer Hyperspectral Imaging (HI)-Kamera unter dem Meereis in der Antarktis hingearbeitet. (Foto: Michael Bollen)

Die im Rossmeer gefundenen Kreaturen wurden in der Nähe des McMurdo Sound im Südpolarmeer entdeckt. Aufgrund des geringeren Zugangs zu Sonnenlicht und weit weg von menschlicher Zivilisation hat sich das Meeresleben in diesem Gebiet stark entwickelt. Immer wieder kommen Meeresbiologe aus der ganzen Welt in dieses Gebiet, um zu forschen. In der Unterwasser-Welt vor McMurdo wurden in der Vergangenheit immer wieder neue Arten entdeckt, die der Welt bisher unbekannt waren.

Die Ergebnisse wurden am 16. August 2021 im Biodiversity Data Journal veröffentlicht.

Der Arbeitsort von Emiliano Cimoli: Das Loch im Eis. Von hier aus wurden die Kameraaufnahmen für „Life beneath the Ice“ gemacht. Der McMurdo-Sound ist der Zugangsort für die gleichnamige US-amerikanische McMurdo- und die neuseeländische Station Scott-Station.

Heiner Kubny, PolarJournal

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