DEEPICE-Netzwerk startet Zusammenarbeit | Polarjournal
Das neue DEEPICE-Netzwerk soll Nachwuchswissenschaftler im Bereich Eiskern-Klimaforschung ausbilden und die Bohrung des Beyond EPICA-Eiskerns optimal vorbereiten. Foto: British Antarctic Survey

Heute beginnt eine einzigartige europäische Zusammenarbeit von einem Netzwerk internationaler junger Wissenschaftler im Bereich der Eiskern-Klimaforschung. Im Rahmen des neuen Forschungs- und Ausbildungsnetzwerks «DEEPICE» soll die nächste Generation von Forschern auf einem hohen Niveau ausgebildet werden, die mit einem soliden Hintergrundwissen zu Klimarekonstruktion aus tiefen Eiskernen ausgestattet werden soll. Die 15 neuen Doktoranden werden nach dem Kick-off Meeting, das heute und morgen in Frankreich stattfindet, ihre Arbeiten aufnehmen.

Vergangene Klimaveränderungen in der Antarktis rekonstruieren Forscher anhand von Eiskernen, die auf dem antarktischen Kontinent gewonnen wurden. Im Rahmen des EPICA Projekts (European Project for Ice Coring in Antarctica) bohrten Wissenschaftler aus zehn europäischen Ländern im Dezember 2004 den bislang ältesten Eiskern am Dome C im ostantarktischen Wilkesland, der ein Fenster in 800.000 Jahre Vergangenheit darstellt. In den kommenden Jahren wird ein großes europäisches Team unweit davon, am Little Dome C, nach bis zu 1,5 Millionen Jahre altem Eis bohren.

Um die Bohrung nach dem ältesten Eis und dessen Analyse im Rahmen des «Beyond EPICA Oldest Ice»-Projekt optimal vorzubereiten, werden die 15 Doktoranden in ihren Promotionsprojekten neueste Messtechniken, modernste statistische Methoden zur Signalrekonstruktion und gekoppelte Klimamodelle entwickeln. Laut Informationen auf der DEEPICE-Webseite werden ihre Ergebnisse direkt dazu beitragen, Antworten auf wichtige Fragen zu den großen Klimaveränderungen geben, denen die Erde in der Vergangenheit ausgesetzt war, und zu ihren Auswirkungen auf das antarktische Eisschild. Die Forscher können so vergangene Prozesse im Klimasystem besser verstehen und damit Prognosen für die Zukunft verbessern. 

«Der Klimawandel ist eine große Herausforderung für die heutige Gesellschaft. Den neuen Generationen müssen die besten Instrumente an die Hand gegeben werden, um diese Herausforderung zu meistern.» 

Dr. Amaëlle Landais, Forschungsdirektorin am CNRS-Labor für Klima- und Umweltwissenschaften (LSCE) und leitende Koordinatorin des DEEPICE-Netzwerks

Das Abschmelzen des Eisschildes und der Eisschelfe in der Antarktis als Folge des Klimawandels können erhebliche Auswirkungen auf die Weltbevölkerung haben. Die riesige Menge Süßwasser, die freigesetzt werden würde, hätte einen großen Einfluss auf den globalen Meeresspiegel. Die jüngeren und folgende Generationen betrifft dies ganz besonders, weshalb sie in der Lage sein müssen, Maßnahmen zur Bewältigung dieser massiven Umweltkrise zu ergreifen. Daher wird DEEPICE den Nachwuchswissenschaftlern auch die dringend benötigten Kommunikationsfähigkeiten vermitteln, um die breite Öffentlichkeit effizient zum Thema Klimawandel zu informieren.

Der älteste Eiskern wird in den kommenden Jahren im Rahmen des «Beyond EPICA Oldest Ice»-Projekts bei Little Dome C (roter Punkt in der Karte) auf über 3000 Meter Höhe im Wilkesland in der Ostantarktis entnommen. Foto: British Antarctic Survey; Karte: Australian Antarctic Program

Koordinator des DEEPICE-Netzwerks ist das französische Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS), daran beteiligt sind zehn europäische Forschungseinrichtungen und Universitäten, darunter das Alfred-Wegener-Institut und die Universität Bern. Zudem gibt es zehn Partner aus dem akademischen und nicht-akademischen Bereich, wie die TOFWERK AG und PAGES (Past Global Changes) aus der Schweiz und die Schäfter + Kirchhoff GmbH aus Deutschland. Das EU-finanzierte DEEPICE-Projekt startete im Januar diesen Jahres und wird bis Ende Dezember 2024 laufen. 

Link zum Forschungsnetzwerk: DEEPICE 

Link zum Beyond EPICA-Projekt: Beyond EPICA Oldest Ice

Julia Hager, PolarJournal

Mehr zum Thema:

Print Friendly, PDF & Email
error: Content is protected !!
Share This