Nur zwei Zahnwalarten — Belugawale und Narwale — leben das ganze Jahr über in der Arktis. Während Belugas zirkumpolar vorkommen, sind Narwale nur in der Kanadischen Arktis, vor West- und Ostgrönland, im Norden Svalbards und rundum Franz-Josef-Land anzutreffen. Beide Arten sind als einzige Vertreter der Familie Monodontidae eng miteinander verwandt und sehr selten kommt es auch zur Fortpflanzung zwischen Belugas und Narwalen. Zur Orientierung und zum Aufspüren ihrer Beute nutzen sie, wie andere Zahnwale auch, die Echoortung. Ein internationales Forscherteam hat in einer aktuellen Studie nun untersucht, ob sich die Eigenschaften der Echoortungsklicks der beiden Arten unterscheiden und ob man sie allein anhand derer identifizieren kann.
Die Möglichkeit der Unterscheidung von Belugas und Narwalen mittels passivem akustischen Monitoring (PAM) — dem «Abhören» ihrer Verbreitungsgebiete mit Unterwassermikrophonen — hat eine große Bedeutung bei der Abschätzung ihrer Populationsgrößen. Das nicht-invasive Verfahren ist insbesondere wichtig, um die Reaktionen der beiden Arten auf den Klimawandel und den zunehmenden Unterwasserlärm zu beobachten. Hierfür werden mehrere Hydrophone über einen längeren Zeitraum in einem großen Gebiet eingesetzt.
Belugas und Narwale verfügen über ein großes akustisches Repertoire und zeigen erhebliche Überschneidungen und Variabilität in ihren sozialen Lauten, was es schwierig macht, die beiden Arten rein akustisch zu unterscheiden. In der aktuellen Studie verglichen die Forscher erstmals die Laute wild lebender Belugas und Narwale im selben Gebiet im Packeis der Baffin Bay vor Westgrönland. Sie konnten zeigen, dass sich die Echoortungsklicks der beiden Arten deutlich voneinander unterscheiden und sie durch diese Laute klassifiziert werden können.
Während die Klicks der Belugas mehrheitlich bei einer Frequenz über 60 Kilohertz lagen, war die Frequenz der Narwal-Klicks kleiner als 60 Kilohertz. Zudem variierten die akustischen Parameter bei Belugas stärker als bei Narwalen. Die Klassifizierung der akustischen Parameter in die zwei Arten erreichten die Forscher durch Verwendung eines bioakustischen Modells, das in 97.5 Prozent der Fälle erfolgreich unterschieden hat.
Die Kenntnisse über die beiden arktischen Walarten sind bei Weitem noch nicht ausreichend, um ihre größten Bedrohungen zu bestimmen. Daher konnten auch noch keine spezifischen Schutzmaßnahmen eingeleitet werden. Laut der Autoren sind Narwale aufgrund ihrer spezialisierten Lebensweise und ihres begrenzten Verbreitungsgebiets eine der arktischen Meeressäugerarten, die am empfindlichsten auf den Klimawandel reagiert. Beide Arten weisen eine hohe Standorttreue in ihren Sommer- und Wintergebieten auf, wobei die ursächlichen Faktoren für dieses Verhalten bisher kaum erforscht ist.
Hinzu kommt, dass die eisfreie Periode mit dem fortschreitenden Klimawandel immer länger wird, was die Möglichkeit der Exploration der reichen Öl- und Gasvorkommen in der Arktis erhöht sowie den kommerziellen und touristischen Schiffsverkehr verstärkt. Daher müssen die entsprechenden Akteure darüber informiert werden, welche Regionen für Belugas und Narwale überlebenswichtig sind als Nahrungsgründe, Fortpflanzungsgebiete und Wanderrouten, um die industriellen Aktivitäten abzumildern, so die Autoren. Ihrer Ansicht nach ist es erforderlich, strenge Vorschriften für die Schiffsgeschwindigkeit, geeignete Schifffahrtsrouten und die Art der zulässigen Aktivitäten zu erlassen, um negative Folgen für die Wale zu vermeiden.
Julia Hager, PolarJournal