Grönland übt seit langem eine große Anziehungskraft auf Entdecker und Forscher aus und war in den letzten 150 Jahren das Ziel zahlreicher Expeditionen und Forschungsreisen, die das Wissen über die größte Insel der Erde aber auch seiner Bewohner erweitern sollten.Der Entdeckerdrang in Richtung Arktis und Grönland war zwischen 1880 und 1930 besonders groß und zog viele Expeditionen an. Zu der Zeit war die Fotografie bereits erfunden und auch die Filmtechnik entwickelte sich, was Polarforscher wie Knud Rasmussen für sich zu nutzen wussten. Und so sind noch heute einzigartige historische Dokumentarfilme von den frühen Reisen der Entdecker erhalten, die das Dänische Filminstitut bereits seit Jahren digitalisiert und frei zugänglich online zur Verfügung stellt.
In Zusammenarbeit mit dem Arctic Institute und dem grönländischen Nationalarchiv digitalisiert das Dänische Filminstitut laut dessen Angabe eine große Zahl bisher unzugänglicher Filme über die Landschaften und Kulturen Grönlands, die teils über die Jahre verschwunden sind oder sich durch den Klimawandel verändert haben. Darüberhinaus gibt es aus den frühen 1930er bis in die 1970er Jahre Dokumentationen, Informationsfilme, private Aufnahmen und Filme von Touristen, die das Wissen über Grönlands Weg in die Selbstverwaltung sowie das Geschäftsleben Grönlands beleuchten.
Bisher sind 188 historische Filme über Grönland digitalisiert, darunter zahlreiche Stummfilme, die auf der dänischen Webseite Film Centralen kostenlos angeschaut werden können. Das Dänische Filminstitut erhielt 2019 umgerechnet mehr als 300.000 Euro vom Kulturministerium für ein Digitalisierungsprojekt, wobei etwa 130.000 Euro für die grönländischen Filme vorgesehen ist.
Der Stummfilm von der zweiten Thule-Expedition (von insgesamt sieben) des berühmten dänischen Polarforschers Knud Rasmussen zur Nordküste Grönlands in den Jahren 1917-1918 mit der «Hans Egede». Video: 9 Minuten, Quelle: Fim Centralen DK
Wie Lisbeth Valgreen, Ethnologin mit einem Master of Sciences in Eskimologie und Leiterin der Archive am Arctic Institute, auf Film Centralen beschreibt, sind die digitalisierten Filme wichtig für das Verständnis der frühen ethnographischen und anthropologischen Forschung in Grönland, und insbesondere können die frühen Stummfilme einen Eindruck vom Leben in dieser Zeit, aber auch von den Wahrnehmungen und Interessen der Expeditionsreisenden vermitteln.
Einige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in 1953, verfügte die damalige dänische Regierung, dass Grönland nun ein Teil Dänemarks sei und zu einer Wohlfahrtsgesellschaft nach dänischem Vorbild ausgebaut werden sollte. Neben dänischen Arbeitskräften kamen nun auch Touristen mit dem Flugzeug ins Land und mit ihnen die sich rasend schnell entwickelnde Foto- und Filmtechnologie, die bald auch für Amateure handhabbar war. Und so finden sich neben den Dokumentarfilmen auch zahlreiche private Filme in den Archiven, wie z.B. «Urlaub in Westgrönland» aus dem Jahr 1964.
Besonders eindrücklich sind auch die Dokumentarfilme über das Leben der Grönländer und Grönländerinnen. So zeigt beispielsweise der Film «Berufstätige Frauen in Grönland» den Arbeitsalltag von grönländischen Frauen in einer Fischfabrik während der dänischen Kolonialherrschaft, der im krassen Gegensatz zu ihrer traditionellen Lebensweise steht, die wiederum in frühen Filmen aus den 1930er Jahren festgehalten ist.
Mit zunehmender Selbstverwaltung und dem Wiederfinden ihrer kulturellen Identität wächst auch das Interesse der Grönländer an ihrer Geschichte und ihren Traditionen. Die Digitalisierung der historischen Filme trägt nun dazu bei, die ursprüngliche Lebensweise an junge Grönländer und alle anderen Interessierten zu vermitteln.
Julia Hager, PolarJournal
Link zum Dänischen Filminstitut: https://filmcentralen.dk/museum/danmark-paa-film