In Longyearbyen steht die nördlichste Brauerei der Welt | Polarjournal
Fünfeinhalb Jahre lang benötigte der Norweger Robert Johansen, bis er die Konzession zum Bierbrauen auf Spitzbergen erhielt. (Foto: Svalbard Bryggeri)

Der Spitzbergen-Archipel ist eine arktische Wildnis und liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen dem norwegischen Festland und dem Nordpol. Trotz starker Winde, eisiger Temperaturen und der Polarnacht von November bis Februar beheimatet der Hauptort Longyearbyen annähernd 2.500 Einwohner. Im Sommer, zur Hochsaison, können es bei Ankunft von Kreuzfahrtschiffen schon mal das Doppelte sein.

Robert Johansen ist Gründer und Geschäftsführer der nördlichsten Brauerei der Welt, Svalbard Bryggeri, die im August 2015 ihr erstes Bier abfüllte. Inzwischen werden dort mehrere tausend Liter verschiedene Biersorten pro Woche hergestellt. (Foto: Svalbard Bryggeri)

Der 63-jährige Robert Johansen zog im Alter von 22 Jahren zum ersten Mal nach Spitzbergen. Seinen Traum, als Pilot einen Job zu finden, schlug erstmals fehl und so fand er für die nächsten 12 Jahre schliesslich Arbeit in einer der Kohlegruben.

Der Traum vom Fliegen liess Johansen aber nicht mehr los. Nach sieben Jahren als Wasserflugzeugpilot auf dem Festland kehrte er 2001 nach Spitzbergen zurück, um in der Luftfahrt zu arbeiten. Dabei fand er eine Anstellung als Pilot und Basiskommandant bei der am Flughafen von Longyearbyen ansässigen Lufttransport AS. Dort arbeitet Johansen noch heute.

Die Brauerei ist in einem modernen Gebäude in der Nähe des Hafens untergebracht. (Foto: Svalbard Bryggeri)

Johansen, ein begeisterter Heimbrauer, wollte als nächsten Schritt eine Mikrobrauerei gründen, um ein echtes Svalbard-Bier herzustellen. Im Weg stand vorerst mal ein altes norwegisches Gesetz von 1928. Dieses verbot die Produktion von Alkohol auf Spitzbergen, um den Alkoholismus unter den Minenarbeitern zu bekämpfen.

Nach mehr als fünf Jahren Verhandlungen mit den Behörden in Oslo konnte Johansen 2014 endlich die notwendige Gesetzesänderung durchsetzen.

So entstand eine Brauerei an einem kalten, ungewöhnlichen Ort. Dies war nur möglich durch starken Willen und eine Vision.

In den Lokalen von Longyearbyen sind verschiedenen Sorten erhältlich. Das Bier wird aber meistens in Dosen abgefüllt, damit es von Einheimischen und Touristen auf Polarausflügen mitgenommen werden kann. (Foto: Svalbard Bryggeri)

Spitzbergen Bryggeri AS bietet ein Standardsortiment von acht klassischen Bieren. Darüber hinaus werden noch lokale Spezialitäten für besondere Jahreszeiten, Kulturveranstaltungen und traditionelle Feste gebraut. Eine Besonderheit für alle Spitzbergen-Biere ist, dass 16% des hochwertigen Wassers, das zum Brauen verwendet wird, vom 2000 Jahre alten Gletscher Bogerbreen stammt.

Svalbard Bryggeri beschäftigt heute mehrere Vollzeitmitarbeiter, beliefert jede Bar und jedes Restaurant in Svalbard und exportiert nach Norwegen und Europa. Spitzenreiter unter den Produkten der Brauerei sind das Spitzbergen Pilsner gefolgt von Pale Ale und IPA.

Mit einem Zweijahresvertrag von Norwegian Air mit der Svalbard Bryggeri konnte ein weiterer Schritt in Angriff genommen werden. Die Airline bietet Dosenbier auf allen Langstreckenflügen an. „Dies ist neben der Erhöhung der Produktion auch ein großartiger Werbespot für uns und für Svalbard. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie viele Leute uns zu einer Verkostung besucht haben, weil sie vor ein paar Jahren mit Norwegian geflogen sind.“ meinte Johansen.

Website: www.svalbardbryggeri.com

Heiner Kubny, PolarJournal

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