Schweiz eröffnet Honorarkonsulat auf Svalbard | Polarjournal
Der Schweizer Botschafter in Norwegen, Bernard Jaggy, überreicht dem neu ernannten Honorarkonsul Marcel Schütz in einer feierlichen Zeremonie die offizielle Ernennungsurkunde. Bild: Michael Wenger

Der von Norwegen verwaltete Svalbard-Archipel ist in den letzten Jahren auf vielen Ebenen in das Zentrum des globalen Interesses gerückt, besonders in wissenschaftlicher und politischer Hinsicht. Dies liegt vor allem an der geographischen Lage der Inselwelt: das letzte Festland vor dem Arktischen Ozean und am westlichen Eingang zur Nordostpassage. Auch die Schweiz, die seit 2017 als Beobachter im Arktischen Rat mitwirkt, hat die Wichtigkeit Svalbards erkannt. Dafür wurde nun offiziell ein Schweizer Honorarkonsulat eröffnet und Marcel Schütz zum ersten Schweizer Honorarkonsul ernannt.

In einer feierlichen Zeremonie in der Funken Lodge in Longyearbyen überreichte der Schweizer Botschafter für Norwegen und Island, Bernard Jaggy, die Ernennungsurkunde an Marcel Schütz, den ersten Honorarkonsul der Schweiz auf Svalbard. «Aufgrund der reichhaltigen Forschung der Schweiz auf Svalbard ist sehr wichtig für uns, jemanden hier zu haben, der helfen kann, der mit dem Gouverneur zusammenarbeitet. In erster Linie wird Marcel Schütz seinem Botschafter vor Ort zur Seite stehen, aber auch Schweizer Forschenden als Ansprechpartner dienen.» An der Übergabe waren auch der Gouverneur von Svalbard, Lars Fause, der russische Generalkonsul auf Svalbard, Sergey Gushkin und zahlreiche weitere geladene norwegische und Schweizer Gäste anwesend. Gouverneur Fause erklärte: «In allen praktischen Belangen begrüsse ich eine gute Zusammenarbeit mit Ihnen, Honorarkonsul Schütz.» Marcel Schütz bedankte sich bei Botschafter Jaggy und den anwesenden Gästen und erklärte in seiner Rede «Es erfüllt mich Ehre und Stolz, dieses grosse Vertrauen zu erhalten, der erster Honorarkonsul der Schweiz auf Svalbard und der allererste Honorarkonsul überhaupt in der Hocharktis zu sein». Die Zeremonie wurde mit einem Mittagessen in der Lodge beschlossen.

Der neu designierte Honorarkonsul Marcel Schütz lebt seit 12 Jahren auf Svalbard und betreibt erfolgreich eine Touranbieterfirma. Seine langjährige Präsenz auf dem Archipel und seine profunden Kenntnisse über die Situation Svalbards haben ihn zum idealen Vertreter der Schweiz gemacht. Im Bild Schweizer Botschafter Bernard Jaggy, Honorarkonsul Marcel Schütz, Gouverneur Lars Fause. Bild: Michael Wenger

«Ich freue mich, für die Schweizer Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu sein und jeder, der meine langjährige Spitzbergen Erfahrung, Wissen oder Hilfe benötigt, ist herzlich willkommen.»

Marcel Schütz, neuer Honorarkonsul der Schweiz auf Svalbard

Die Schweiz ist das erste Land, welches ein Honorarkonsulat auf Svalbard eröffnet. Die einzige weitere diplomatische Vertretung auf dem Archipel ist das russische Konsulat in Barentsburg. Alle weiteren Vertretung liegen auf dem norwegischen Festland. Bislang war der Honorarkonsul der Schweiz in Tromsø für den Svalbardarchipel verantwortlich. «Diese Situation war nicht ideal, um in Krisenfällen einzugreifen oder die Interessen der Schweiz in dieser abgelegenen Region zu unterstützen», erklärt Botschafter Bernard Jaggy im Gespräch mit PolarJournal. «Wir zählen jährlich rund 3’000 Übernachtungen von Schweizer Bürgern auf dieser Inselgruppe. Meistens sind dies Forscher oder Abenteuertouristen. Da kann auch mal was passieren, wo die Unterstützung eines Honorarkonsuls wertvoll ist.» Marcel Schütz, der neue Honorarkonsul, weiss, wovon Botschafter Jaggy spricht. Denn er lebt bereits seit 12 Jahren auf dem Archipel und führt erfolgreich eine Firma für Touren rund um Svalbard. «Über die Jahre habe ich viele Facetten des Lebens in der Arktis kennengelernt und als langjähriger Einwohner der Inselgruppe kenne ich mich lokal sehr gut aus und habe ein gutes Netzwerk aufgebaut», meint Marcel Schütz. «Ich freue mich, für die Schweizer Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu sein und jeder, der meine langjährige Spitzbergen Erfahrung, Wissen oder Hilfe benötigt, ist herzlich willkommen.»

Die Schweiz stellte im Herbst 2019 am Arctic Circle Treffen die Stossrichtung ihres Engagements in der Arktis vor. Diese beruht in erster Linie auf Wissenschaftsdiplomatie und konzentriert sich auf die Forschungsarbeiten der Schweiz in den verschiedenen arktischen Regionen. Die Eröffnung eines Honorarkonsulats auf Svalbard unterstützt diese Strategie. Bild: Arctic Circle

Die Aufgaben des neuen Honorarkonsuls umfassen aber nicht nur die Hilfe bei in Not geratenen Besuchern des Svalbardarchipels. Zwar ist die Aufgabe eines Honorarkonsuls ehrenamtlich, aber mit Hilfe der Schweizer Botschaft in Oslo kann Marcel Schütz auch Aufgaben zur Wahrung der Schweizer Interessen auf Svalbard wahrnehmen. Und die Schweiz hat ein grosses wissenschaftliches Interesse an Svalbard und der Arktis im Ganzen. Dies wurde bereits 2019 mit der Präsentation der Stossrichtung des Schweizer Engagements in der Arktis am Arctic Circle-Treffen in Reykjavik durch den Schweizer Botschafter im Arktisrat, Stefan Estermann, deutlich. «Die Eröffnung dieses Honorarkonsulats steht klar im Einklang mit der schweizerischen Polarforschung und der Entwicklung der Wissenschaftsdiplomatie des Eidgenössischen Departements des Äusseren EDA», meint Botschafter Jaggy. «Interne Abklärungen haben ergeben, dass in den letzten Jahren über hundert Projekte durch schweizerische Universitäten, Forschungsinstitute und unabhängige Wissenschaftler dort durchgeführt wurden. Das ist eine der grössten Konzentrationen der Schweizer Forschung ausserhalb unseres Landes», erklärt er. Auch Marcel Schütz sieht einen Teil seiner Aufgaben in dem Bereich: «Zu meinem weiteren Aufgabenbereich gehört die Unterstützung Schweizer Institutionen und Universitäten bei der Planung und Durchführung von Forschungsprojekten. Die Schweizer Präsenz vor Ort erachte ich als sehr wertvoll, da Spitzbergen immer mehr im Fokus steht. Longyearbyen ist die perfekte Ausgangslage, um Polarforschung zu betreiben.»

Die Schweiz war schon zu Beginn des 20 Jahrhunderts in der Arktisforschung aktiv. Neben Alfred de Quérvain in Grönland war auch François-Alphonse Forel (1841 – 1912) stark an der Gletscherforschung in verschiedenen Teilen der Welt interessiert und war der erste Präsident der Internationalen Gletscherkommission, aus der später die IACS (International Association of Cryospheric Sciences) hervorging. Bild: Leo Wehrli. ETH Bibliothek, Wiki Commons CC BY-SA 4.0

«Die Schweiz ist das erste Land, das ein Honorarkonsulat mit Schwerpunkt auf wissenschaftlicher Forschung in der arktischen Region eröffnet.»

Bernard Jaggy, Botschafter der Schweiz für Norwegen und Island

Svalbard ist schon seit Jahrzehnten im Fokus der internationalen Polarwissenschaft. Zahlreiche Länder haben in der ehemaligen Bergbausiedlung Ny-Ålesund Forschungsstationen eröffnet. «Nur Wenige wissen aber, dass die Schweiz eine Pioniernation in der Arktisforschung ist», meint Botschafter Jaggy. «Auf Svalbard begann diese schon im 19. Jahrhundert mit den Arbeiten von Professor François-Alphonse Forel, dem Initiator der internationalen Gletscherkommission. Heute konzentriert sich die Forschung hauptsächlich auf die Bereiche Klimawandel, Geologie, Biologie und Meeresverschmutzung. Ein Engagement für die Nachhaltigkeit, welches die Schweiz als Beobachterin im Arktischen Rat regelmässig unterstreicht.» Mit der Eröffnung des Honorarkonsulats will die Schweiz auch ein weiteres Zeichen in diese Richtung setzen. «Die Schweiz ist das erste Land, das ein Honorarkonsulat mit Schwerpunkt auf wissenschaftlicher Forschung in der arktischen Region eröffnet. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich andere Länder daran ein Beispiel nehmen werden», sagt Botschafter Jaggy. In dieser Hinsicht könnte der Botschafter Recht haben. Erst im Juli dieses Jahrs erklärte Polen anlässlich eines Besuches ihrer Botschafterin auf Svalbard, dass man mit dem Gouverneur über die Notwendigkeit einer Etablierung eines polnischen Honorarkonsulats in Longyearbyen übereingekommen sei. «Die Inselgruppe ist zwar meist ganz oben am Rande der Weltkarte zu finden, aber in der heutigen Zeit global zu einem Anziehungspunkt geworden und steht immer wieder im Zentrum», erklärt Marcel Schütz. Damit zeigt sich zum einen, wie wichtig der arktische Archipel mittlerweile geworden ist und zum anderen, dass die Schweiz einmal mehr eine Pionierrolle in der Arktis übernommen hat.

Ab sofort leuchtet das Schweizer Kreuz weithin sichtbar an der Wand des Honorarkonsulats in Longyearbyen. Bild: Michael Wenger

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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