Die Strände in der brasilianischen Santos-Bucht werden im Rahmen des Umweltprojekts PMP-BS des Mineralölunternehmens Petrobras (Petróleo Brasileiro) überwacht, um Auswirkungen der Ölförderung auf Meeresschildkröten, Meeressäuger und Seevögel zu untersuchen. Neben der Registrierung toter und verletzter Tiere, wobei letztere in Rehabilitationszentren versorgt werden, beobachten Biologen auch Arten wie den Magellan-Pinguin und zählen die Individuen. Demnach kamen in der diesjährigen Migrationsperiode mit 6.747 Magellan-Pinguinen mehr Tiere an die brasilianische Küste als im vergangenen Jahr.
Magellan-Pinguine verbringen den südlichen Sommer in ihren Brutgebieten auf den Falklandinseln, an den Küsten Argentiniens und des südlichen Chiles. Nach der Brutzeit wandern sie in Richtung Norden, wo sie günstigere Bedingungen und mehr Nahrung vorfinden. Auch an die Küste Brasiliens kommen jedes Jahr in der Regel zwischen Juni und November Tausende von ihnen, die im Rahmen des Strandüberwachungsprojekts PMP-BS von Petrobras registriert werden. Wie der Biologe Henrique Chupil, Koordinator des Projekts, gegenüber Agência Brasil erklärte, schwankt die Zahl der Magellan-Pinguine, die nach Brasilien kommen, je nach Fortpflanzungserfolg. Nachdem im letzten Jahr 5.657 Tiere gezählt wurden, sind es in diesem Jahr 20 Prozent mehr (6.747 Individuen). Die meisten Tiere wurden im Jahr 2018 registriert mit 12.230 Pinguinen zwischen Januar und November.
Die Magellan-Pinguine kommen vor allem in den Bundesstaaten Santa Catarina (4.741 Tiere) und Paraná (1.028 Tiere) im Süden Brasiliens an. Aber auch weiter im Norden, an den Stränden von São Paulo, Rio de Janeiro und Espírito Santo, wurden Pinguine beobachtet. Einige der Pinguine, vor allem Jungtiere, sind aufgrund von Nahrungsknappheit oder wegen schlechten Wetters geschwächt. Diese Tiere sind dann besonders gefährdet durch weitere negative Einflüsse wie Störungen durch Menschen oder die Aufnahme von im Meer treibendem Müll. Kommen geschwächte oder verletzte Tiere an die Strände, werden sie vom Projektteam begutachtet und gegebenenfalls in Rehabilitationszentren tierärztlich versorgt und bis zu ihrer Freilassung behandelt. Nach Angaben von PMP-BS werden die Pinguine vor allem wegen Hyperthermie, Dehydrierung und Hypoglykämie in den Rehabilitationszentren aufgenommen.
Bei tot aufgefundenen Tieren wird eine Nekropsie durchgeführt, um die Todesursache zu ermitteln und um herauszufinden, ob es eine Verbindung zu menschlichen Aktivitäten gab wie Fischerei, Schiffen oder Erdölförderung.
Denise Almeida, die Biodiversitätsberaterin von Petrobras, erklärte gegenüber Agência Brasil: «Pinguinstrandungen kommen in der Regel von der Küste von Espirito Santo bis in den Süden des Landes vor und die Zahl kann von einem Jahr zum anderen schwanken.» Sie fügte hinzu, dass die Datenbank, die im Rahmen des Projekts im Laufe der Jahre aufgebaut wurde, «äußerst wichtig ist, da sie der wissenschaftlichen Gemeinschaft hilft, die Besonderheiten der marinen Artenvielfalt an unserer Küste zu verstehen und somit zu ihrer Erhaltung beiträgt.»
Das Projekt PMP-BS wird von dem staatlichen Mineralölkonzern Petrobras koordiniert. Für das Unternehmen ist die Umsetzung des Projekts Voraussetzung, um entsprechende Umweltlizenzen für seine Vorhaben zur Öl- und Gasförderung vor der Küste Brasiliens erteilt zu bekommen. Petrobras leitet neben dem Projekt in der Santos-Bucht derzeit drei weitere PMP-Projekte, die in zehn Bundesstaaten entlang der brasilianischen Küste tätig sind, in denen das Unternehmen aktiv ist. Das erste PMP wurde im Jahr 2009 durchgeführt.
Julia Hager, PolarJournal